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Borussia Dortmund – Bayern München 1:0

Endstand 1:0 Dem Epos folgte das Drama. 75 Minuten lang sahen wir ein Duell, in dem sich beide mehr oder weniger auf Distanz hielten. Dann erlebten wir eine Schlussphase, die den Kommentatoren und Fans Worte und Luft nahm. Das Elfer-Duell Weidenfeller/Robben hat seinen Eintrag in die Geschichtsbücher sicher. Was für ein cooles Finish!

Das Spiel hielt zwischendurch nicht ganz, was es versprach, allenfalls taktisch. Aber Taktik ist nicht alles. Strafraumszenen eher selten, ein Primat der Vorsicht. Dortmund war in der ersten Halbzeit überlegen, in der zweiten gab der BVB aber die Initiative ab. Das Tor fiel unvermittelt.

Die Bayern hatten wegen Dortmunds sauberer Defensive bis zum Elfmeter keine Großchance, hätten aber den Ausgleich verdient gehabt. Es hätte mich interessiert, ob die Bayern das Spiel noch gewonnen hätte, falls Robben getroffen hätte. Die Bayernfans können sich immerhin mit zwei weiteren Titelchancen trösten. Mal abgesehen davon, dass die Meisterschaft noch nicht entsch… Aber wer glaubt daran?

Eine längere Analyse am Donnerstag hier auf Zeit Online.

Der Zirkelschluss des Tages kommt von Kaiser Franz, dem schwächsten Bayern an diesem Tag: „Es hat noch nie einen unverdienten Meister gegeben, denn wer Meister wird, hat es verdient.“

Wer hat Trost für die HSV-Fans neben mir?

Hier die Berichte von den anderen Mittwoch-Spielen

91′ Die Schlussphase, vorsichtig ausgedrückt, sehr ereignisreich, entschädigt für viele Längen. Die Latte verhindert ein Eigentor von Subotic. Im Gegenstoß lupft Lewandowski an die andere Latte.

Und Schiri Kirchner zitiert Merk 2001.

86′ Drama, Baby! Weidenfeller verschuldet einen Elfer an Robben, Robben schießt, und Weidenfeller hält ihn fest. Erinnert ein wenig an Kutzop 86. Lauter fußballhistorische Anspielungen heute, intertextuell sehr anspruchsvoll heute.

Subotic disst Robben, der aber sehr cool reagiert.

77′ In der Premier League sind im Gegensatz zur Bundesliga die Spitzenspiele oft die Highlights … wollte ich grad schreiben. Da fällt das 1:0 für Dortmund durch Lewandowski Großkreutz schießt einen abgewehrten Ball vom 16er, das wird zur Vorlage, Lewandowski lenkt den Ball mit der Hacke ins Tor.

Das Tor sieht ein wenig so aus wie Sheringham 99 (Schuss vom 16er wird zur Vorlage, die Offensiven rücken zu langsam raus und heben die Hand). Fühlt es sich auch so an? Der Gag kam hier nicht bei allen gut an.

74′ Dortmund ist noch da. Kagawa knapp vorbei. Wechsel Dortmund: Perisic für Gündogan, Leitner für Kagawa. Großkreutz darf draufbleiben. Wechsel Bayern: Olic (der beim HSV sehr vermisst wird, wie hier betont wird) für Gomez.

70′ Die klassischen Reporterphrasen „Die Bayern-Führung ist inzwischen verdient“, und „Die Dortmunder haben um das Gegegentor gebettelt“ liegen nur einen Angriff von uns entfernt.

68′ Dortmund hat seit 15 Minuten jede Gefährlichkeit eingebüßt. Was lässt sich Klopp jetzt einfallen?

60′ Chance Ribéry, mit links vorbei. Bayern macht das Spiel. Schweinsteiger für Müller, Kroos rückt auf 10.

57′ 4:0 Hoffenheim. Hängende Köpfe. „Was soll nur werden?“ Jetzt kann man sich hier wenigstens auf Dortmund konzentrieren.

54′ Das Spiel verlagert sich zunehmend in die Dortmunder Hälfte. Bayern aber im ganzen Spiel noch ohne Chance im Strafraum.

48′ 3:0 Hoffenheim gegen Hamburg. Das verursacht hier nur noch einen letzten Zucker Enttäuschung.

21:07 Bananen in Neuers Strafraum – welch subtiles fußballhistorisches Zitat der BVB-Fans.

20:59 Die anwesende schwarz-gelbe Fraktion übererfüllt die Frauenquote.

Fun Facts zur Halbzeit: In der Rubrik „Angekommene Pässe“ ist unter den ersten 7 nur ein Dortmunder, Gündogan auf 5.

Nein, severolus, auch nicht Blankenese.

Halbzeit 0:0 Dortmund überlegen, aggressiver, mit einer Handvoll guter bis sehr guter Chancen, zögert aber hamletgleich, die Bayern in den Abgrund zu stoßen. Im Mittelfeld, vor allem zentral, sind sie stärker durch bessere Raumaufteilung und geschickteres Laufverhalten gegen den Ball.

Die Bayern haben zu viele Zonen auf dem Feld, in denen sie den Dortmundern zu viel Raum lassen müssen. Sie spielen ungewohnt defensiv und verhalten, aber auch nicht so schlecht, wie der Kaiser Franz tut. Alles drin, zumal Schweinsteiger am Spielfeldrand grinsend gesichtet wurde.

42′ Endlich was zu jubeln für die HSV-Fans: Pauli liegt 4:0 bei Holzbein Kiel hinten, also die Zweite.

40′ Nein, severolus, nicht Eppendorf. Komme ich so neureich rüber?

37′ Die #Dortmunder können #nichts. Lewandowksi mit dem Kopf nur an den Pfosten.

