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Deutsche sind vom NSU-Prozess enttäuscht – Das Medienlog vom Montag, 5. Mai 2014

 

Vor bald einem Jahr begann der NSU-Prozess in München – begleitet von hohen Erwartungen. Gelingt es dem Gericht, die komplexe rechtsterroristische Serie aufzuklären? Die Mehrheit der Deutschen empfindet das nicht so, wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa ergeben hat.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

63 Prozent der Teilnehmer gaben an, sie fühlten sich über Taten und Hintergründe der Morde nicht besser informiert als vor einem Jahr. Auch die Wirkung des Prozesses schätzten die Befragten ein – demnach glauben 43 Prozent, der Prozess schade Deutschlands Ruf im Ausland wegen der öffentlichen Diskussion der Ermittlungsfehler.

Mangelnde Aufklärung kritisiert auch taz-Autor Andreas Speit in einem Kommentar. „Im Saal A 101 geht man der Frage nach dem gesellschaftlichen Kontext der Entstehung des NSU nicht nach. Falscher Ort, falsche Regularien“, schreibt der Autor. Er argumentiert: Weil mit dem Prozess die extremsten Auswüchse des Rechtsextremismus in der Öffentlichkeit behandelt werden, gerieten der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft und die Aktivitäten der Nazi-Szene aus dem Blickfeld: „‚Das Böse‘ ist eingefangen, dort ist der Rechtsextremismus verortet, hat ein Gesicht“, analysiert Speit mit Blick auf die Medienwirkung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe.

Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 6. Mai 2014.