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Plante Zschäpe die NSU-Anschläge mit? – Das Medienlog vom Freitag, 12. Dezember 2014

 

Zehn Fotos nahm das Gericht am Donnerstag in Augenschein. Die Fotos zeigen offenbar, wie der NSU mögliche Anschlagsziele in Stuttgart und im fränkischen Hof ausspionierte. Nebenklageanwalt Reinhard Schön sah durch die Fotos belegt, dass Beate Zschäpe an der Planung beteiligt war – dem widersprach deren Verteidiger Wolfgang Stahl. Wie wertvoll sind die Bilder? Sie seien „wohl eher ein weiterer Beleg dafür, dass es schwierig bleibt“, den Anklagevorwurf zu beweisen, vermutet Frank Jansen im Tagesspiegel. So sei der Vorwurf zwar nicht auszuschließen. „Doch eine lückenlose Beweiskette ergibt sich nicht.“

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das Material stammt laut Zeitstempel aus dem Juni 2003 und wurde an zwei aufeinander folgenden Tagen aufgenommen – wahrscheinlich von Uwe Mundlos. Sieben der Fotos zeigen eine Straße in Stuttgart, in der sich unter anderem ein türkisches Lebensmittelgeschäft befindet. Auf einigen der Bilder ist Uwe Böhnhardt zu sehen, an sein Mountainbike gelehnt. Auf zwei weiteren Fotos ist ein Schild der SPD-Geschäftsstelle in Hof dokumentiert, das letzte zeigt Böhnhardt und Zschäpe nebeneinander auf einem Sofa. Auf den anderen Bildern ist sie nicht zu sehen. „Es ist unklar, ob Zschäpe in Stuttgart und Hof dabei war“, schließt Tanjev Schultz in der Süddeutschen Zeitung daraus.

Wir bei ZEIT ONLINE beobachten, wie die Beweismittel in die offenbar sehr sorgfältige Anschlagsplanung des NSU passen. Schließlich legt die Wahl der Tatorte den Verdacht nahe, dass es gab Unterstützer vor Ort gab. Dennoch: „Auch nach langen Ermittlungen nach der Selbstenttarnung des NSU ist kaum bekannt, wie das NSU-Trio seine Opfer aussuchte.“ Der Beweiswert der Fotos an sich ist unserer Ansicht nach gering: „Klar ist nach diesem Verhandlungstag, dass die Beweisführung in diesem Prozess nur funktionieren kann, wenn sie ein stimmiges Gesamtbild ergibt.“

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 15. Dezember 2014.