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Open Data in Afrika

Open Data Portal Kenia

Vergangene Woche startete die Kenya Open Data Initiative (KODI). Damit hat nach Marokko nun ein zweites afrikanisches Land einen offiziellen, staatlichen Datenkatalog. Er enthält bislang rund 160 Datensätzen aus den Sektoren Bildung, Energie, Gesundheit, Armut sowie Wasserversorgung und Hygiene. Ebenfalls gibt es Zahlen zum Landeshaushalt und einige Geodaten.

Diese Form von Transparenz ist ungewöhnlich für das Land. Derzeit findet sich Kenia am unteren Ende des Korruptionsindex von Transparency International. Wenig verwunderlich, dass der Bedarf nach Informationen groß zu sein scheint: Bereits gut 70 Vorschläge für weitere Veröffentlichungen von Daten sind innerhalb einer Woche eingegangen. Sie reichen von Informationen zum Straßenbau über Wahllisten bis hin zu Landtiteln.

Fraglich ist, inwiefern das Projekt der Bevölkerung nutzt, die zu drei Vierteln keinen Zugang zum Internet hat. Wenn überhaupt, geschieht der über das Mobiltelefon. Handys haben die meisten Kenianer, allerdings eben ohne Internetverbindung.

Das Problem ist bekannt und es gibt schon eine erste Anwendungen, die per SMS Auskunft über demographische und politische Daten aus Open Data generiert.

Ausführliche Hintergrundinformationen finden sich im Artikel „Open government data to fuel Kenya‘s app economy“ von Alex Howard und ebenfalls im Text „Ushahidi welcomes Kenya Open Data Initiative„.

 

Open Data im Berliner Wahlkampf

logo berliner open data day

Am 18. September wird in Berlin ein neuer Senat das Abgeordnetenhaus neu gewählt. Es ist also an der Zeit, die Wahlprogramme zu studieren und auf Ankündigungen in Sachen Open Data und Open Government abzuklopfen. In Berlin immerhin existiert eine rege Open-Data-Szene, zu der auch einige Beamte aus den Senatsverwaltungen zählen; zusammen organisierte man etwa einen Open Data Day im Mai. Es gibt also durchaus Interesse am Umgang mit Datensätzen der öffentlichen Hand.

Glaubt man den jüngsten Umfragen, wird die Koalition aus SPD und Linke nicht ein drittes Mal regieren. Doch wie offen und transparent könnte das Regierungshandeln einer möglichen rot-grünen, rot-schwarzen oder grün-schwarzen Landesregierung sein?

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Premier Cameron wirbt für offene Daten

Es ist beeindruckend, mit welcher Konsequenz die britische Regierung Open Data als Teil ihres Handelns versteht. Nicht weniger als eine „komplette Revolution der Transparenz“ kündigte der britische Premier David Cameron am Donnerstag an. Nachdem in den vergangenen zwölf Monaten vornehmlich Datensätze der Regierung und der Ministerien zugänglich gemacht wurden, konzentriert sich die Politik nun auf den öffentlichen Dienst. Datensätze aus vier Bereichen werden dabei besonders Beachtung erfahren, schrieb Cameron in einem Brief an seine Kabinettskollegen: aus dem Gesundheitssystem, der Bildung, der Strafjustiz sowie aus dem Transportwesen (Straße & Schiene).

Es gehe darum, schreibt Cameron in einem Beitrag für die Tageszeitung The Telegraph, den Bürgern Informationen an die Hand zu geben, damit diese informierte Entscheidungen treffen können: Welche Schule wähle ich für mein Kind, welches Krankenhaus bietet die besten Behandlungsmöglichkeiten? Für die Institutionen selbst werde es nun möglich, detailliert ihre Leistungen zu vergleichen und so ihre Standards zu verbessern. Cameron ist sich sicher, dass offenere Daten für mehr Konkurrenz darum sorgen, „der Beste zu sein“.

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Die Gewinner des ersten paneuropäischen Open-Data-Wettbewerbs

Daten, Ideen und Anwendungen Open Data EU
Das Portal publicdata.eu wurde in der vergangenen Woche gestartet.