31′ Chance für Kroos, Fernschuss mit links, knapp vorbei.

30′ Ungewöhnlich wenig Ballbesitz für Bayern. Jemand die Statistik zu Hand? Liest mich eigentlich jemand außerhalb des Wohnzimmers in diesem bürgerlichen Hamburger Viertel, in dem ich mich befinde? Hallo Welt?

25′ Starkes Dribbling Kagawa in den Strafraum. Doch bei seinem Schüsschen möchte man ein Stück Brot hinterherwerfen.

24′ BVB-Fans bejubeln mitten im Dortmunder Angriff das Gegentor für Schalke in Nürnberg. Mit dieser Konsequenz wird man Meister.

21′ Debatten hier über verweigertes Pflichtgelb für Robben wegen taktischen Fouls.

20′ Aber nicht, wenns 3:0 für Hoffenheim steht, heißt es. Fehlen nur noch zwei übrigens. Nein, nur noch eins. 2:0 Hoffenheim.

19′ Wenn es in der 75. hier noch 0:0 steht, wird zum HSV umgeschaltet. Sagt der Hausherr gerade.

17′ Aber ich habe einen Pultplatz mit W-Lan. Hab ich bei der Akkreditierung drauf bestanden.

15′ Beide Teams nehmen in Ballbesitz das Tempo raus. Oder kommt mir das aus meiner Perspektive nur so vor? Ich schaue schräg auf den Fernseher, das Wohnzimmer ist gut besucht.

10′ Meldung aus dem Stadion: Neuer führt im Pfiffe-Ranking. Meldung aus Hoffenheim: 70 Prozent Ballbsitz für den HSV.

6′ Doppelchance für Großkreutz und Lewandowski. Doch Neuer wächst ein drittes Bein (wie prophezeit).

2′ Kleines Hallo-wach an die Bayern-Abwehr. Langer Pass von Gündogan, schlechte Tiefenstaffelung, doch Kuba legt am Tor vorbei, das Neuer verlassen hat.

20:02 Wir sind spät dran. Schnell noch eine ganz kleine taktische Vorschau gefällig?

19:57 Hier in Hamburg schauen viele auch Dortmund-Bayern und nicht HSV in Hoffenheim. Das spricht für hanseatischen Geschmack. Der Hamburger fährt ja auch nicht auf der Autobahn langsamer, um den Unfall auf der Gegenfahrbahn zu beglotzen.

19:49 Markus Merk fasst das Duell zusammen: „Leichtigkeit gegen Routine“. Ich finde das unzulässig zugespitzt.

Aufstellungen

Dortmund Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Gündogan, Kehl – Kuba, Kagawa, Großkreutz – Lewandowski
Bayern Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba – Luiz Gustavo, Kroos – Robben, Müller, Ribéry – Gomez

Schweinsteiger auf der Bank. Gündogan spielt, Klopp setzt wohl auf Offensive.

Vorbemerkung

Es ist heute ein besonderes Spiel. Das merkt man schon daran, dass ich mir den kicker gekauft habe. Das erste Mal seit 1994, glaube ich. Damals wollte ich nachschauen, ob Uwe Bein in der Elf des Tages ist. Ich muss sagen, dass ich, als ich mir die aktuelle Ausgabe durchblätterte, die Stecken- und Stabreime der Schlagzeilen von früher vermisse. Da hieß es noch: „Bärenstarke Borussen bieten Bammel-Bayern die Stirn“ oder „Frost und Frust in Frankfurt“. Ich glaube, die hatten in Nürnberg im Keller von Karl-Heinz „Mister Kicker“ Heimann eine Stanze stehen, die Schlagzeilen maschinell hergestellt hat. Wär die nicht was fürs DFB-Museum?

Damit bin ich in Dortmund. Heute steht das Spiel der Spiele (kicker) auf dem Programm. Ich muss seit einiger Zeit daran denken, dass ein Bekannter von mir vor dieser Saison in Anwesenheit eines BVB-Fans prohezeite, dass seine Bayern spätestens am 28. Spieltag Meister sein werden. Und Borussia Dortmund, damals frischer Titelträger, die nächsten zehn Jahre kein Meister mehr wird. Als ich ihn neulich vorsichtig darauf ansprach, konnte oder wollte er sich gar nicht daran erinnern und wurde wirsch. Was ich damit sagen will: Mir ist klar, dass heute viel auf dem Spiel steht, zum Beispiel sehr viele religiöse Gefühle. Die will ich natürlich nicht provozieren.

Zur Vorbereitung: Im Stadion twittert für uns der Potthopper Jens Uthoff, hier ist sein bislang gesammeltes Werk. Charmant finde ich das Pärchen-Blogging auf allesaussersport. Rechtzeitig fertig wurde die neue Kluger-Kopf-Klopp-Kampagne der FAZ (kicker-würdig?). Sehr kreativ auch die 11 Freunde:

Übrigens, natürlich war Uwe Bein damals in der Elf des Tages.

 

Gladbach – Bayern 3:1

Endstand 3:1 Eine beeindruckende Leistung der Gladbacher führt sie zu einem verdienten Sieg gegen den Herbstmeister. Taktisch hervorragend, wenn auch teilweise sehr tief stehend, selbstbewusst und sicher am Ball, kombinationsstark, rasante, wenn auch wenige Konter. Die Mannschaft präsentiert sich keineswegs nur als Reus plus Rest. Gladbach ist auf Champions-League-Kurs und erinnert an beste Zeiten in den siebziger Jahren. Lucien Favre schläft wohl auf Weisweilers Kladde.

Die Bayern machen das Spiel, kommen aber zu wenig gefährlich in die 10er-Position. Sie wirken zudem wenig eingespielt, viele Pässe landen leicht im Rücken des Mitspielers statt im Lauf. Fataler Fehler natürlich von Neuer, der den Gladbachern in die Karten spielt. Defensivfehler bei den beiden anderen Toren.

