Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Heimatliebe zum Niedriglohn

 

In Sachsen-Anhalt gibt es einen Mangel an Fachkräften. Das hat die Regierung in Magdeburg erkannt. Viele Unternehmen, besonders die kleinen, aber offenbar nicht. Deshalb hat die Landesregierung „Regio-Coaches“ losgeschickt, die, so lesen wir in der Mitteldeutschen Zeitung, den Handwerksmeistern und Unternehmern Möglichkeiten zeigen, wie man Fachkräfte gewinnen kann.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat herausgefunden, dass es im Osten mehr Geringverdiener gibt als im Westen. Demnach, so lesen wir dazu in der Frankfurter Rundschau, bekommen im gesamtdeutschen Vergleich 40 Prozent der Vollzeit-Beschäftigten in Ostdeutschland weniger als 1.802 Euro im Monat. Diesen Wert hat der DGB als bundesweite Niedriglohnschwelle errechnet. Setzt man eine nur für die neuen Bundesländer geltende Niedriglohnschwelle an, so landet man – laut DGB – bei einer Grenze von 1.379 Euro monatlich. Und die unterschreitet im Osten immerhin noch jede/r fünfte Arbeitnehmer/in. Im ost-internen Ranking hat Brandenburg die wenigsten Niedriglöhner, Mecklenburg-Vorpommern die meisten. Die anderen drei Ost-Länder liegen dazwischen.

Interessant ist bei den DGB-Zahlen der Vergleich mit Westdeutschland. Hier gilt man als Niedriglöhner, wenn man weniger als 1.890 Euro pro Monat verdient. Das heißt, wer sich im Osten von der hiesigen Mindestlohngrenze auf, sagen wir mal, 1.700 Euro hochgearbeitet hat, gilt im Westen immer noch als armer Schlucker. Das ist bitter. Dass die Ostdeutschen die unglücklichsten Deutschen sind, könnte damit zusammenhängen.

Eine gewisse Bedeutung haben diese Zahlen zum Beispiel für die vielzitierten Rückkehrer, die aus Heimatliebe und weil sie im Westen nicht angekommen sind, nach Sachsen-Anhalt oder Thüringen zurückkehren. Die müssen es sich schon sehr gut überlegen, ob sie als Gutverdiener nach westdeutschen Maßstäben zum Niedriglöhner nach westdeutschen Maßstäben werden wollen. Da muss die Heimatliebe oder/und die Ablehnung im Westen schon ziemlich groß sein. Heimatliebe könnte man natürlich auch mit höheren Löhnen fördern. Hoffentlich wissen das auch die Fachkraft-Gewinnungs-Berater in Sachsen-Anhalt.