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Was macht unser Leben teurer?

In keinem Land ist die Angst vor Inflation so ausgeprägt wie in Deutschland. Mit großer Sorge wird reagiert, wenn wie im August die Verbraucherpreise weiter ansteigen. Die Jahresinflationsrate erhöhte sich von 1,7 Prozent im Juli auf 2,1 Prozent und liegt damit wieder über der Marke von zwei Prozent, bis zu der die Europäische Zentralbank von stabilen Preisen spricht. Haben wir eine grundsätzlich drastische Verteuerung von Gütern oder gibt es besondere Preistreiber?

Grundlage für die Berechnung des Verbraucherpreisindex ist ein Warenkorb, bestehend aus rund 700 Gütern. Für jedes Element – also zum Beispiel für Nahrungsmittel, Zugfahrten oder für Benzin – wird die Preisentwicklung erfasst. Die Statistiker errechnen daraus einen gewichteten Mittelwert. Die verwendeten Gewichte gelten als repräsentativ für einen durchschnittlichen Haushalt.

Wir haben einzelne Preisentwicklungen ausgehend vom Jahr 2005 ausgewählt und die Daten des Statistischen Bundesamtes im Kurvenverlauf bis August 2012 dargestellt.


Es wird deutlich, dass in diesem Achtjahreszeitraum vor allem Nahrungsmittel (+19,3 Prozent), Verkehr (+24,8 Prozent) und Wohnen (+17,9 Prozent) teurer geworden sind. Die Preise für Wohnraum und Verkehr wurden maßgeblich von den steigenden Energiekosten in die Höhe getrieben. Hinter der Lebensmittelinflation stecken mehrere Faktoren – die Energie ist einer davon.


Splittet man die wichtigsten Posten rund ums Wohnen auf, wird noch einmal die Rasanz der Verteuerung im Energiebereich deutlich. Hier machen sich stark steigende Heizölpreise und ganz besonders der Strompreisanstieg (45,2 Prozent) bemerkbar. Der Anteil steigender Mieten fällt eher moderat aus (ein Plus von neun Prozent seit 2005 entspricht einem jährlichen Anstieg von rund 1,1 Prozent).


Im Bereich Mobilität haben die Preise für Flugreisen um satte 53,1 Prozent zugelegt. Auch Bahnfahren ist in Zeiten steigender Energiepreise teurer geworden. Preise für Bahntickets legten um 25,1 Prozent zu. Die Kosten für die Anschaffung von Neuwagen haben sich hingegen in den letzten Jahren kaum erhöht. So blieb das Preisniveau bei Neuwagen seit der letzten Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes ab Januar 2007 konstant. Zu Zeiten der sogenannten Abwrackprämie gaben die Preise für Gebrauchtwagen Anfang 2010 merklich nach, pendelten sich danach aber wieder auf das vorherige Niveau ein.

Um alle Lebensumstände zu erfassen, wird im statistischen Warenkorb auch die Entwicklung für Dienstleitungen wie „Essen auf Rädern“ beobachtet. In der Entwicklungskurve zeigt sich, dass die Kostensteigerungen für Nahrungsmittel und Benzinpreise (plus 49,6 Prozent seit 2005) moderat an die Kunden weitergereicht wurden. Die Belieferung der Senioren zu Hause gehörte zu traditionellen Tätigkeiten junger Zivildienstleistender. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht und somit auch des Zivildienstes zum Juli 2011 fiel diese günstige Beschäftigungsmöglichkeit weg. Zwischen Januar und August 2011 wurden die dadurch gestiegenen Personalkosten mit einem Anstieg von vier Prozent an die Kunden weitergegeben.


Für Entlastung im Geldbeutel haben unter anderem sinkende Preise für Festnetztelefonie und Mobilfunk gesorgt (-15,2 Prozent).

Im Warenkorb finden sich zudem einzelne Grundnahrungsmittel. Interessant ist der Blick auf zwischenzeitlich stark unterschiedliche Preisentwicklungen bei Frischmilch und Butter. Während die Erzeuger mit dem Einzelhandel für Frischmilch häufig an langfristige Verträge gebunden sind, lassen sich bei anderen Milchprodukten kurzfristige Preisanhebungen durchsetzen.