Ein Punkt noch: Gladbach hat heute den besseren Tormann. Klar, das 1:0 kann passieren. Aber das 3:0 hätte Marc ter Stegen wohl auch gehabt, weil er noch offensiver spielt als Neuer. Warten wir mal zwei Jahre und schauen, wer dann im deutschen Tor steht.

Toller Auftakt in die Rückrunde! Das könnte ein sehr spannendes Meisterrennen werden.

89′ Aber, Freunde, vergessen wir bitte nicht die Aufbauarbeit von Michael Frontzeck!

85′ Stranzl, ein sehr solider Innenverteidiger, riskiert bei einer Rettungsgrätsche das Eigentor, muss das auch, bekommt den scharfen Flachpass aber irgendwie über die Latte. Ecke Bayern.

83′ Lechenich-Heddinghoven – wem sagt das was? Dort ist das Grab von Hennes Weisweiler. Pilger, wen von Euch treffe ich dort heute Nacht?

76′ Tor für Bayern 3:1 Schweinsteiger Abstauber nach einer Ecke. Eine Wende? Ich glaube nicht.

74′ „Gegen Gladbach kann man mal verlieren!“, singen die Fans. Nach diesem Spiel werden sich die Gladbacher gegen Fohlenvergleiche und Titelwunschzuschreibungen nicht mehr wehren können. Aber es ist extremer Konterfußball, das geht nicht immer auf.

72′ Tor für Gladbach 3:0 Herrmann Fantastischer Konterfußball von Gladbach! Drei Stationen, Arango, Reus, Herrmann. Welch Pass von Reus! Bayern wie England in Bloemfontein.

70′ Erstmals Gelb in diesem fairen Spiel: Arango, der sehr fleißig gegen Robben verteidigt und zudem ballsicher ist. Wichtiger Mann für Gladbach.

66′ Zweiter Wechsel bei den Bayern: vorhin Alaba für Tymoschchuk, jetzt Strähnchen-Rafinha für Boateng.

63′ Tony Jantschke, rechter Verteidiger, 21 Jahre alt. Ich gebe zu, er ist mir bislang in der Saison noch nicht aufgefallen. Löw wird bestimmt aufmerksamer gewesen sein.

56′ Ich glaube, höher, radikaler als ter Stegen kann man als Torwart nicht agieren. Mit ihm scheint eine Grenze erreicht.

Noch mal, weil es so schön ist, der Kritiker Berti Vogts, als er den Moment zur Gladbacher Revolte für gekommen hielt:

49′ Gladbach gelingen manchmal sehr gute Stafetten durchs Mittelfeld: in Unterzahl, mit scharfen Direktpässen, zielstrebig. Wenn sie das so selbstbewusst weiterspielen, machen sie mindestens noch ein Tor.

Halbzeit 2:0 Gladbach Eieiei! Ein gutes, schnelles Spiel. Die Bayern sind nicht so schlecht wie es klingt, aber über die Flügel sind sie schwächer als sonst: Ribéry nicht dabei, Robben unauffällig. Die Gladbacher Konter sind rasant und präzise, aber selten. Meist spielen sie zurück zum Tormann. Sie stehen insgesamt sehr tief und wirken sehr sicher im One Touch. Sie hatten auch das eine oder andere Mal Glück bei Abseitspfiffen. Der frühe, grobe Patzer von Neuer hat ihnen freilich in die Karten gespielt.

Das Tor von Reus war technisch schwerer als es aussah, ich meine die geschickte Ballannahme, bei der er sich den Ball anchippt. Dadurch konnte er leichter und schneller schießen. Auch das 2:0 muss man erstmal so cool machen, ist ja immerhin Neuer, der vor ihm steht (auch wenn das heute sonderbar klingt).

41′ Tor für Gladbach Patrick Herrmann 2:0 Ballverlust Robben (samt sterbendem Schwan) an Arango, Ball zu Hanke, der passt diago auf Herrmann, der ihn aus halbspitzen Winkel ins lange Eck hebt.

37′ Es hat noch gar kein Bayern-Fan den Schiri für dies, das oder den Rückstand verantwortlich gemacht. Ist Twitter kaputt?

35′ Der Mann mit den meisten Ballkontakten dürfte Galdbachs Keeper ter Stegen sein, offenbar ein gezieltes Mittel, um das Spiel zu verlangsamen.

24′ Björn Brodermanns meldet sich aus dem Stadion: „Das Duell Pommes gegen Frikandel steht nach 22 Min. 1:0 für Daems. Robben watschelt wie Alfred J. Kwak. War der Maulwurf Henk schuld am Patzer?“

19′ Im Spiegel wurde Favre neulich als Kauz porträtiert, der aus Versehen geheime Trainingslehren preisgibt und der sich auf der Pressekonferenz minutenlang mit dem Finger im Schuh bohrt, ihn dort verhakt. Was ich mal gehört habe: Favre soll einen Slalomparcours rückwärts mit Ball schneller absolvieren können als seine Spieler. Eine Imponiertechnik, die er sich beigebracht haben soll, als er als Profi lange verletzt war.

13′ Bayern mit guter Reaktion: Gomez mit dem Kopf nach einer Robben-Flanke, doch ter Stegen kann reagieren. Im Anschluss an die Bayern-Ecke ein Konter der Gladbacher.

Gladbach spielt sehr riskant auf Abseits.

11′ Tor für Gladbach 1:0 Marco Reus Déjà-vu. Neuer verursacht das Gegentor mit einem Fehler, diesmal einem Fehlpass auf Reus, dem aus 30 Metern ein empty net goal geling. Hat Neuer das mit dem Wechsel nicht richtig mitbekommen?