Gleich zwei Preisverleihung gab es Ende vergangener Woche in Brüssel. Dort tagte Donnerstag und Freitag die erste „Digital Agenda Assembly“ der EU. Die Vizepräsidentin der EU-Komission, Neelie Kroes, stellte zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung ihren „Statusbericht zur digitalen Union“ vor (ihre Rede auf Englisch als Video). Anhand eines Digital Scoreboard wurde der Stand der Dinge dokumentiert: Beispielsweise wie gut die Breitbandversorgung in den Mitgliedstaaten ist. Oder wieviele Geschäfte online abgewickelt werden.

Vor einem Jahr hatte Kroes ein Maßnahmenpaket präsentiert, um die Grundlagen für einen „digitalen Binnemarkt“ zu schaffen.

Auf sieben Säulen ruht die europäische digitale Agenda. Die siebte namens „ICT-enabled benefits for EU society“ steht auch für Open Data. Im offiziellen Sprachgebrauch auch als „Public Sector Information“ (PSI) verstanden. So war es nur folgerichtig, dass die Gewinner des ersten paneuropäischen Open-Data-Wettbewerbs, den auch ZEIT ONLINE als Medienpartner unterstützte, in Brüssel gekürt wurden. Der jeweils erste Preis dieser Open Data Challenge ging an:

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Transparenz macht Entwicklungshilfe besser

Schweden Entwicklungshilfe Gelder
Die schwedische Regierung dokumentiert ihre Entwicklungskooperationen auf openaid.se

Entwicklungshilfe ist umstritten. Die einen sehen darin ein Geldverbrennungsprogramm mit minimalem Nutzen; die anderen verweisen auf diverse Indikatoren, die die Erfolge von Entwicklungsbemühungen belegen.

Open Data kann in diesem Bereich durch Transparenz Vertrauen schaffen. So lautet zumindest der Ansatz der Weltbank. Vor einem Jahr begann sie damit, ihre Datensätze zu öffnen und sie im Angebot data.worldbank.org zu präsentieren. Inzwischen lassen sich darüber für nahezu alle Länder der Erde 7.000 Entwicklungsindikatoren abfragen: Etwa zu Bildung, Energie, Arbeitsmarkt oder Wirtschaftstätigkeit. Die Daten können dann in maschinenlesbaren Formaten heruntergeladen werden, was erlaubt, aus ihnen Karten und Diagramme zu bauen.

Was also geschieht nun mit den Milliarden, die Industriestaaten an die sogenannte Dritte Welt überweisen? 2005 erarbeitete die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) die Pariser Erklärung zur Effizienz von Entwicklungshilfe. Aus diesem ging dann 2008 die „International Aid Transparency Initiative“ IATI hervor. Sie ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Staaten, Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen mit derzeit 19 Partnerländern. Dank einheitlicher Kriterien wollen diese Entwicklungsvorhaben besser aufeinander abstimmen und besser evaluieren.

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Studie: 40 Fragen zu Open Data

cover study open data

Drei Gruppen bringen die Entwicklung von Open Data voran: Zivilgesellschaft, Politiker und Beamte und Verwaltungsmitarbeiter, die als Bindeglied zwischen den beiden anderen fungieren. So beschreibt es eine eben veröffentlichte Studie der britischen Transparency Initiative. Der englischsprachige Bericht ist lesenswert, weil er einerseits die Strategien für Open Data in den Vorreiterländern USA und Großbritannien untersucht. Anderseits aber versucht, daraus mögliche Ansätze für jene Staaten abzuleiten, die im Sinne offener Daten als „Schwellenländer“ und „Entwicklungsländer“ gelten.

In der Studie (pdf, Creative Commons) analysiert die Autorin Becky Hogge zuerst einmal die beiden großen Datenkataloge data.gov und data.gov.uk, die Großbritannien und die USA veröffentlicht haben. Dabei wird auch die Rolle von Einzelpersonen beleuchtet, vor allem die des „Popstars“ Tim Berners-Lee, der großen Einfluss auf die britischen Open-Data-Bemühungen hat.