Die von Martina Schories visualisierten Daten haben wir in einem GoogleDoc zusammengefasst. Den kompletten Datensatz mit allen Einträgen des Warenkorbs gibt es kostenlos es in der GENESIS-Datenbank des Statistischen Bundesamtes.

 

Anspruch und Wirklichkeit − deutsche Medaillenerfolge nach Sportarten

Die deutsche Olympiamannschaft kehrt mit einer durchwachsenen Bilanz aus London zurück. Auch wenn die Zahl der gewonnenen Medaillen (44) die der Spiele in Peking um drei übertrifft, enttäuschten einige erfolgsverwöhnte Sportarten. Wir haben die deutschen Medaillengewinne der Sommerspiele von 1952 bis 2012 für die einzelnen Sportarten ausgewertet. Dabei weisen wir die von DDR-Sportlern errungenen Erfolge gesondert aus.

Zum Abschluss der Spiele in London sorgten die Medaillenziele, die zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Fachverbänden ausgehandelt wurden, für Aufsehen. Die Veröffentlichung wurde durch juristischen Druck erzwungen. Die für London 2012 genannten Leistungsziele wirken im historischen aber auch aktuellen Kontext sehr unrealistisch. Die 86 anvisierten Medaillen wurden noch nicht einmal 1992 bei den Spielen in Barcelona erreicht. Damals profitierte die gesamtdeutsche Mannschaft bei 82 gewonnen Medaillen neben der Wiedervereinigungseuphorie auch noch vom frischen Erbe der Kaderschmieden des DDR-Sports.

Die Sportarten sind in der Reihenfolge der seit 1952 gewonnen Medaillen visualisiert.

Grundlage für die historischen Daten ist die Wikipedialiste mit allen bisherigen deutschen Medaillengewinnern sowie die Datenbank des Internationalen Olympischen Komitees. Da beide Quellen jeweils einzelne Athleten aufführen, mussten die Daten der Teamdisziplinen medaillenspiegel-konform normalisiert werden (z.B. der erfolgreiche Ruderachter umfasst neun Sportlernamen, die dann zu einer gewonnen Medaille zusammengefasst wurden). Die 2012er Ergebnisse wurden der offiziellen Website der Spiele in London entnommen.

Die verwendeten Daten haben wir hier in diesem GoogleDoc zusammengefasst.

 

Drohnen an der Heimatfront

Karte mit militärischen Drohnenstützpunkten in den USA / Quelle: Public Intelligence / Link: http://publicintelligence.net/dod-us-drone-activities-map/

Vor 15 Jahren, im Bosnienkrieg, hat die amerikanische Armee zum ersten Mal Drohnen eingesetzt. Inzwischen sind die unbemannten Fluggeräte alltäglich, nicht nur in Kriegen. Auf zwei Karten ist zu sehen, an wie vielen Orten in den USA inzwischen Drohnen stationiert sind oder geflogen werden. Es sind viele.

Drohnen können mit Raketen bestückt werden. Vor allem aber können Drohnen je nach Bauart unbeobachtet beobachten. Die vergleichsweise kleinen Geräte können aus großer Höhe Städte und Straßen überwachen, ohne gesehen oder gehört zu werden. In Texas wurden sie daher schon eingesetzt, um verdächtige Häuser zu überfliegen.

Armee, Luftwaffe, Grenzpolizei – alle sind an der Technik interessiert, da sie Soldaten und Polizisten schnell einen Überblick über ein Areal verschaffen kann. Wie groß das Interesse ist, zeigt die obere Karte. Die blauen Punkte zeigen die Stützpunkte, die in den kommenden Jahren geplant sind.