2′ Nummer eins der Badstuberschen Serienproduktion: präzise Diagonalpässe über 50 Meter. Allerdings nicht aus dem Lauf wie früher Matthäus, sondern eher aus dem Gang.

20:20 Beckmann trägt das Kassengestell Marke Westerwelle: kantig und präsenzheischend

Aufstellung Gladbach
ter Stegen – Jantzschke, Stranzl, Brouwers, Daems – Nordtveit, Neustädter – Hermann, Arango – Hanke, Reus

Aufstellung Bayern
Neuer – Boateng, van Buyten, Badstuber, Lahm – Tymostchuk, Schweinstg – Robben, Müller, Kroos – Gomez

Bei Gladbach fehlt der Abwehrchef Dante, bei Bayern Franck Ribéry.

Die Taktikschemata bei den Jungs von spielverlagerung

Vorbemerkung
Ein Rückrundenauftakt würde der Winterpause gut tun, las ich diese Woche im Internet (ich weiß nicht mehr, wo). Und so wird es sich heute begeben. Im Stadion in Mönchengladbach sitzt unser Twitter-Reporter Björn Brodermanns und lässt Tweets fallen wie einst Hölderlin Verse aus seinem Turm. Hälfte der Saison.

In einem Wohnzimmer in Eimsbush sitze ich und werde ab 20.15 Uhr live bloggen. Bis zum Anpfiff unterhalten wir sie mit ein paar Takten und Sequenzen aus alten Sportschautagen, die ja vielleicht bald gezählt sein werden:

 

Warum sind wir keine Freunde?

Da wären wir. Hier küren wir den vorerst letzten Sieger unseres Gewinnspiel „Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?“, in dem es hierum ging.

© Lars Baron/Getty Images

Zuallererst waren wir überwältigt von der Resonanz. WM-Müdigkeit scheint sich noch nicht breitgemacht zu haben. Wir haben deswegen Stunden, ach was, Tage an der kleinen Auswahl gefeilt, die wir hier, natürlich streng subjektiv, zum besten geben wollen. Alles in allem: Es war großartig!

jap sieht Arjen Robben als pöbelnden Flügelstürmer ohne Respekt vor Autoritäten. Schiedsrichter Webb schleudert er den boateng´schen Spruch: „Ich kann in deine Nase gucken, Großer!!“ entgegen. Lacoone spielt das alte Klischee-Spiel: „Dafür hab ich dich mit meinem Wohnwagen zugeparkt, ha!“ Und Torsten Gruber ist eine gewisse Online-Affinität nicht abzusprechen: „Du bist der Webb-master? – Ich möchte Durch die spanische Firewall robben!“

Der User mit dem schönen Namen legalrot vermutet bei unserem Lieblingsniederländer eine gewisse Desorientiertheit: „Das ist unfair! All die Spiele holzen wir für die meisten Karten und dann sagst du uns, dass nur die Tore zählen?!“ Markus, vermutlich Zahnarzthelfer von Beruf, lässt Howard Webb analysieren: „Die 6 unten rechts ist kariös und den Zahnstein sollten wir auch mal wieder entfernen.“ Sarica erinnert sich an die Unschuld des Arjen Robben und lässt diesen beteuern: „Dieser Fuß weiß überhaupt nicht, was ein Foul ist!“ Und chrim durchschaut Robben, das One-Trick-Pony: „Da kannst Du mir gern drauftreten; mit dem linken treff ich eh nix.“

Die meisten Einsendungen, auch unser Gewinner, wurden aber von den (nicht vorhandenen) Frisuren unserer beiden Helden inspiriert. hagego vermutet den Bobtail-Effekt: „Schiri, sind Sie blind? Oder sind Ihnen die Haare ins Gesicht geweht? Das war doch ‘n klarer Elfmeter!“ benne sieht miese Tricks am Werk: „Du nimmst Autolackpolitur das ist unfair!“ und nd_b hat schon die Schlagzeile in der Schublade: „Beim diesjährigen Kojak Doppelgänger-Wettbewerb kam es zum Eklat“. Unser sommer bekommt ein dieser Stelle den Oscar für das beste Drehbuch, leider würde ein Abdruck dieses Dialoges diesen Rahmen hier sprengen.

Deshalb wird es nun Zeit für den Sieger. Der Hauptpreis (also der einzige Preis, das Buch “Das Prinzip Uli Hoeneß” aus dem Werkstatt Verlag) geht in diesem Falle an Miss.Lusie für ihre recht einfach Schlussfolgerung: „Ich hab ne Glatze du hast ne Glatze warum sind wir keine Freunde?“

Wir bitten die Gewinnerin um kurze Mitteilung der Adresse an online-sport@zeit.de

Wir verabschieden uns in eine kurze Gewinnspiel-Pause. Wir hoffen, es hat Freude bereitet. Bald sind wir wieder da.

 

Der Ball so, und ich so

Hier ist die Auflösung zum mittlerweile neunten Teil unseres Gewinnspiels Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?, in dem es hierum ging:

© Roberto Schmidt/AFP/Getty Images
© Roberto Schmidt/AFP/Getty Images

Sie sind sich natürlich nicht für die erwartbaren Haar-Witze zu schade. Den besten bringt Klaas mit „Nix da! Die Haare bleiben dran!“ Nicht unkreativ zeigte sich auch Solander: „Ich sag nix. Den Teufel hab ich ins Abseits gestellt.“ Der erste Preis aber geht an Marcus Sigismund, der Carles Puyol das entscheidende Tor des Halbfinales noch einmal ausführlich analysieren lässt. Haben Sie etwas Zeit mitgebracht, dann bitte, hier Carles Puyols Selbstreflexion: „Der Ball so, und ich so – Tor!“

Wir bitten den Gewinner um kurze Nennung von Namen und Anschrift an online-sport@zeit.de.

