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BBC schließt „Backstage“ – wegen des großen Erfolges

ebook opendata bbc
Zum Abschluss erschien ein Buch: Hacking the BBC

Ein fünfjähriges Experiment ist zu Ende gegangen. Anfang des Jahres schloss die BBC den Vorhang für ihr Projekt Backstage BBC. Der Blick hinter die Kulissen hat etliche Projekte und Ideen rund um Open Data des britischen öffentlich-rechtlichen Senders hervorgebracht. Eine Retrospektive liegt nun in Form eines kostenlosen eBooks vor.

BBC Backstage war als Sandkasten gedacht, um Ideen rund um die digitale Verarbeitung von Informationen zu testen. So sind etliche Visualisierungen, Services und Schnittstellen entstanden. Dass nun Schluss ist, hat nicht zuletzt mit dem Erfolg des Projektes zu tun. Viele Ideen sind schlicht zur Norm geworden. Vor drei Jahren war es noch eine Innovation, automatisch die neuesten Nachrichten an Twitter schicken zu lassen – heute ist es für die meisten Websites selbstverständlich.

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Bundestag reloaded

video parlamentsdebatten
Durchsuchbar: Bundestube zeigt die Debatten zusammen mit den Protokolltexten

Der Informatiker Christian Kohlschütter hat vor kurzem das Angebot bundestube.de gestartet. Jetzt ist er gespannt, ob alles so klappt wie er es sich vorstellt. Wenn kommende Woche der Bundestag wieder tagt, sollen die neuen Reden und vorläufigen Protokolle direkt nach Veröffentlichung in dem System angezeigt werden. Die Feuerprobe steht aber noch aus, sagt Kohlschütter.

Bundestube zeigt die Videos aller Parlamentsdebatten mit den dazugehörigen Redetexten. Vor allem aber macht der Service die Protokolle nach Personen oder Themen durchsuchbar. Dabei werden auch Suchvorschläge angeboten und die Inhalte nach statistischen Häufigkeiten gewichtet.

Das Videosystem des Bundestags selbst sei recht kompliziert zu bedienen, sagt Kohlschütter. Und es biete nur ellenlange Links zu den Videos an, die nach einer gewissen Zeit auch noch ungültig werden könnten. Sein Angebot dagegen mache es einfach, auf interessante Debattenbeiträge zu verweisen. So ließen sich Diskussionen in einen anderen Kontext einbinden. Noch ein Vorteil: Da die Protokolle gleichzeitig in Schriftform gezeigt, sind beispielsweise auch Zwischenrufe zu verstehen. Erste Politiker hätten bereits damit begonnen, auf ihre eigenen Reden zu verweisen, sagt Kohlschütter.

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Die Open-Data-Feuerwehr

Open Data Feuerwehr Karte
Ausschnitt aus der Einsatzkarte: Das Symbol rechts zeigt den Brandort

Bart van Leeuwen ist seit fünfzehn Jahren Feuerwehrmann in den Niederlanden. Aber er ist auch Programmierer und beschäftigt sich seit Jahren mit Open-Source-Software und mit dem semantischen Web. In Interview spricht van Leeuwen über den Nutzen von Open Data für Rettungskräfte und das Informationssystem „RESC.info„. Das entwickelt er für die Feuerwehr zusammen mit der Gruppe netlabs.org. Obwohl die Leitung der Amsterdamer Feuerwehr kein Interesse zeigt, setzen mittlerweile acht Feuerwehrstationen die Software ein.

Herr van Leeuwen, wie kamen Sie dazu, eine Kartenanwendung für die Amsterdamer Feuerwehr zu entwickeln?

Bart van Leeuwen: Auf der Fahrt zu einem Einsatzort geht es in den wenigen Minuten oft hektisch hinzu. Wir müssen im Fahrzeug mit Funkgeräten, Handys und dem Navigationsgerät hantieren. Aber während über unseren Köpfen die Sirene mit hundertzwanzig Dezibel kreischt, sind beispielsweise die Richtungsanweisungen vom Navi nicht zu hören. Und wir brauchen bereits bevor wie losfahren exakte Angaben über den Ort, zu dem wir müssen.

Einer meiner Kollegen wusste, dass ich programmiere. Er fragte mich vor etwa zwei Jahren, ob ich nicht eine Lösung hätte.

Wie sind sie das Problem dann angegangen?

van Leeuwen: Selbstverständlich habe ich erst einmal versucht, den offiziellen Weg zu gehen und teilte den entsprechenden Stellen mit: Wir brauchen etwas anderes. Nichts passierte. Und so begann ich, die Kartensoftware zu schreiben.

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Die mitdenkende Wikipedia

Das semantische Web ist die Zukunft des Netzes. Das propagiert seit Jahren schon Tim Berners-Lee, der das World Wide Web einst auf den Weg brachte. Die Anwendung The Full Wiki demonstriert – bislang leider nur in englischer Sprache – was das praktisch heißt: Im „Semantic Web“ kann Software Informationen und Daten in ein Bedeutungszusammenhang setzen.