Bürgerrechtler besorgt diese Entwicklung. Vor allem, da bereits jetzt sehr viele Organisationen und Polizeibehörden von der Flugaufsicht FAA eine Genehmigung haben, Drohnen zu nutzen, wie die zweite Karte belegt. „Are Drones Watching You?“, fragt die Electronic Frontier Foundation. Sie schreibt: „Mit Drohnen ist eine sehr fortgeschrittene und dauerhafte Überwachung möglich und sie können Unmengen Daten sammeln. Mit verschiedenen Geräten können sie Livevideos übertragen, Infrarotbilder senden, Hitzesensoren und Radar benutzen. Neuere Modelle haben hochauflösende Gigapixel-Kameras, die Menschen und Fahrzeuge aus einer Höhe von 20.000 Fuß (6.000 Meter) beobachten können.“

Karte mit zivilen und Polizei-Organisationen, die eine Zulassung haben, Drohnen innerhalb der USA zu fliegen / Quelle: EFF / Link: https://www.eff.org/deeplinks/2012/04/faa-releases-its-list-drone-certificates-leaves-many-questions-unanswered

Die Daten von der Flugaufsichtsbehörde mussten von der EFF mit Hilfe des Freedom of Information Act eingeklagt werden. Die Daten über die militärischen Stützpunkte stammen aus Veröffentlichungen des Verteidigungsministeriums, aus denen sie zusammengesucht wurden.

Auch in Deutschland gibt es im Übrigen Pläne, den Einsatz von Drohnen im Inland zu regeln und damit zu ermöglichen.

 

Tornado-Spuren

Tornados in den USA zwischen 1950 und 2006, Vislualisierung: John Nelson, Link: http://uxblog.idvsolutions.com/2012/05/tornado-tracks.html, Quelle: NOAA

Wie man aus offenen Daten schnell praktischen Nutzen zieht, macht ein amerikanischer Blogger vor. John Nelson fand bei data.gov, dem Open-Data-Portal der US-Regierung einen Datensatz vom Sturmvorhersage-Zentrum des Landeswetterdienstes über Tornados.

In dem sind die Routen aller bekannt gewordenen Tornados von 1950 bis 2006 verzeichnet – beziehungsweise jeweils der Anfangs- und der Endpunkt der Stürme. Auch die Stärke auf der sogenannten Fujita- oder F-Skala ist vermerkt.

Nelson baute aus den 50 Megabyte an Daten eine Grafik, die sofort sichtbar macht, in welchen Regionen der USA besonders viele Tornados beobachtet werden. Nachdem er dafür viel Aufmerksamkeit bekam, erweiterte er das um eine Aufschlüsselung nach der Stärke der Tornados.

Das ergab einerseits eine interessante – wenn auch leider statische – Visualisierung. Andererseits sieht die Grafik auch einfach gut aus, weswegen Nelson sie nun über einen entsprechenden Anbieter als Poster verkauft, je nach Größe für 9,40 Dollar bis 94,80 Dollar.

Verlauf und Stärke von Hurrikans in Nordamerika, Quelle: NOAA, Link: http://www.csc.noaa.gov/hurricanes/#

Das ist schick, wenn auch nicht unbedingt wissenschaftlich. Wer den Verlauf solcher Stürme genauer verfolgen will, sollte zur National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) gehen, die die Daten veröffentlicht hat. Dort gibt es viele zusätzliche Informationen zu den historischen Sturmdaten.

Und bei ihr gibt es auch eine Karte mit Sturmdaten. Die hat den Vorteil, dass sie den tatsächlichen Verlauf der Stürme darstellt und nicht nur den Anfangs- und Endpunkt. Dort ist dann auch zu erkennen, in welchen Regionen sie entstehen und bis wohin sie ziehen.

Die historischen Kartendaten im Übrigen sind wie viele Daten des amerikanischen Wetterdienstes im Shapefile-Format gespeichert. Das kann mit quelloffenen Programmen bearbeitet werden.

 

Wo das deutsche Internet wohnt

Gesamtzahl der Domainanmeldungen in Deutschland 2011 Quelle: denic

Die Zahl der .de-Domains, die jedes Jahr registriert werden, sinkt. Seit mehreren Jahren schon veröffentlicht die zentrale Registrierungsstelle Denic, wo in Deutschland wie viele Domains angemeldet sind. Die Zahlen für 2011 sind nun verfügbar.

Hier ein paar davon: Am 31. Dezember 2011 gab es demnach in Deutschland 13,8 Millionen Domains. Inzwischen sind es allerdings bereits mehr als 15 Millionen. Damit ist die Adresse .de die am häufigsten vergebene Länderadresse der Welt und die zweithäufigste überhaupt. Übertroffen wird sie nur von .com-Domains. Allerdings holt die Endung .net auf und liegt kurz hinter .de auf Platz drei.

