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Pegida ist noch lange nicht vorbei

 

Pegida-Orgnisator Lutz Bachmann ist über ein Hitlerbärtchen gestolpert und zurückgetreten. Und in Leipzig stellte sich den Legida-Marschierern eine Überzahl an Gegendemonstranten in den Weg, so wie zuvor schon in Hamburg, Berlin, München, Köln und anderen Orten. Schlechte Nachrichten für die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ – ohne Zweifel. Aber ist jetzt alles wieder in Butter? Pegida abgehakt, weil das Gute gesiegt hat? Wenn schon Jakob Augstein drüben bei SPIEGEL ONLINE „stolz“ ist, weil „Deutschland (…) mit diesen rechten Spinnern nichts zu tun haben (will)“ – kann man dann nicht offiziell Entwarnung geben? 

Nein, kann man nicht. Natürlich ist es schön zu sehen, dass Pegida auf entschiedenen Widerstand trifft und sich selbst entlarvt. Bachmann & Co. sind eben doch eher Vorabend als Abendland. Aber weder bestand das Problem je darin, dass islamophobe Demonstranten auf die Straße gehen. Noch besteht es darin, dass es galt herauszufinden, ob Islamophobe in Deutschland eine Mehrheit sein könnten. Sind sie natürlich nicht. Aber wie viele Pegida-Anhänger werden ihre Ansichten jetzt wohl ändern, da das Projekt Gegenwind bekommt? Die meisten, oder jedenfalls viele von denen, die jetzt nicht mehr „gegen die Islamisierung“ auf die Straße gehen, werden fortan halt im eigenen Saft vor sich hin schmoren – vielleicht mit ein bisschen Enttäuschung oder Wut im Bauch, weil es zu einer veritablen „Bewegung“ erst mal nicht gereicht hat. Wenn überhaupt, dann ist es also ein Etappensieg, dass Pegida sich demontiert hat.

Ein wichtiger, das ja. Aber es geht um das Denken, nicht das Marschieren. Und Islamophobie löst sich nicht in Luft auf, nur weil „die Zivilgesellschaft“ Pegida die gelbe Karte gezeigt hat. Abgesehen davon, dass die Pegida-Marschierer genauso Teil der Zivilgesellschaft sind.

Manche Kommentare klingen jetzt so, als sei es das Wichtigste gewesen, die Dresdner und sonstigen Aufmärsche der Islamfeinde zu bremsen. Aber das wichtigere Ziel ist es, klarzumachen, dass die islamophoben Parolen, die dort zu lesen und zu hören waren, inakzeptabel sind. Auch wenn sie zuhaue gedacht oder am Stammtisch gesagt oder im Internet geschrieben werden.

PS: Fürs Protokoll  – Ich freue mich ausdrücklich nicht darüber, dass der letzte Dresdner Marsch der Pegida wegen einer Terrorwarnung abgesagt wurde.