Sind die Strategien der USA und Großbritanniens auch für andere Länder geeignet? Um das zu klären, befragte Hogge diverse Spezialisten aus dem entwicklungspolitischen Bereich. Dabei geht es um Informationsfreiheitsgesetze, darum, welche Datensätze von Interesse sind und darum, in welcher Lage sich die Zivilgesellschaft in verschiedenen afrikanischen Ländern befindet. Schließlich wird die Rolle von Geberländern diskutiert – Staaten also, die versuchen, Open Data an anderen Orten zu fördern.

Die Geber werden abschließend als möglicher vierter Akteur identifiziert, neben Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik. Die Autorin warnt aber davor, lediglich Geld in vage Open-Data-Projekte zu investieren. Könnten offene Daten doch nur zu einer Kultur werden, wenn es auch in anderen Bereichen Fortschritte gibt, eben bei Gesetzen und den Möglichkeiten der Zivilgesellschaft.

Um einschätzen zu können, ob Open-Data-Ideen gelingen können, bietet die Studie auf zwei Seiten gut 40 Fragen als Checkliste an (S. 37f). Dieser Fragenkatalog ist das Kernstück der Studie und ein nützliches Instrument, mit dem sich Open-Data-Prozesse generell messen lassen.

Für die Untersuchung hat die britische Technologiejournalistin Hogge im April 2010 zahlreiche Interviews geführt. Sie selbst ist Mitglied des Vorstands der britischen Open Knowledge Foundation.

 

„Offene Daten können uns unsere Gesellschaft erklären“

ton zijlstra

Ton Zijlstra leitet seit März das Team rund um die ePSI-Plattform. Die Abkürzung steht für „European Public Sector Information“. Finanziert wird das Vorhaben von der Europäischen Kommission. Seit 2005 gilt in der EU die PSI-Directive, die eine „Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors“ regelt. In Deutschland schlägt sie sich im Informationsweiterverwendungsgesetz (IWG) nieder.

Im Interview spricht Zijlstra, ein selbständiger Unternehmer und Berater aus den Niederlanden, über die europäische Dimension offener Daten und die anstehende Reform der PSI-Gesetzgebung.

Herr Zijlstra, was ist die Aufgabe der ePSI-Plattform?

Ton Zijlstra: Sie ist in der EU die erste Anlaufstelle für alle Neuigkeiten, wenn es um öffentliche Informationen und offene Daten geht. Die Kommission will mit dieser Plattform zeigen, was europaweit in diesem Bereich alles geschieht. ePSI ist aber auch eine wichtige Informationsquelle für die Kommission selbst. Ich war ein paar Mal in Luxemburg bei Treffen, und dort kamen immer wieder Themen zur Sprache, die auf der Plattform zuvor behandelt wurden.

Was haben Sie mit ihr in den kommenden zwei Jahren vor?

Zijlstra: Bislang finden sich auf der Website nur Nachrichten und Berichte. Menschen findet man dort nicht. Wenn wir Open Data vorantreiben wollen, müssen wir auch Menschen miteinander verbinden, damit die sich zusammentun können. Wir wollen daher in der Zukunft viel häufiger aktiv andere Veranstaltungen besuchen und sie auch unterstützen. Vor allem in Mitgliedsstaaten, in denen noch nicht so viel passiert. Wenn es uns zum Beispiel möglich ist, einer Gruppe in Bulgarien mit etwas Geld bei der Umsetzung einer Veranstaltung zu helfen, dann tun wir das.

Ziel ist es, die Dynamik zu fördern, die derzeit herrscht. Open Data soll ein unumkehrbares Prinzip werden. Im Moment könnten alle Mitgliedsstaaten noch zurück.

Was meinen Sie damit?

Zijlstra: In den Niederlanden beispielsweise wurde wegen Wikileaks diskutiert, ob das Informationsfreiheitsgesetz nicht eingeschränkt werden sollte. Das zeigt, Regierungen könnten den bisherigen Kurs der Transparenz ändern, sie können die Daten wieder hinter Schloss und Riegel stecken.