Und nun fragen wir Sie noch einmal, zum letzten Mal rund um die Fußball-WM, was fällt Ihnen zu diesem Bild unseres Lieblingsniederländers Arjen Robben ein?

© Lars Baron/Getty Images

Kommentare bitte ins Feld unten. Die netten Damen und Herren vom Werkstatt Verlag stellen als Preis wieder ein Buch zur Verfügung. Diesmal: “Das Prinzip Uli Hoeneß” von Christoph Bausenwein. Einsendeschluss ist Mittwoch, 12 Uhr. Wir sind gespannt! Der Rechtsweg führt Sie übrigens ins Abseits.

 

Europa ein Stück näher kommen

Der VfB Stuttgart ist Experte dafür, gegen Saisonende richtig anzugreifen. Bei den Schwaben werden Erinnerungen an das Meisterjahr 2007 aufgefrischt, als der VfB mit acht Siegen in Folge auf Platz eins stürmte. So eine Serie wird den Stuttgartern nun von Expertenseite wieder zugetraut. Zumal das Restprogramm im Vergleich zur Konkurrenz einfacher erscheint. Damit die Aufholjagd nicht unschön gestoppt wird, sollte das Team von Markus Babbel die Dienstreise nach Köln endlich wieder erfolgreich gestalten. Den letzten Sieg gab es 1997. Der fiel mit 5:1 üppig aus. Damals wirbelte noch das magische Dreieck Balakov, Elber und Bobic.

Das aktuelle Zauber-Trio glänzt für den VfL Wolfsburg. Edin Dzeko, Grafite und „Zwetschge“ Misimovic heißen die Protagonisten, die daran schuld sind, dass der VfL als heißester Anwärter auf den Titel geführt wird. Felix Magath will davon natürlich nichts wissen, er tippt immer noch stur auf den FC Bayern. Der Fitness-Fetischist hat bei seinen Spielern gefährliche Nachlässigkeiten entdeckt, ausgelöst durch zu viel Selbstzufriedenheit. Magaths Aufgabe ist es nun, seinen Spielern diese Flausen auszutreiben. Schwer vorstellbar, dass es ihm nicht gelingt. Gegen Leverkusen ist wieder ein hochkonzentrierter, spielfreudiger Tabellenführer zu erwarten. Bayer hingegen ist nach einer ansehnlichen Hinrunde aus dem Tritt geraten. Die Schwächephase mit dem Umzug in die ungeliebte Düsseldorfer Arena zu erklären, wäre zu einfach. Die Mannschaft von Bruno Labbadia ist nach wie vor das beste Auswärtsteam. Dieser Status ist aber in Gefahr.

Bei den Bayern-Fans ist Jürgen Klinsmann schon längst unten durch, die Pfiffe gegen ihn in der heimischen Allianz-Arena waren eindringlich genug. Er wird froh sein, dass ein weiteres seiner Endspiele auf fremden Terrain stattfindet. Dass sich Arminia Bielefeld so zahm zeigt, wie vergangene Woche die Frankfurter, dürfen die Bayern nicht hoffen. Die Ostwestfalen werden die Angst vor dem Abstieg in positive Energie umwandeln. „Du hast keine Angst, hast nichts zu verlieren“, sagt der zuletzt gar nicht mehr so einlochfreudige Torjäger Artur Wichniarek. Ob sich Bayern-Coach Klinsmann davor fürchtet, dass seine Spieler versagen, kann nur vermutet werden. Im Falle einer Pleite in der Provinz muss er sich um seinen Job aber mehr Sorgen als jemals zuvor machen.

Im Badischen steigt am Samstag das Derby zwischen Karlsruhe und Hoffenheim. Die TSG muss nicht nur mit dem Etikett leben, als miserabelster Herbstmeister aller Zeiten die Rückrunde versaut zu haben. Die Macher muss es auch wurmen, dass die jungen Spieler genauso anfällig für die Verlockungen des schnellen Erfolges sind, wie alle anderen Fußballer. In der Vorrunde wäre das nicht für möglich gehalten worden, doch mittlerweile nehmen ein neues Auto oder eine neue Freundin mehr Platz ein, als der Boulevard-Hasser Ralf Rangnick verkraften kann. Die sportliche Entwicklung stockt stattdessen. Nur neun Punkte aus zehn Rückrundenspielen hat das einstmals so zwingend aufspielende Team zustande gebracht. Hinzu kommen so unreife Aktionen von Carlos Eduardo, der wiederholt statt seinem Kopf die Fäuste eingesetzt hat. Mit solchen Undiszipliniertheiten muss sich KSC-Trainer Ede Becker nicht herumschlagen. Dafür tendieren seine Jungs ins andere Extrem: Sie sind lammfromm. Kein Wunder, denn Abwehrkante Maik Franz fehlt schon länger. Außerdem haben sie in Karlsruhe das Toreschießen so gut wie eingestellt. So steigt man ab.

Derby-Zeit ist auch im Ruhrpott. Der VfL Bochum empfängt Borussia Dortmund. Die haben die letzten beiden Spiele gewonnen und nachhaltig gezeigt, keinen Bock mehr auf nervige Remis zu haben. Plötzlich ist für die Borussia wieder ein Platz im Uefa-Cup möglich. Platz fünf ist zwar noch fünf Punkte entfernt. Doch vielleicht spezialisieren sich die Schwarz-Gelben darauf, zu gewinnen, anstatt unentschieden zu spielen. Mit einem Sieg in Bochum wäre eine kleine Serie perfekt. Bochum braucht auch jeden Punkt, um sich weiter von den Abstiegsrängen zu entfernen. Langweilig wird das Nachbarschaftsduell nicht.