Konkurrenz social media

Das klingt alles nach viel, jedoch wird die Zahl der Neuanmeldungen kleiner. Zu Zeiten der dotcom-Blase waren es mehr als zwei Millionen im Jahr. Derzeit sind es noch um die 700.000. Das hat zwei Gründe. Zum einen wird der Namensraum knapper. Angesichts der vielen Domains fällt es schwer, sich noch aussagekräftige neue einfallen zu lassen. Zum anderen konkurriert die Denic inzwischen mit sozialen Netzwerken. Noch vor ein paar Jahren habe jeder Privatmann eine eigene Website haben wollen, sagt Sprecherin Stefanie Welters. Inzwischen genüge vielen ein Account, beispielsweise bei Facebook.

Noch ein paar Zahlen: Wie jedes Jahr seit 1998 (bis dahin war es München) führt Berlin die Liste der Orte an, in denen absolut die meisten Domains registriert sind: 840.324. Angesichts der hohen Einwohnerzahl kein Wunder. Danach folgen München (609.152) und Hamburg (556.460).

Wird die Einwohnerzahl berücksichtigt, sieht das Bild etwas anders aus. Dann führt bei den kreisfreien Städten Osnabrück mit 749 .de-Domains pro 1.000 Einwohner. Platz zwei ist dann wieder München, Platz drei allerdings Bonn. Bei den Landkreisen fällt Amberg-Sulzbach in Bayern auf. Schon im vergangenen Jahr waren dort die meisten Domains pro Einwohner registriert, damals 715 pro 1.000 Einwohner. In diesem Jahr sind es nun gar 882 pro 1.000 Menschen und damit wieder Platz eins.

Domainhändler

Was aber nicht bedeutet, dass dort besonders viele Menschen ins Netz wollen. Es spricht eher dafür, dass irgendwo in dem Landkreis ein Domainhändler seinen Sitz hat. Das kann die Denic-Sprecherin zwar nicht bestätigen, hält es aber für wahrscheinlich. Sicher ist sie sich dagegen, dass in Osnabrück ein großer Händler sitzt. Trotz solcher Ausreißer hat Deutschland einen „hohen Anteil von Privatnutzern im Vergleich zu anderen Ländern“, wie Welters sagt.

Erkennen lässt sich in den Daten auch, welche Regionen „aufwachen“ und nun verstärkt ins Netz gehen. Coburg beispielsweise. Die Stadt liegt bei Neuanmeldungen weit über dem Bundesdurchschnitt, scheint also im Aufschwung begriffen. Genau wie Ansbach und Memmingen. Vielleicht ist aber auch nur ein Domainhändler dorthin umgezogen. Sachsen-Anhalt hingegen schläft noch immer zuverlässig und belegt bei den Bundesländern wieder den letzten Platz.

Wer mit den Daten von 2011 herumspielen will, hier sind sie als Excel-Tabelle.

 

Goldgrube Pharma-Daten

Visualisierung von Medikamenten-Verkaufsdaten der US-Pharmafirma Help /Quelle: http://helpineedhelp.com/whatswrongus/

Google, Facebook und Twitter sind so groß und wissen so viel, dass sie auch etwas über den Gesundheitszustand der Welt sagen können. Das zeigt: Daten können völlig neue Aussagen enthalten, wenn sie in einem neuen Zusammenhang betrachtet werden. Die Erfinder von Help Remedies zeigen das sehr anschaulich.

Help vertreibt in den USA Medikamente. Das Start-up versucht, mit Konzepten wie Transparenz, Design und gutem Gewissen Tabletten zu verkaufen. Auf ihrer Website wirbt die Firma mit Schlagworten wie „less greed“, „less dyes“ oder „less confusion“. Die Macher wollen also nicht so gierig sein wie andere und spenden fünf Prozent der Einnahmen, sie wollen keine bunten aber nutzlosen Farbstoffe in ihren Pillen einsetzen und sie wollen klarer sagen, was ein Medikament tut. Daher haben Schlaftabletten auch nicht irgendeinen ausgedachten Namen, sondern werden als „Help – I can’t sleep“ vermarktet, Hilfe, ich kann nicht schlafen.

