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Wie nahe stand toter V-Mann dem NSU? – Das Medienlog vom Dienstag, 15. April 2014

 

Selbst wenn der rechtsextreme V-Mann Corelli Geheimnisse über die Zwickauer Terrorzelle kannte, kann er sie nicht mehr preisgeben: Der enttarnte Spitzel Thomas R. starb Ende März. Fraglich ist weiter, wie eng seine Verbindungen zum NSU waren. R. sei „nur ein Spitzel von vielen“ gewesen, „der NSU regelrecht umstellt von Informanten“, heißt es in einem Bericht von Spiegel Online. Demnach war Corelli eine von drei Quellen auf der Gehaltsliste des Bundesverfassungsschutzes, die der Gruppe nahestanden.

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Der aus Halle an der Saale stammende R. „spielte eine bis heute nicht vollständig aufgeklärte Rolle im nahen Umfeld des NSU“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) der Berliner Zeitung. Er wäre „im NSU-Prozess ein zentraler Zeuge gewesen für die Frage, welche Kenntnis der Verfassungsschutz von der Existenz rechtsterroristischer Strukturen in Deutschland hatte“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz ist hingegen der Ansicht, der V-Mann habe mit dem NSU nichts zu tun gehabt.

Hinweise auf enge Kontakte gibt es allerdings viele. 1995 lernte R. das spätere NSU-Mitglied Uwe Mundlos auf einem Rechtsrock-Konzert in Dresden kennen, wie Andreas Speit in der taz berichtet. Später habe er dem Verfassungsschutz gemeldet, dass Mundlos mit Gesinnungsgenossen die Kameradschaft Jena gegründet hatte – ein Netzwerk, dessen Mitglieder später tatkräftig die untergetauchten Kameraden unterstützten. Zudem pflegte R. Verbindungen zum Szeneheft Der Weiße Wolf. Darin erschien im Jahr 2002 die Botschaft „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen“ – das Trio hatte dem Herausgeber David P. eine Spende von 2.500 Mark zukommen lassen. P. ist als Zeuge im Prozess geladen.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 16. April 2014.