Die Abstiegsfrage spielt auch bei der Partie Frankfurt gegen Mönchengladbach eine Rolle. Mehr für die Borussia als für die Eintracht. Die Gladbacher könnten mit einem Dreier in Frankfurt Rang 16 verlassen. Dagegen spricht allerdings die Spielart nach hessischem Muster: gegen die Kleinen gewinnen, gegen die Großen verlieren. Sollte dies der Eintracht gegen den Aufsteiger erneut gelingen, kann für die kommende Saison in Liga eins geplant werden.

Bei Hertha BSC ist das Thema Meisterschaft nach drei Niederlagen in Folge abgehakt. Doch nicht nur das sorgt in der Hauptstadt für verdrießliche Stimmung. Es tobt ein Machtkampf zwischen Präsidium und Geschäftsführung. Im Zentrum steht Manager Dieter Hoeneß, der von einem Präsidiums-Mitglied diffamiert worden sein soll. Der Vorwurf: Hoeneß gönne Trainer Lucien Favre den Erfolg nicht und mache intern dessen Arbeit schlecht. Die Geschäftsführung wehrt sich gegen diese Behauptung. In Berlin haben es die Spieler wirklich nicht leicht, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Gegen Werder Bremen möchte der frühere Publikumsliebling Marko Pantelic sportliche Akzente setzen. Andrej Woronin, der den auf die Bank verbannten Serben in der Gunst der Fans abgelöst hat, ist gesperrt. Für Werder ist das Geschäft Bundesliga zweitrangig geworden. Auf Platz zehn sind ambitionierte Ziele nicht mehr angesagt. Dafür ist im DFB-Pokal und Uefa-Cup noch alles drin.

Der Hamburger SV ist wie Werder beseelt von den Pokal-Wettbewerben. Aber auch in der Meisterschaft sind die Hamburger noch konkurrenzfähig. Mal schauen, ob dem HSV wie in den Jahren zuvor auf den letzten Metern die Luft ausgeht. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus. Gegner Hannover ist geradezu prädestiniert dafür, das Hamburger Punktekonto zu vergrößern. 96 weist eine erbärmliche Auswärtsbilanz von zwei Pünktchen auf. Der HSV hat hingegen im eigenen Stadion erst einmal verloren.

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Schalke 04 gegen Energie Cottbus: Das klingt nicht gerade nach großem Spektakel. Beide Teams haben es bislang erfolgreich vermieden, den Geschmack von Fußballästheten zu treffen. Die Schalker könnten indes für ein bisschen mehr Spielkultur sorgen. Sie müssen sich nur an die vergangene Saison erinnern. Vor fast genau einem Jahr schossen die Schalker unglaubliche fünf Tore gegen Cottbus, vier davon gingen auf das Konto von Kevin Kuranyi. Damals feierte das Trainertrio Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck einen erfolgreichen Einstand.

Aktuell setzt der königsblau gefärbte Teil des Ruhrgebiets seine Hoffnungen in dasselbe Interims-Gespann. Ein erneuter Sieg gegen den Tabellenvorletzten würde Schalke den Europapokalplätzen ein Stück näher bringen. Weit entfernt von einer Lösung in der Manager-Frage sind weiterhin die Vereinsbosse. Ein Nachfolger für Andreas Müller ist nicht in Sicht. Gute Voraussetzungen für den Schlussspurt in der Liga sind das nicht.

 

Manchester City-HSV 2:1

20.30 Moin, moin. Herzlich Willkommen zum Uefa-Pokal-Live-Blog von ZEIT ONLINE aus Hamburg. Drücken wir den beiden Nordklubs die Daumen, denn ein wunderbares Halbfinale würde auf den deutschen Fußballfreund warten: HSV gegen Werder.

Ich konzentriere mich zunächst auf den HSV, will aber ein Auge auf Werder haben. Und vielleicht entscheide ich mich noch um – je nach Spielstand. Den aktuellsten Beitrag finden Sie unten. Und ganz unten kurze Vorberichte. Natürlich freue ich mich auf Ihre sachdienlichen Hinweise in den Kommentaren.

Der HSV spielt mit zwei 6ern: Jarolim und Aogo. Petric ist auf der Bank. Für Werder macht Diego mit. Die haben ja daraus ein Geheimnis gemacht wie Bayern München. Offenbar ihr Vorbild, auch in Sachen Aufmerksamkeit des Boulevards, wie Klaus Allofs heute in der Berliner Zeitung zugibt: „Wir haben vor sechs Jahren mit einem Unternehmensberater definiert, was wir überhaupt wollen. Das Wichtigste war, dass man nicht im Mittelmaß versinkt, sondern sich als Marke Werder positioniert. Dazu gehört, dass man vorkommt. Wir wollten schon in die Klatschspalten.“ Auf dem Weg zum SV Werder Hollywood?

dogfood bloggt auch. Wer noch?

2′ Die Holzklotzigkeit der City-Abwehr hat schon im Hinspiel amüsiert. Dunne hackt am Ball vorbei und streift das Püppchen Pitroipa an seinen dünnen Hüftknochen. Das war schon fast Elfmeter.

8′ Ganz seltsame Aktion eben: Viele Spieler um den Hamburger Strafraum und den Ball, und keiner bekommt ihn unter Kontrolle, nicht mal Keeper Rost, der ihn einem Gegner in den Rücken abschlägt. Eine halbe Minute lang springt der Ball hin und her, als wäre er ein Rugby-Ei, und die Spieler rutschten wie auf Schmierseife. Diese Szene könnte man schön mit der Musik der „Klamottenkiste“ unterlegen.

12′ Tor für den HSV 0:1 Paolo Guerrero Irgendwas scheint mit dem Rasen oder dem Schuhwerk der Spieler nicht zu stimmen. Pitroipas Flachpass in die Mitte kriegt Olic nicht in Besitz, den trudelnden Ball grätscht Guerrero ins Tor.