Und sie hatten noch eine Idee: Die Informationen darüber, wo welche dieser Medikamente am häufigsten gekauft werden, hat Help nun anonymisiert und in einer Grafik aggregiert.

Was hast Du, USA?, fragt die Seite und will die kleinen Wehwehchen und Probleme sichtbar machen, mit denen sich die Menschen so plagen. Demnach werden die Texaner vor allem von ihren Bronchien geplagt, die Bürger in Kalifornien und Arizona von verstopften Nasen und die in Montana und Wyoming von Schlaflosigkeit. In Colorado und West-Virginia sind hingegen Blasen an den Füßen das größere Problem.

Das Ganze kommt witzig und bunt daher und ist eine geschickte Werbekampagne. Einerseits.

Andererseits stecken darin gleich zwei größere Themen. Das erste ist, wie oben bereits angerissen das Phänomen Big Data. Große Datenmengen können überraschende Aussagen enthalten, an die ursprünglich niemand dachte. Als die Google-Suche erfunden wurde, war sicher niemandem klar, dass die Daten einst taugen würden, den Gesundheitszustand der Welt zu beschreiben. Den Kunden von Help war wohl kaum klar, dass sie helfen würden, einen Krankheitsatlas der USA zu erstellen.

Und das ist das zweite große Thema: Immer mehr Unternehmen entdecken gerade den Datenschatz, auf dem sie sitzen und versuchen, ihn auszubeuten. Help ist da eher ein positives Beispiel. Schließlich sind die Daten anonymisiert, und Angaben zu Geschlechtskrankheiten oder psychischen Erkrankungen gibt es nicht.

Es gibt aber auch negative Beispiele für den Umgang mit so sensiblen Daten. Die amerikanische Apothekenkette Walgreen weiß ebenfalls sehr genau, was Kunden für Medikamente kaufen. Und verkauft diese Daten an sogenannte Data-Miner – an Firmen also, die sie auswerten und aufbereiten. Anschließend stehen die Daten gegen eine Gebühr Pharmafirmen zur Verfügung. Die können damit beispielsweise erfahren, welche Ärzte besonders viele Medikamente verschreiben und welche das sind. Was, neutral gesagt, völlig neue Möglichkeiten der Werbung eröffnet.

Das Programm nennt sich „Operational Data Share“ und bietet laut Eigenwerbung nahezu Echtzeitinformationen über verkaufte Medikamente in den Walgreens-Filialen in den USA.

Walgreen-Kunden fanden es nicht so lustig, zum Produkt gemacht zu werden. Sie haben die Firma deswegen gerade verklagt.

 

Die Rolle deutscher Bundesligaspieler im Fußball und Basketball

In unserer „Alles außer Fußball“ Kolumne mit Arne Friedrich, Thomas Hitzlsperger und Corny Littmann kam das Gespräch auf eine mögliche Quotenregelung für deutsche Nachwuchskicker. Die Interviewpartner waren unterschiedlicher Meinung, wie es um die Förderung der heimischen Fußballer bestellt ist. Gerade jetzt vor der Europameisterschaft rückt die Nationalmannschaft wieder in den Mittelpunkt. Wie können sich talentierte deutsche Profis in der höchsten Liga durch Spielpraxis entwickeln und sich für die große internationale Fußballbühne empfehlen?

Wir haben das zum Anlass genommen, und uns mit Hilfe einer Datenauswertung ein genaues Bild über die aktuelle Situation in der Bundesliga verschafft.

Auf der offiziellen Website der Bundesliga werden für die einzelnen Spieler auf die Minute genaue Einsatzzeiten aufgeführt. Wir haben die Daten der sieben besten Teams (gleichbedeutend mit der Qualifikation für europäische Wettbewerbe) der Saison 2011/12 eingesammelt und dabei die Spieler im Datensatz mit ihrer Nationalität versehen. Das Ergebnis: Im Schnitt bestreiten deutsche Spieler rund 52 Prozent der Einsatzzeiten in diesen Topteams. Das detaillierte Ergebnis zeigt jedoch, wie unterschiedlich die Vereine auf deutsche Spitzenkräfte setzen.

