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Antisemitische Kommentare bei „Politically Incorrect“

 

Das notorisch islamfeindliche Internetforum „Politically incorrect“ (PI) brüstet sich ja stets damit, dass es sich gegen den Mainstream stelle und gewissermaßen eine der wenigen verbliebenen wahrhaft liberalen Debattenplattformen sei. Das ist natürlich einerseits Quatsch, weil PI seine eigene Spielart der Political Correctness zu etablieren versucht („pro-amerikanisch; pro-israelisch; Grundgesetz und Menschenrechte; gegen die Islamisierung Europas“).

Andererseits ist es aber erschütternd wahr. Denn während in den „Leitlinien“ für Besucher steht, und zwar unter §1, dass „Kommentare, die mit fäkalsprachlichen, blasphemischen, antisemitischen oder vulgären Ausdrücken durchsetzt sind… von uns nicht akzeptiert“ werden, sind die Administratoren des Forums anscheinend deutlich besser darin, Fäkalsprache zu unterbinden als Antisemitismus.

Letzte Woche gab es wieder einen Anlass, der geeignet war, zu verdeutlich, was für Leser PI (auch) anzieht. Der Chef der von PI wohlwollend begleiteten „Alternative für Deutschland“ (AfD), Bernd Lucke, war zuvor aus einem Interview mit Michel Friedman herausgelaufen, weil er mit dessen aggressiven Nachfragen nicht zufrieden war. Es ging um ein – möglicherweise nicht korrekt wiedergegebenes – Zitat einer Parteikollegin von Lucke, von dem Friedman wissen wollte, ob es nicht rassistisch sei.

Luckes Walk-Out wurde von vielen PI-Kommentatoren gelobt. Mindestens eben so viele kritisierten Friedmann. Das ist natürlich jedermanns gutes Recht.

Eine andere Sache aber ist es, wenn diese Kritik mit eindeutigem oder subtilem Antisemitismus einhergeht. Die wenigsten der 183 Kommentare (Stand Dienstag) fallen in diese Kategorie; die folgenden, die seit Tagen ungelöscht auf der Seite von PI stehen, aber durchaus.

„Friedmann gilt seit Jahren durchaus auch in jüdischen Gremien als eine schillernde Figur, die der jüdischen Gemeinde schadet. Es ist die linksgrün gestrickte Medienwelt, die solchen Leuten eine Bühne gibt, indem sie, wie auch in diesem Falle, sich diverser ‚Vorzeigejuden‘ bedient…“

„Friedmann kann für Antisemitismus verantwortlich gemacht werden. Dieser schlieige, pomadisierte und Sonnenbank verunzierte falsche Moralapostel ist das Unerträglichste, was das Fernsehen zu bieten hat. Es darf nicht verwundern, dass diese billige Kreatur dem Ansehen des Jüdischen Volk schadet.“

„Was motiviert Friedmann?
Geld?
Jedenfalls sind linksgrüne Juden eher selten!“

„Friedmann schadet dem jüdischen Volk enorm. Viele Deusche, die eh schon vorbelastet sond, denken, wenn sie den Gockel sehen: ‚Das sind also die Juden! So eklig schmierig, betrügerisch und gemein. Schade, daß es keinen Hitler mehr gibt…‘ Dass viele Juden anständige Leute sind, die keinen neppen und schleppen, sehen die Zuschauer nicht. Nur den blöden Friedmann, der mit seiner Hakennase und seinem Benehmen das Klischee des typischen Hitlerjuden voll bestätigt…“

„Außerdem nimmt (er) sich unter dem Schutzschild des ‚Ich-darf-das-ich-bin-Jude‘-Nimbus allerleri Provokationen und zwischenmenschliche Regelverstöße heraus.“

„Schon Jesus von Nazareth wirde von hochnäsigen Pharisäern auf ähnlich hinterfotzige Art und Weise in die Falle gelockt, nur um ihn an den Henker Pontius Pilatus auszuliefern. Friedmann wendet die gleiche hinterfotzige psychologische Technikan wie vor 2000 Jahren. … Der Teufel Göbbels war auch ein seeeeeeeeer intelligenter Menschen, so glaubten damals die Menschen. Ich möchte Friedmann nicht mit Göbbels vergleichen, aber beide wenden die gleichen psychologischen Tricks an.“

„Nee, Friedmann ist sicher kein ‚Vorzeigejude‘ – außer vielleicht für Antisemiten. Er ist arrogant, schleimig, hinterähltig und verkörpert alles, was die Nazis und andere Antisemiten den Juden vorgeworfen haben bzw. immer noch vorwerfen. Mit so einem Typen im Rampenlicht tut sich die jüdische Gemeinde keinen Gefallen…“

Hier sind die klassischen, antisemitischen Klischess versammelt: Der Jude ist selbst schuld am Antisemititmus; er ist seine eigene Karrikatur; er ist schlimmer als die Nazis (oder wenigstens genau so schlimm); er nutzt den Holocaust für seine Zwecke; er ist geldgierig; etc.

Es ist keine Neugikeit, dass sich solcherlei Gestalten ihre Tage bei PI verkürzen. Ich finde es trotzdem wichtig, ab und zu mal zu dokumentieren, was sich unter dem Deckmantel der angeblich wahrhaften Liberalität so Bahn bricht.