16′ Tor für Manchester City Elano 1:1 (Handspenalty) Herr Schiedsrichter, das war eine Fehlentscheidung! Trochowski wird am angelegten Oberarm angeschossen, dreht sich dabei noch weg. Elano mit viel Schmackes ins Tor. Reporter Wolff-Christoph Fuss: „Dieser Elfmeter war unseriös.“

20′ Sehr lebhaftes Spiel vor sehr lauter Kulisse,. Wie im Hinspiel, nur nicht so einseitig für das Heimteam. Auch die HSV-Fans hört man gut: „Wir sind alles Hamburger Jungs.“

Werder liegt 0:1 durch Inler hinten.

30′ Mit langen Flugbällen sollte es der HSV immer mal wieder versuchen, auch wenn es nicht der hohen Ästhetikschule entspricht. Die Schwächen der City-Abwehr, sich darauf vorzubereiten, waren schon vor einer Woche sichtbar. Gerade auf der rechten Seite, wo Richards soeben etwa zehn Meter rückwärts läuft und die Gefahr gerade noch bannen kann.

Udinese gegen Bremen inzwischen 2:1 durch Quagliarella. Diego hatte zuvor ausgeglichen.

Uiuiuiui! Quagliarella zum 3:1 für Udinese, damit ist das Hinspielergebnis egalisiert.

43′ Man City ist dem 2:1 zum zweiten Mal sehr nahe gekommen. Zwei Mal Elano, erst kann Rost einen Schuss aus kurzer Distanz halten, dann jagt Elano einen direkten Freistoß aus 30 Metern an die Latte.

Halbzeit 1:1 Tempo und Intensität sind im Spiel, kaum Unterbrechungen, von den vielen Abseitsentscheidungen gegen City abgesehen. Zweite (Europa-)Liga im besten Sinne. Der HSV hat sich zunächst durch die üble Fehlentscheidung, die zum Ausgleich geführt hat, nicht aus dem Konzept bringen lassen. In den letzten 15 Minuten jedoch war City aktiver. Entweder sind die Außenmikrofone extrem laut gestellt (soll in England ja vorkommen), oder die Stimmung ist wirklich so gut. Musste eben den Fernseher leise stellen. HSV-Fans wie immer sangesfreudig, vorhin war der Capo und Fast-Aufsichtsrat Jojo Liebnau im Bild. Mit Megaphon. Und mit dem Rücken zum Spiel.

Kurz zu Werder: Diego nutzt den Bock des Kolumbianers Zapata zu einem Traumtor: dreht sich auf dem Ball (Fachbegriff „Schwalbe“) und ihn in den Giebel. Aber der Vorsprung ist verspielt. In Italien regnets.

46′ Alle, Didi Beiersdorfer, Wolff-Christoph Fuss und die Twitter-Gemeinde, fordern seit 15 Minuten Gelb/Rot für Dunne. Doch er darf weitermachen.

50′ Tor für Man City 2:1 Caicedo Wieder wird der HSV durch eine Fehlentscheidung benachteiligt. Beim Pass, der dem Tor mittelbar vorausging, stand ein Stürmer im Abseits, der Jansen zu einer Abwehraktion zwingt, die zum Ballverlust führt. Aber schon wieder rutschen Spieler aus, diesmal Gravgaard. Caicedo nutzt es prima.

54′ Junge, der Elano kann vielleicht undurchschaubare Freistöße schießen. Diesmal geht er an den Pfosten. In der Folgeszene muss Rost eine Flanke von der Linie kratzen, und der Nachschuss steigt über die Latte. Das Spiel kommt nicht zur Ruhe.

59′ Das geht wohl nicht mehr lange gut. HSV-Abwehr lässt sich von einem Lupfer aushebeln, und Robinho, der einläuft, schießt im Fallen, bedrängt vom Außenverteidiger (!) Boateng Rost an. Kurz später Abseitstor von Caicedo.

Wieder Diego! Nur noch 2:3, das heißt Udinese braucht zwei Tore. Deutsche Klubs wackeln, und alle fiebern mit. #Europapokal-Feeling

73′ Dem HSV gelingt es jetzt ein bisschen, aber wirklich nur ein bisschen, besser, Ruhe ins Spiel zu bringen. Zwischen der 50. und der 65. Minute musste man auf das Gegentor fast warten. Robinho, der City-Star, mit zwei Aktionen: einer ekligen Schwalbe und einem Tritt in Frank Rosts Blume. Petric kommt für Trochowski.

76′ Gelb/Rot für Dunne: nach einem Nichts an Foul, aber dennoch gerecht. #wurdaberauchzeit

84′ Olic scheitert nach gutem Pass von Jansen am großen Shay Given, der per Fußreflex abwehrt. HSV jetzt stärker, aber souverän ist das nicht. Richards kommt zu einer Chance, nachdem Jansen die Kraft für einen Befreiungsschlag ausgeht.

Endstand 2:1 Der HSV hat es geschafft – und Werder auch. Das heißt, es wird in den nächsten drei Wochen vier Mal zum Nordd-Derby kommen: DFB-Pokal, Uefa-Pokal (2x) und Bundesliga.

Der HSV hatte in Manchester bange Minuten zu überstehen, zwischenzeitlich war seine Widerstandskraft erloschen. Ein Mal Pfosten, ein Mal Latte, einige gute und einige halbgute Torchancen für Man City – das war knapp. Andererseits gingen beiden Gegentoren Fehlentscheidungen des Schiedsrichters voraus: ein Nieundnimmer-Elfmeter und ein übersehenes Abseits. Der HSV hat in dieser Saisonphase große Probleme, über 90 Minuten zu „gehen“. Rechnet man das Hinspiel ein, ist der HSV der verdiente knappe Sieger. Jedenfalls waren es zwei sehr aufregende, intensive Spiele. Komisch, dass die Spieler heute ständig ausrutschten. Da muss der Zeugwart aber was in die Mannschaftskasse tun.

