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Anand oder Gelfand – Tag der Entscheidung

17.29 Die Pressekonferenz endet, und Ihr Schachreporter bedankt sich für die Aufmerksamkeit.

17.27 Gelfand hätte die dritte Partie im Tiebreak gewinnen können. Er tat es nicht, danach war es schwierig. Anand hatte die besseren Nerven, Gelfand verbrauchte zu viel Zeit.

17.23 Die Pressekonferenz läuft noch. Gelfand betont einmal mehr, daß er gekommen sei, um Schach zu spielen. Und das habe er getan. Ich glaube, man muss das alles erst einmal verdauen. Verstehen auch, ob das, was sich heute nachmittag hier zugetragen hat, dem Schach neue Perspektiven eröffnet, Aufmerksamkeit qua Spektakel, oder ob Hauen und Stechen in dieser Form dem Schach abträglich ist. Dafür wird auch die Qualität der Partien eine Rolle spielen.

17.10 Pressekonferenz. Vor Kameraleuten und Fotografen kaum ein Durchkommen. Die Kollegen stehen auf Stühlen und Tischen. Wie immer ist kaum ein Wort zu verstehen, weil überall rundherum gequatscht wird. Boris Gelfand bittet wiederholt um Ruhe, teilweise sich selber, weil seine Stimme zeitverzögert über den schlecht schallisolierten VIP-Raum zu ihm nach vorne hallt. Gelfand hat rote Flecken im Gesicht, nicht zum ersten Mal.  Anand wirkt gelöst, lächelt. Beide schildern kurz ihre Sicht des Matches. Anand fand es sehr eng, der Verlust der siebten Partie habe ihn schwer getroffen. Wie gut, daß er gleich in der achten ausgleichen konnte. Nun, was soll er auch sagen.

Vierte Schnellpartie Anand-Gelfand endet remis. Schlussstand: 2,5 zu 1,5

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Elfmeterschießen auf 64 Feldern – die Regeln

Zunächst sieht das WM-Regelwerk vier Schnellpartien mit je 25 Minuten Bedenkzeit pro Spieler vor. Für jeden ausgeführten Zug gibt es eine Gutschrift von 10 Sekunden auf der elektronischen Uhr. So soll ein Partieverlust durch Zeitnot erschwert werden. Steht es nach zwei Siegen und einem Remis 2,5:0,5, ist die WM entschieden – das wäre die kürzeste Variante.

Gehen die vier Schnellpartien 2:2 aus, folgen zwei Blitzpartien mit je 5 Minuten Zeit pro Spieler und einer Zugabe von wiederum 10 Sekunden pro Zug. Die Farbverteilung in der ersten Blitzpartie wird ausgelost. Steht es nach dem Blitzmatch 2:0 oder 1,5:0,5, ist die WM entschieden.

Gehen die beiden Partien 1:1 aus, folgt ein zweites Blitzduell. Maximal sind fünf Blitzduelle vorgesehen.

Steht es immer noch unentschieden, kommt eine ultimative Blitzpartie mit besonderen Bedingungen. Zunächst wird gelost, wer sich seine Farbe im letzten Spiel aussuchen darf. Weiß bekommt 5 Minuten, Schwarz 4 Minuten. Vom 61. Zug an gibt es eine Zugabe von 3 Sekunden pro Zug. Weiß muss diese Partie gewinnen, um den Titel zu holen. Schwarz genügt ein Unentschieden.

Nach jeder Partie gibt es eine Pause. Der Kampf  könnte bis zu sieben Stunden dauern.

 

High Noon in Moskau

Aus Moskau begrüßt Sie Ihr Schachreporter. Seit drei Wochen ist er hier und berichtet von der Weltmeisterschaft. Seit Tagen will er nach Hause. Aber die Meister werden und werden nicht fertig. Heute müssen sie. Heute fällt die Entscheidung.

Leute, die alles am besten wissen, sagen, diese WM sei langweilig, zehn Remisen in zwölf Runden. Ihr Schachreporter hält dagegen: Dieser Zweikampf hat das verrückteste Finale seit 126 Jahren, bis zu 15 schnelle und superschnelle Entscheidungspartien binnen weniger Stunden.

Anand gegen Gelfand – und nur einer von beiden wird am Ende des Tages die Schachkrone tragen. Drama, Schicksal, Wahnsinn.

Um zehn Uhr deutscher Zeit geht es los. In Moskau ist es dann schon zwölf, High Noon.