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Dem IS nicht auf den Leim gehen!

 

Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ hat heute ein Propagandavideo veröffentlicht, in dem die Ermordung mehrerer angeblicher Spione gezeigt wird. Doch der Zweck des Films ist es weniger, diese Morde zu dokumentieren, als sie propagandistisch auszuschlachten. Zu diesem Zweck hat der IS, mittlerweile ja sattsam bekannt für seine fürchterliche Kreativität, drei „neue“ Tötungsarten ersonnen, die ausführlich dargestellt werden.

Die erste Gruppe der Opfer wird, in einem Auto sitzend, aus nächster Nähe mit einem Granatwerfer beschossen und verbrennt. Die zweite Gruppe Männer wird, in einen Eisenkäfig eingesperrt, langsam in ein Wasserbecken hinabgesenkt, bis die Männer ertrinken – eine von außen angebrachte Minikamera zeigt den Todeskampf unter Wasser. Die dritte Gruppe Mordopfer wird simultan durch eine ferngezündete Explosion getötet, nachdem die Dschihadisten den Männern zuvor ein langes Kabel um die Nacken geschlungen haben.

Normalerweise würde ich dieses Video hier nicht zum Thema machen. Es handelt sich schließlich Propaganda. Ich tue es trotzdem, weil es ein wichtiges Thema ist, wie wir mit solcher Propaganda umgehen.

Die ersten Beobachter und Kommentatoren, darunter Terrorexperten und Journalisten, beschreiben das Video bereits in den Sozialen Netzwerken – und manche tun es mit den Worten, es handle sich um das bisher brutalste IS-Video; es stelle eine neue Stufe der Brutalität dar; es stelle das bisher Gezeigte in den Schatten.

Ich glaube, es ist falsch, so auf dieses Video zu reagieren. Der IS will natürlich, dass wir es so wahrnehmen: Als eine Eskalation. Die Terroristen wollen den Eindruck erwecken, sie würden immer brutaler, immer grausamer. Das hilft ihnen dabei, Angst und Schrecken zu verbreiten.

Aber ist das Gezeigte wirklich grausamer als die anderen Tötungsarten und Mordmethoden, die wir vom IS bereits kennen? Wer würde ernsthaft, nachdem er darüber nachgedacht hat, behaupten: Naja, gesteinigt werden ist im Vergleich wirklich nicht so schlimm? Was ist mit den angeblichen Homosexuellen, die von Dächern hoher Häuser geworfen wurden? Mit den enthaupteten Opfern des IS? Mit den zu Tode Gefolterten?

Ich glaube, es kann da schon lange keine Steigerung mehr geben, und wenn wir dem IS zugestehen, dass er sich in dieser Hinsicht selbst übertroffen hat, befördern wir seine Absichten, dienen aber nicht der Beschreibung der Situation, wie sie tatsächlich ist.

Ich weiß, ich habe etwas ganz Ähnliches hier schon einmal geschrieben. Macht nichts. Man kann das, finde ich, ruhig wiederholen.