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Peinliche Momente für die Verteidigung – Das Medienlog vom Mittwoch, 22. Februar 2017

 

Vor einer Woche haben Beate Zschäpes Neuverteidiger angekündigt, die Vernehmung einer Vollzugsbeamtin des Münchner Gefängnisses Stadelheim  beantragen zu wollen. Passiert ist bisher aber nichts. Am Dienstag ergriff nun Richter Manfred Götzl die Initiative: Er lud die stellvertretende Leiterin der Haftanstalt, in der Zschäpe in Haft sitzt. Sie wird bereits heute aussagen.

Mit dem Schritt sorgte Götzl „für eine peinliche Schlappe für die Verteidigung“, schreibt Ina Krauß vom Bayerischen Rundfunk. Zschäpes Anwalt Mathias Grasel hatte kurz zuvor noch mitgeteilt, der Antrag liege „aus organisatorischen Gründen“ noch nicht vor. Dem Richter ging das offenbar zu langsam.

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„Es sind peinliche Momente für Mathias Grasel im NSU-Prozess“, beobachtet auch Björn Hengst von Spiegel Online. Götzl sei „sichtlich verärgert“ gewesen, als er zur Kenntnis nehmen musste, dass der Antrag noch nicht fertig ist. Das Papier werden die Zschäpe-Verteidiger wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch einreichen, da sie sich explizit für die Aussage der Beamtin und nicht von der stellvertretenden Leiterin interessieren.

Konkret erhofft sich die Verteidigung, dass die Vollzugsbeamtin einen korrekten Umgang von Zschäpe gegenüber Mitgefangenen mit Migrationshintergrund  bestätigen wird, schreibt Wiebke Ramm in der Süddeutschen Zeitung. „Womöglich gerät das ursprünglich geplante Verteidigungsmanöver zum Eigentor“, mutmaßt sie. Denn ob sich die nun geladene Leiterin positiv über die Hauptangeklagte äußern wird, ist nicht gesichert.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 23. Februar 2017.