Im Fußball sind Tore das Wichtigste. Wie schaut es also bei diesen mit der Verteilung aus? Im Schnitt der sieben Topmannschaften kommen die deutschen Fußballer auf rund 42 Prozent der erzielten Tore. Auch hier lohnt der Blick auf die unterschiedlichen Ausprägungen in den Teams:

Bayer Leverkusen setzt mit Abstand am stärksten auf deutsche Spieler, gefolgt von Bayern München, die in den letzten Jahrzehnten traditionell das spielerische Grundgerüst der Nationalmannschaft stellen. Beim frischgebackenen Meister Borussia Dortmund hingegen sind eindeutig internationale Spieler fürs Toreschießen zuständig. Bei Bundesligisten wie Schalke 04 und der VfB Stuttgart ist ein genereller Trend zu ausländischen Spielern zu beobachten. So lange die deutsche Nationalmannschaft erfolgreichen Fußball spielt, scheint noch kein Diskussionsbedarf über Quoten zu bestehen, man darf auf das Abschneiden bei der EM gespannt sein.

Basketball

Auch im Basketball ist Bayern München mittlerweile in der 1.Bundesliga angekommen. Hier wird ebenfalls verstärkt auf deutsche Spieler gesetzt. In unserem Gespräch mit dem ehemaligen Bundestrainer und jetzigen Trainer der Basketballer des FC Bayern, Dirk Bauermann, ging es um die Rolle der deutschen Spieler in der Liga und um die Perspektiven für den heimischen Nachwuchs. In der Vorbereitung des Gesprächs wollten wir es genau wissen: Welche konkreten Anteile an der Gesamtspielzeit haben die heimischen Basketballer in der höchsten deutschen Spielklasse?

Da im Basketball auf die Sekunde genaue Spielstatistiken vorliegen, konnten wir leicht eine Gesamtrechnung für die acht besten Teams der Hauptrunde (qualifizierte Teams für die Playoffs) aufstellen. Dazu wurden auch hier Nationalitäten der einzelnen Spieler zugeordnet, um eine sattelfeste Unterscheidung in den Daten zu haben. Das Ergebnis zeigt, wie stark die Vereine auf ausländische Kräfte setzen:

Außerdem wollten wir wissen, wie hoch die Verteilung bei der Punkteausbeute in den Vereinen war. Rechnet man die Hauptrundenspiele aller acht Playoffteilnehmer zusammen, kommen die deutschen Korbjäger auf einen mageren Anteil von knapp 20 Prozent der erzielten Punkte. Dieses Diagramm zeigt, wie schwer es deutsche Spieler in den Vereinen haben:

Diese Statistiken legen gerade beim Basketball den Finger in die Wunde. Regeländerungen sollen nun den deutschen Nachwuchs fördern. So gilt in der neuen Saison der Grundsatz: Im Kader dürfen nicht mehr als sechs Ausländer sein. Dirk Bauermann geht sogar weiter und fordert, dass in der ersten Liga jederzeit einer der fünf Akteure auf dem Feld ein deutscher Spieler sein muss.

 

„Hitzekarten“ von England und New York

National Heat Map des Energieverbrauchs von England, Quelle: http://ceo.decc.gov.uk/nationalheatmap/

Das britische Ministerium für Energie und Klimawandel hat am Donnerstag eine interaktive Karte veröffentlicht, die den Energieverbrauch öffentlicher und privater Gebäude im Land zeigt. Die Heat Map – wie diese Art der grafischen Umsetzung genannt wird – ist eine Hitzekarte im wahrsten Sinne, wird auf ihr doch der Heizbedarf der Gebäude in Kilowattstunden pro Quadratmeter angezeigt.

Die Karte basiert auf Googles Angebot Maps und sie kann bis fast auf die maximale Auflösung herangezoomt werden, wodurch Großverbraucher genau lokalisierbar sind. Auch, da sich Street View nutzen lässt, die Straßenansichts-Funktion.

Überraschend sind die Ansichten nicht, denn selbstverständlich ist der größte Energiebedarf in Großstädten wie London zu erkennen. Um Überraschungen aber geht es bei dem Projekt auch nicht.