Das Beispiel oben etwa wertet die Informationen der Wikipedia über Karl Marx aus und trägt sie auf einer Karte ein: So „weiß“ The Full Wiki, dass das Geburtshaus des streitbaren Philosophen in Trier stand, und dass er viel Zeit in der British Library in London verbrachte. Außerdem werden alle Länder angezeigt, in denen eine Form von Marxismus herrschte.

Das Angebot durchdringt dazu das gesamte englischsprachige Angebot des Onlinelexikons. Doch nicht nur Karten kann The Full Wiki bauen, das Programm ist auch in der Lage, zu einem Thema automatisiert einen Quiz zu erstellen und Fakten abzufragen.

Auf welcher Grundlage die Software ihre Informationen erhält, lässt sich in den „References“ zu jedem Thema erahnen – dort listet das Webangebot alle Einträge der Wikipedia auf, die es für seien Auswertung zusammengeklaubt hat.

Gebaut wurde The Full Wiki von einer australischen Firma namens Rapid Intelligence. Die hat Erfahrung mit „mitdenkender“ Software bei einigen Projekten gesammelt, so beim NationMaster – einem Werkzeug, um statistische Länderinformationen zu erschließen.

Einen verwandten, aber etwas anderen Ansatz zu The Full Wiki geht die Suchmaschine Wolfram Alpha an. Ihre Stärken liegen eher im mathematischen Bereich, aber die Programmierer versuchen, den Nutzern einen Teil des Denkprozesses abzunehmen.

(via Floating Sheep)

 

Live-Web: Der Castor-Transport bei Twitter kartiert

Wenn die Funknetze im Wendland durchhalten, werden in den kommenden Tagen stündlich tausende Tweets – Kurznachrichten von Twitter – rund um die Castor-Transporte versendet werden. Twitter ist erst nach dem letzten Atommüll-Transport von vor zwei Jahren zu einem wichtigen Kommunikationsmedium geworden. Gleichzeitig hat die Verbreitung von internetfähigen mobilen Telefonen zugenommen. Insofern ist zu erwarten, dass beim diesjährigen Castor – ähnlich wie bei den Protesten gegen den Bahnhofsbau in Stuttgart – neue Bürgerjournalismus-Formen zu beobachten sein werden. Beispielsweise steht ein Abschalten-TV in den Startlöchern, um live via Mobiltelefon zu übertragen.

Die hier zu sehende Karte – live-map.de – zeigt Twitternachrichten als klickbare Kreise, die sich auf Orte im Wendland und entlang der Transportstrecke beziehen (gelb). Zudem werden Nachrichten abgebildet, die aus der Region abgesetzt wurden und mit einer Geoinformation per GPS versehen sind (orange).

Zum einen lässt sich über die Zeitleiste abspielen, welche Nachrichten rund um den Castor seit dem gestrigen Donnerstag abgesetzt wurden. So wird sich später nachvollziehen lassen, wie sich die Proteste entwickelt haben. Außerdem lässt sich die Karte auch auf „live“ stellen. Damit kann man beobachten, was im Moment berichtet wird.
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Schöner Wohnen: Entscheidungshelfer

OpenData, schön und gut – aber was lässt sich damit überhaupt anfangen? Mapnificent mag als gutes Beispiel dafür herhalten, welchen informativen Mehrwert miteinander verschränkte Datensätze bieten können.

„Ich hoffe, Leute nutzen es, um die besten Plätze zum Leben, Arbeiten und Treffen zu finden“, schreibt der Macher Stefan Wehrmeyer über sein so eben veröffentlichtes Projekt. In bislang rund 20 Städten – vor allem in den USA – , aber auch in Berlin und London, lässt sich auf einer Karte herausfinden, wie schnell ein oder mehrere Personen von Punkt A nach B mit dem Nahverkehr gelangen können. Zusätzlich lassen sich beispielsweise Kaffees, Kinos, Parks oder Schwimmbäder einblenden und so feststellen, welche Orte in der Schnittmenge der Radien von zwei Personen liegen. Weiter„Schöner Wohnen: Entscheidungshelfer“

 

Die Karte der Nebeneinkünfte

Karte Nebeneinkuenfte Bundestagsabgeordnete
In NRW symbolisiert ein großer roter Kreis Peer Steinbrück (SPD)

Mit Transparenz tun sich die Abgeordneten im Bundestag gelegentlich etwas schwer. Etwas Licht in den Dschungel der Nebeneinkünfte versucht ein Programmierer aus Magdeburg zu bringen: Gregor Aisch bietet eine Anwendung, mit deren Hilfe die Einkommen der Bundestagsabgeordneten übersichtlich dargestellt werden. Jeder Abgeordnete lässt sich auf einer interaktiven Deutschlandkarte finden und samt seiner von der Bundestagsverwaltung veröffentlichten Informationen darstellen.

