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„Nur wenige Sympathisanten des NSU“ – das Medienlog vom Dienstag, 31. Dezember 2013

 

Wie die Angehörigen den Prozess erlebt haben, beschreibt Martin Debes in der Thüringischen Landeszeitung. Ein berührender Moment sei der Auftritt von Ismail Yozgat, dem Vater des ermordeten Halit Yozgat, gewesen. Solche Momente erinnerten daran, dass sich hinter den quälend langen Verhandlungstagen das Schicksal vieler Menschen verberge.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

„Es ist kaum vorstellbar, was die Angehörigen durchmachen in diesem Saal, in dem trocken, genau und unerbittlich gemäß Strafprozessordnung jedes Detail der Ermittlung in den Prozess eingeführt wird“, schreibt der Autor. Die Angehörigen würden den Prozess auch nutzen, um davon zu erzählen, was die Ermordeten für Menschen waren. Es bleibe jedoch „die Ohnmacht der Opfer gegenüber den Angeklagten, denen sie gegenüber sitzen und die meist so tun, als gehe sie das alles nichts an“.

Franz Feyder gibt in der Stuttgarter Zeitung einen Ausblick auf die kommenden Prozesstage: Der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter wird verhandelt. Dafür sind drei Verhandlungstage angesetzt, in denen 22 Zeugen aussagen sollen. „Bereits jetzt ist abzusehen, dass der ehrgeizige Zeitplan Götzls gesprengt wird“, vermutet der Autor.

Der NSU habe nach Einschätzung des stellvertretenden Generalbundesanwalts Rainer Griesbaum keinen größeren Kreis von Sympathisanten: „Aus unseren Ermittlungen ergibt sich, dass der NSU und seine Taten eher kritisch gesehen werden“, sagte Griesbaum in einem dpa-Interview. „Sie waren sich selbst genug. Ihre Maxime war „Taten statt Worte“. Als größte Gefahr sieht Griesbaum den islamistischen Terror. Die türkischsprachige Tageszeitung Zaman greift das Thema auf: Der Strafrecht-Experte Mustafa Kaplan teilt die Meinung Griesbaums nicht. Vielmehr seien die professionellen Morde in verschiedenen Städten nicht ohne Vorbereitung und Unterstützung möglich gewesen. Der Verfassungsschutz hätte sich ohnehin jahrelang nur auf Islamisten und Linksextreme konzentriert, so hätte der NSU unschuldige Menschen töten können.

Die Süddeutsche Zeitung-Autoren Annette Ramelsberger, Tanjev Schultz und Rainer Stadler haben die 71 Verhandlungstag protokolliert und verdichtet. Nachzulesen ist das ab 3. Januar im SZ-Magazin. Das Protokoll wurde auch verfilmt und ist am 2. Januar online zu sehen. Einen Trailer gibt es hier.

Keine Berichte in englischsprachigen Onlinemedien.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 2. Januar 2014, dann mit Tom Sundermann.

Wir wünschen ein gutes neues Jahr.