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Diskussion über Open Government in Deutschland

Vor einem Jahr saß Uta Dauke schon einmal an dieser Stelle, um sich von einem energischen Publikum zu Open Data und Open Government befragen zu lassen. Auf dem diesjährigen Podium bei der Berliner Netzkonferenz re:publica nahm die Ministerialrätin  im Bundesinnenministerium (BMI) erneut Stellung zum Stand der Dinge. Daukes Referat versteht sich als „Impulsgeber für die Verwaltungmodernisierung“. Und man sei damit gut voran gekommen, findet sie.

In den vergangenen 12 Monaten habe die Idee an Format gewonnen, sagt Dauke. Das zeige etwa die Dresdner Erklärung des Nationalen IT-Gipfels Ende 2010. Der Dialog mit der Netzgemeinde, etwa mit dem OpenData Network, sei gut und konstruktiv.

Für 2013 kündigte Dauke nun eine zentrale Einstiegseite für Datensätze auf Bund, Landes- und kommunaler Ebene an. Dauke wiederholte aber auch das bekannte Mantra: Kosten soll es nichts. Die paar hundertausend Euro, die ihr zur Verfügung stünden, würden für einen Prototypen der Einstiegsseite reichen, mehr aber auch nicht. Keine einzige weitere Stelle habe sie für den Ausbau des Regierungsprogramm „Vernetzte und transparente Verwaltung“ erhalten.

Im Dialog mit der Netzgemeinde gelte es nun vor allem noch Definitionsfragen zu lösen: „ Wir sprechen nicht die selbe Sprache, wenn wir über Open Government und Transparenz sprechen“, sagte Dauke.

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USA wollen data.gov einsparen

save the data

Es wäre ein schwerer Schlag für die Open-Data-Bewegung: Einem Sparpgrogramm der US-Regierung für 2011 soll auch der Datenkatalog data.gov zum Opfer fallen. Bis zum 8. April muss im Kongress die Entscheidung fallen, wie genau die Einsparungen aussehen werden. Dann muss sich die Regierung von Barack Obama mit den oppositionellen Republikanern geeinigt haben, sonst geht den Bundesbehörden das Geld aus.

„Save the data“ fordern bereits die Aktivisten der amerikanischen „Sunlight Foundation“ und richteten dafür eine Kampagnen-Website ein. Denn nicht nur dem Vorzeigeprojekt data.gov droht das Aus, sondern auch mehreren anderen Transparenzwerkzeugen wie USAspending.gov oder Apps.gov.

Insgesamt geht es um fast den gesamten Etat von jährlich 34 Millionen Dollar für die eGovernment-Vorhaben. Angesichts der geplanten Einsparungen im Staatshaushalt von insgesamt 33 Milliarden Dollar ist das Geld für eGovernment lächerlich wenig. Allein die am ersten Tag des Krieges in Libyen von den USA verschossenen Rakten haben mehr als 100 Millionen Dollar gekostet.

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Informationsfreiheit ins Grundgesetz

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Um als Open-Data-Infrastruktur zu dienen, braucht diese Bücherei noch ein paar Computer.

Die grüne Bundestagsfraktion hatte am Dienstag zu einem „Fachgespräch“ geladen. Es ging um die Programmatik eines neuen Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) und wie sich in diesem die Idee Open Data wiederfinden könnte. Das Papier der Grünen, das kommende Woche unter der Überschrift „Grüne Bürgerbeteiligung“ veröffentlicht werden soll, spielte dabei nur am Rand eine Rolle. Vielmehr wurden diverse Aspekte rund um Open Government und Open Data angesprochen.

Eines wurde deutlich: Was genau „Open“ bedeutet, ist noch längst nicht ausgemacht. Die zentralen Merkmale von Open Data – Maschinenlesbarkeit der Daten und ungehinderter Zugang und Nutzung – sind offensichtlich noch nicht überall verstanden worden.

In dem knapp zweistündigen Austausch wurden viele Themen angesprochen; hier einige Aspekte, die ich bemerkenswert fand:
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