Die Anwendung erlaubt es auch mit den drei Einkommensstufen zu experimentieren, die laut Abgeordnetengesetz angegeben werden müssen. Denn nicht ihr tatsächliches Einkommen müssen die Parlamentarier angeben sondern nur, in welcher der drei Gruppen es liegt. Stufe eins bedeutet Nebeneinkünfte zwischen 1000 bis 3500 Euro im Monat, Stufe zwei 3500 bis 7000 Euro und Stufe 3 alles über 7000 Euro.

Mit der Anwendung kann man sich nun ausrechnen, wie viel das sein könnte. Peer Steinbrück (SPD) beispielsweise gibt an, dass er bei mehreren Vorträgen jeweils Stufe drei erhielt. Nimmt man das Minimum von 7000 Euro an, hätte er demnach ein zusätzliches Jahreseinkommen von 210.000 Euro – stellt man den Regler dagegen auf durchaus mögliche 15.000 Euro pro Vortrag, sind es bereits 442.000 Euro.

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Lobbypedia: Lobbyismus transparent machen

Portal Seitenwechsel Lobbypedia
Lobbypedia will unter anderem die Jobs ehemaliger Politiker dokumentieren

Nach zehn Monaten Vorbereitung geht heute das Lobbyismus-Lexikon lobbypedia.de online. Von „Akteure des Projekts Stuttgart 21“ bis „Zentraler Kreditausschuss“ reicht die Themenpalette des Nachschlagewerks. Rund 300 Einträge gibt es schon darin, die davon erzählen, wie die Wirtschaft Einfluss auf Politik in Deutschland nimmt; neben natürlichen und juristischen Personen finden sich auch Übersichten wie beispielsweise eine Chronologie zum „Banken-Rettungsschirm“.

Den Einstieg in die Welt des Lobbyismus ermöglicht das Webangebot über drei thematische Schwerpunkte: Neben den Abschnitten „Finanzlobby“ und „Baulobby in Stuttgart 21“ findet sich auch das „Portal Seitenwechsel“. Letzteres ist am besten mit Beiträgen bestückt. Denn Politiker, die nach ihrer Amtszeit in die freie Wirtschaft wechseln, liegen dem Verein Lobbycontrol , der das Projekt verantwortet, schon lange am Herzen.

Vor etwa fünf Jahren nahm Lobbycontrol seine Arbeit in Köln auf; heute arbeiten bei dem Projekt vier Mitarbeiter unterstützt von einigen ehrenamtlichen Helfern. So bietet der gemeinnützigen Verein zum Beispiel einen Stadtführer zu Lobbyismus in Berlin an und betreut eine Kampagne zu Lobbyisten in den Ministerien. Und das ist dringend nötige Aufklärungsarbeit.

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Labor für Lokales

Frankfurt gestalten hyperlokal

Was geschieht gerade in meiner Straße? Worum geht es in der Lokalpolitik? Wer redet worüber? Wie solche Informationen zeitgemäß vermittelt werden können, zeigt seit Anfang dieses Jahres das Portal Frankfurt Gestalten: Es bricht Neuigkeiten auf einzelne Stadtteile und Straßen herunter.

Seit dem gestrigen Dienstag hat dieses in Deutschland bislang einmalige Projekt einen neuen Informationsstrang: In Kooperation mit einem Stadtmagazin werden ortsbezogene Nachrichten zur Verfügung gestellt. Damit ist das Angebot einen Schritt weiter, hyperlocal zu werden. So wird das Prinzip genannt, aktuelle Informationen für einzelne Kieze und Straßen zu liefern. Die These dahinter: Je besser ich weiß, was passiert, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich engagiere.

Als das fortgeschrittenste Beispiel dafür gilt EveryBlock aus den USA. Das beantwortet die Frage, was in der Nachbarschaft passiert, bereits in 16 amerikanischen Städten. Weiter„Labor für Lokales“

 

Transiki – ein weltweites Fahrplansystem

Haltestelle Hoffnung - by Dirk Ingo Franke CC by:sa

Wenn einer eine Reise tut, dann gibt es viel zu planen. Werden Routen jenseits der großen Städte eingeschlagen und nicht Auto oder Flugzeug benutzt, muss sich etlichen Verkehrssystemen und vor allem etlichen Fahrplänen gewidmet werden – jeder davon versteckt an einem anderen virtuellen oder realen Ort. Das will Transiki ändern. Das Projekt will möglich machen, an einer zentralen Stelle den Weg einer Reise, hier „Routing“ genannt, über Ländergrenzen hinweg vorzubereiten. Transiki will dabei nicht nur Fahrpläne sammeln, sondern in Echtzeit auch Verspätungen zeigen und alternative Strecken vorschlagen. Weiter„Transiki – ein weltweites Fahrplansystem“