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Aus dem TV-Leben eines Callboys

 

Ray mit seiner Kundin Jemma bei einem ihrer zahlreichen, äh, geschäftlichen Treffen / Bild: Comedy Central

Was macht ein amerikanischer Highschoollehrer, dem das Geld ausgeht, der aber über bestimmte körperliche Vorzüge verfügt?

Wenn es sich um eine TV-Serie handelt, ist die Antwort klar: Er verdingt sich als Callboy.

Na gut, er versucht sich als Callboy, sonst wäre es ja keine Serie, die von heute an auch in Deutschland laufen könnte. Jedenfalls nicht auf Comedy Central.

Ray Drecker jedenfalls war einmal ein scharfes Teil in seiner Highschoolzeit, spielte danach Profi-Baseball und ist jetzt also Geschichtslehrer sowie Trainer der Highschool-Basketballteams. Geschieden, Vater von Teenager-Zwillingen und knapp bei Kasse.

Als ihm auch noch das Haus abbrennt und er mangels bezahlter Versicherungsprämien im Garten zelten muss, besucht er einen Kurs für kreatives Selbstmarketing. Dort trifft er Tanya, eine (nervtötende) ehemalige Liebschaft, die ihm schließlich bei der Analyse seiner Assets behilflich ist.

Tanya (wie gesagt nervtötend) wird seine Zuhälterin, aber eine Zuhälterin, wie man sie sich eher in Siebziger-Jahre-WGs mit Flokatiteppich und fehlender WC-Tür vorstellen würde. Sie nennt ihren gemeinsamen Service „Happiness Consultants“ (Glücksberater) und klebt überall Smilies auf. (Muss man hinzufügen, dass sie bei dem kreativen Marketingkurs die Idee für sich entwickelt hat, Gedichte in Kekse einzubacken?)

Entsprechend stockend läuft das Geschäft an. Erst ziert sich Ray, dann ziert sich die erste Kundin:

Dazwischen gibt es noch die pubertierenden Zwillinge, die selbst gerade ihre Probleme mit Liebe und Sex haben, sowie Rays Exfrau (gespielt von einer nur ganz leicht weniger nervtötenden Anne Heche), die irgendwann – wer hat’s nicht kommen gesehen? – ebenfalls Kundin werden will/soll. Sowie Lenore, eine ehemalige Kollegin der nervtötenden Tanya, die Shoppingberaterin ist und dadurch Zugang zu Frauen mit viel Zeit und Geld hat.

In den USA läuft die Serie auf dem Sender HBO, dem wir Sex and the City (damals, als es noch gut war) verdanken. Der ist durch den Erfolg offensichtlich mutiger bei der Auswahl seiner Themen geworden und traut sich jetzt sogar über einen solchen Huch!-Stoff.

Nur schade, dass nicht mehr draus gemacht wurde. Die Handlung ist, wenngleich durchaus amüsant, ein wenig flach, obwohl man aus dieser Konstellation sicher mehr herausholen hätte können. Die Serie bleibt auch – trotz des gewagten Themas – immer ein bisschen auf der sicheren Seite. Sicher, es gibt Sexszenen, und man sieht in jeder Folge mindestens einen nackten Männerhintern (schon allein im Vorspann). Aber der macht das Kraut auch nicht fett.

Gegen Ende der ersten Staffel verliebt Ray sich prompt in eine (selbstverständlich blendend aussehende, erfolgreiche und wohlhabende) Kundin, deren einziges Problem ihr mit Bindungsangst kombinierter hoher Anspruch und eine kleine Neurose zu sein scheint. Hm.

Immerhin kann man mit etwas gutem Willen die Message herauslesen: Auch wenn du bestückt bist wie ein Hengst, heißt das noch lange nicht, dass du gut im Bett bist. Lenore, die Shoppingberaterin (und definierte Schlampe in dieser Serie), muss nämlich Rays Darbietungen doch noch den notwendigen Schliff geben.

Wer also in den nächsten Wochen donnerstags gegen 23 Uhr nichts anderes vor hat: Viel Spaß! Und wir warten einfach einmal, wie die zweite Staffel wird.