Gedacht ist die Heat Map laut Ministerium, damit lokale Planungsbehörden die „heißesten“ Regionen identifizieren können. Das soll ihnen bei der Umsetzung von Kohlendioxid-Vermeidungsprogrammen helfen, beziehungsweise zeigen, wo die größten Energieverbraucher sitzen. Auch könne damit die Energieversorgung besser geplant werden, heißt es auf der Seite.

Entwickelt wurde die Karte vom britischen Zentrum für nachhaltige Energie. Als Basis dienen diesem Zentrum zufolge „modellierte Schätzungen“ des Verbrauchs. Leider sind diese Daten nicht zugänglich.

Heatmap des Energieverbrauchs der Gebäude in New York Quelle: http://modi.mech.columbia.edu/nycenergy/

Ein ähnliches Projekt in kleinerem Rahmen gab es vor Kurzem in den USA. Vijay Modi, Professor für Mechanical Engineering an der Columbia University, und die Studentin Bianca Howard hatten eine solche Heat Map von New York gebaut. Auf dieser ist der geschätzte Stromverbrauch der einzelnen Gebäude verzeichnet, ebenfalls in Kilowattstunden pro Quadratmeter.

Im Gegensatz zur englischen Karte können auf der New Yorker Heat Map bei einem Klick auf eines der Gebäude die Verbrauchsarten Heizung, Kühlung, Strom und heißes Wasser unterschieden werden.

Basis war in diesem Fall eine Studie der beiden zur Berechnung eines möglichst genauen Verbrauchsmodells. Das Modell nimmt an, dass die Höhe des Verbrauchs stärker von der spezifischen Nutzung eines Gebäudes abhängt, als von seinem Alter oder seiner Bauweise. Bislang berücksichtigt die Darstellung dabei aber nicht die Gebäudehöhe, in Manhattan mit seinen Hochhäusern ein wichtiger Punkt. Die Autoren haben angekündigt, die Darstellung zu überarbeiten und die Geschosszahl einzubeziehen.

Auch bei dieser Karte ging es nicht um die Suche nach Auffälligkeiten, sondern in erster Linie darum, den Ist-Zustand abzubilden, um künftige Planungen zu erleichtern.

 

Noch 20 Länder richten Häftlinge hin

Hinrichtungen aufgrund der Todesstrafe 2011. Screenshot einer Grafik bei Chartsbin

Die gute Nachricht zuerst: Nur noch 20 von 198 Staaten weltweit haben die Todesstrafe im vergangenen Jahr vollstreckt, berichtet Amnesty International in einer aktuellen Studie. Damit sei die Zahl der Staaten in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel gesunken.

Die schlechte Nachricht: Die Zahl der so Getöteten ist immer noch hoch. Genau wie die Zahl der Länder, in denen die Todesstrafe zumindest noch gilt: 139. Gleichzeitig sitzen laut der Menschenrechtsorganisation weitere 18.750 Menschen in den Todestrakten dieser Welt.

Im Jahr 2011 wurden in 19 der 20 noch vollstreckenden Länder insgesamt 676 Menschen hingerichtet, 43 davon in den USA. Ein Land wurde dabei nicht mitgezählt: China. Die chinesische Regierung teilt niemandem mit, wie viele Menschen sie umbringen lässt. Schätzungen von Amnesty für 2011 gehen von 1.000 Menschen und mehr aus.

Es gibt ein paar Grafiken, die veranschaulichen, welche Länder wie oft töten lassen. Hier zum Beispiel:


via chartsbin.com

Auch das Data-Blog des Guardian hat eine Grafik, allerdings eine statische. Dafür gibt es dort die Rohdaten als Spreadsheet zum Herunterladen.

Und Amnesty hat die Daten auch in einem Video visualisiert:

Apropos Video: Das hat jetzt mit Daten nichts zu tun, aber zum Sinn, beziehungsweise besser zum Unsinn der Todesstrafe hat der amerikanische Sozialkritiker und Comedian George Carlin schon vor Jahren alles gesagt, was es zu sagen gibt: „The blood is already on our hands. All we are talking about is a matter of degree.“