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Open Data Wettbewerb in Russland

 

Fix My Street Variante auf Russisch
Anliegenmanagment: Die russische Variante von FixMyStreet

„Wir sind bereit für solche Aktivitäten in unserem Land“, stellen die russischen Aktivisten fest, die eben den ersten Apps4Russia Wettbewerb gestartet haben. Es geht um mehr oder minder offene Datensätze, die sie selbst zusammengetragen haben. Daraus sollen nützliche Anwendungen entstehen, etwa zum Staatshaushalt, zu Umweltinformationen oder zur städtischen Infrastruktur. Vorbilder sind ähnliche Wettbewerbe aus den USA und diversen europäischen Ländern. Es winken 155.000 Rubel, rund 3.800 Euro Preisgeld.

Es gebe keine Verbindung zur Regierung und es gehe nicht um kommerzielle Interessen, betont Ivan Begtin, einer der Initiatoren. Er erklärt: „Wir haben keine Gesetze wie die Open Government Directive in den USA oder ähnliche Regelungen in der EU. Nur einige wenige Beamte verstehen die Bedeutung des Begriffs ‚Open Data'“.

Das solle sich nun ändern. Gut 300 Datensätzen seien bereits identifiziert, sagt Begtin, die jeder, der teilnehmen möchte, als Grundlage für seine Arbeit nutzen kann. Bis Ende Oktober läuft der Wettbewerb.

An anderer Stelle nahm Begtin Stellung dazu, warum es in Russland wenig Sinn macht, solch einen Wettbewerb ‚Apps4Democracy‘ zu nennen, wie es in den USA der Fall ist. „Viele Leute in der Post-UdSSR sorgen sich viel mehr um Sicherheit, Gesundheit, Steuern, Arbeitslosigkeit, den Sozialstaat, Bürokratie, Korruption und so weiter.“ Demokratie sei für die meisten indes kein grundsätzlicher Wert. So sei es für die Menschen einfacher zu verstehen, dass Open Data in diesen Zusammenhängen helfen kann ohne das Wort „Demokratie“ überhaupt zu benutzen.

Er selbst betreibt den Informationsdienst opengovdata.ru. Überhaupt gibt es zahlreiche Transparenzprojekte in Russland, etwa den nicht-staatlichen Datenkatalog datagov.ru. Oder die russische Variante von FixMyStreet: StreetJournal ist ist ein System, mit dem Bürger Anliegen an ihre Verwaltung melden können, etwa Schäden in der Straße.

Die Aktivitäten in Russland zeigen, dass die Prinzipien Open Data und Open Government sich stetig über den nordamerikanischen und westeuropäischen Raum ausdehnen. Die Sprachbarriere zwischen Ost- und West stellt dabei allerdings ein Problem da. In der Regel ist man im Westen auf Personen wie Ivan Begtin oder Nichtregierungsorganisationen angewiesen, die als Mittler der Aktivitäten dienen. So erfahren wir über die polnische NGO Centrum Cyfrowe, die auf Englisch schreibt, dass die polnische Regierung eine recht weitgehende Open Data-Politik umsetzen will.