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Nachricht aus einem „ganz anderen Kulturkreis“

Ich finde es schwer erträglich, wie Politiker vor allem aus AfD und CSU regelmäßig meinen betonen zu müssen, dass es sich bei der „muslimischen Welt“ um einen „ganz anderen Kulturkreis“ handle. Wer mal einen ganz anderen Kulturkreis sehen möchte, muss sich schon etwas weiter fortbewegen. Scheuer, Gauland und Co. scheinen vor allem besessen von der Vorstellung zu sein, dass Toleranz eine rein „christlich-abendländische“ Tugend sei.

So ein Quatsch.

 

Dazu eine winzige tagesaktuelle Beobachtungen aus dem Morgenland, in diesem Fall aus Jordanien.

Gestern Abend in der katholischen Kirche im Stadtteil Weibdeh in Amman: Ungefähr 300 Gläubige versammeln sich zum Gottesdienst, der – per Lautsprecher – nach draußen übertragen wird. Im Anschluss findet sogar noch ein Fest im Kirchhof statt, es spielt ein kleines Orchester, inklusive dreier Dudelsäcke. Das Ganze mitten in einem Land, das zu weit über 90 Prozent muslimisch ist. Mehr oder weniger zwischen zwei Moscheen. Morgen sind Wahlen in Jordanien. Wie schallt es aus der Kirche heraus? „Wir als Kirche sagen euch nicht, wen ihr wählen sollt. Aber geht wählen. Macht euch sichtbar als jordanische Christen. Wählt unter den Kandidaten die aus, die eure Anliegen gut vertreten.“ Kein Muslim stört sich an so etwas. Der Gottesdienst und das Drumherum sind hörbarer und sichtbarer als die meisten Moschee-Gebete in Deutschland.

Ganz gelegentlich, liebe AfD, liebe CSU, will es mir so scheinen, als wäre es denkbar, dass auch andere Menschen „tolerant“ sind. Nicht nur ihr. (Wenn ihr es denn seid – manchmal lassen sich ja Behauptung und Wirklichkeit nicht ganz in Einklang bringen.)

 

 

 

Wie eine Anti-IS-Karikatur zum Rohrkrepierer wurde

Eine ganze Reihe arabischer Intellektueller, Komiker und Satiriker sind in den letzten Jahren zu dem Schluss gekommen, dass hintergründiger Humor eine mächtige Waffen gegen die Mörderbande des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) sein kann. Dass das auch schiefgehen kann, lässt sich gerade in Jordanien beobachten, wo der Fall des Kolumnisten Nahed Hattar eskaliert.

Was ist geschehen? Nahed Hattar, ein bekannter Linker und bekennender Anhänger des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ist, hatte am vergangenen Freitag eine Karikatur auf seiner Facebook-Seite geteilt, die den selbstgefälligen Extremismus des IS aufzuspießen versucht. Das Problem: Durch die Zeichnung (die gar nicht von Hattar selbst stammt) fühlten sich nicht nur Extremisten, sondern auch viele einfache Gläubige beleidigt. Hattar wurde am Sonntag in Gewahrsam genommen, ihm droht eine Anklage wegen Religionsbeleidigung.

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