Martin Jol nach dem Spiel: „Wir wussten, dass sich die Schiedsrichter hier beeinflussen lassen.“ Spricht den Elfmeter und das Abseitstor an. Premiere-Reporter: „War kein Abseits.“ Das wäre auch zu viel verlangt, dass ein deutscher Sportreporter die Abseitsregel verstehen würde.

Werder lag schon 1:3 zur Pause hinten und hätte beinahe das 1:4 hinnehmen müssen. Ganz schlimmes Stellungsspiel der Werder-Viererkette übrigens beim 1:2. Inklusive Tim Wiese. Doch dann machten  Diego und Pizarro den Italienern den Garaus. Diego hatte zuvor sogar einen Elfmeter verschossen. Thomas Schaaf nach dem Spiel: „Die erste Halbzeit war gar nichts.“ „Es war kein Bluff mit Diego.“

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Vorbericht

Wie hat der HSV die Last-Minute-Niederlage in Stuttgart verkraftet? Heute im Rückspiel gegen Manchester Ciy sind jedenfalls Defensiv- und Steherqualitäten gefragt. Die Engländer sind heimstark. 3:1 ist zwar eine gute Ausgangsposition für den HSV, aber die lange Saison in drei Wettbewerben zehrt an den Kräften. Vor einer Woche in Hamburg war Piotr Trochowski bester Spieler, er ist inzwischem zu einem Stammspieler gereift, der auch Verantwortung übernimmt. Auch Michael Gravgaard, der dänische Abwehrspieler, wird immer wichtiger – nachdem er sein erstes Spiel in Karlsruhe mit drei Fehlern in den Sand gesetzt hat. Martin Jol hat alle Puzzle-Teile gut zusammengelegt.

Mit dem gleichen Ergebnis tritt Werder Bremen in Udinese an. Die Bremer haben den Vorteil (wenns einer ist), dass sie in der Bundesliga auf die Bremse treten können, denn mehr als Mittelfeld ist nicht mehr drin. Umso mehr sind sie heute unter Zugzwang. Udinese giit als Klub, der aus wenig viel macht, und gute Stürmer hat. Und schon immer hatte. Fast immer. Oliver Bierhoff schoss hier dies meisten seiner über 100 Serie-A-Tore. Carsten Jancker jedoch verdiente sich das Etikett „Nulltorestürmer“. Handicap für Werder, dass Diego wohl verletzt ausfällt. Im Hinspiel schoss er zwei Tore.

 

VfB rückt mit Sieg in letzter Sekuden an den HSV heran

Die Sonntagsspiele des 27. Spieltags in der Analyse

VfB Stuttgart-Hamburger SV 1:0 (0:0) Es war kein gutes Spiel, und es war ein glückhafter Sieg für den VfB. Zwar war er gerade gegen Ende das aktivere Team, doch ihm fehlt Kombinationssicherheit und Passgenauigkeit. In erster Linie waren es Dribblings und Schüsse, richtig gute Chancen hat er nicht herausgespielt. Das reicht für die Bundesliga, doch auf internationaler Bühne muss sich Babbel etwas überlegen, da braucht er ein stimmigeres Konzept. Und so wie es aussieht, wird sich der VfB wohl mindestens für den Uefa-Pokal qualifizieren. Serdar Tasci und Matthieu Delpierre bilden zusammen mit Jens Lehmann jedoch eine sehr stabile Mitte. Tasci unterliefen zwar in der ersten Halbzeit zwei Fehler, doch sein Zweikampfgeschick hat ihn ins Notizbuch des AC Milan gebracht. Mario Gomez hat seine Nationalmannschaftsform in den Klub hinüber“gerettet“. Viele Stolperer, kaum den Ball gehalten. Und dann entscheidet er das Spiel und schiebt den VfB bis auf drei Punkte an Rang 2 heran.

Der HSV hat heute dafür gezahlt, dass er in drei Wettbewerben dabei ist. Die letzten 25 Minuten war der Tank leer, und er verließ sich noch mehr als vorher auf Olic (später Petric) und auf lange Bälle. Dennoch hätte er fast gewonnen, da Aogo in der Schlussminute die Latte traf. Die Innenverteidigung Mathijsen und Gravgaard steht sicher, Rost gibt dem Team Ruhe. Aber spielerisch war es ohne Jarolim zu wenig.

Wenn man bedenkt, dass eine der beiden Mannschaften Meister werden könnte oder nächstes Jahr in der Champions League ran darf (muss), war es ein enttäuschendes Spiel. Auch wenn immerhin die Schlussphase eine Steigerung und Dramatik bot.

Bayer Leverkusen-Werder Bremen 1:1 (1:1) Zum siebten Mal nacheinander verpasst Leverkusen einen Heimsieg, im Düsseldorfer Exil holte es aus fünf Spielen drei Punkte. Chancen gab es reichlich, gerade in der zweiten Halbzeit, doch die größte versiebte Kießling in er ersten Halbzeit: Vor dem leeren Tor schob er den Ball gegen den Pfosten. Ein Unentschieden ist wohl zu wenig, um das Ziel Uefa-Pokal-Qualifikation weiter zu verfolgen. Ein enttäuschendes Ergebnis, gerade weil Bayer früh durch einen famosen Fernschuss Barnettas in Führung ging. Für Bremen hat dieses Spiel einen recht hohen Egal-Faktor, Werder dürfte die Bundesliga derzeit als Trainingsprogramm für die zwei Pokalwettbewerbe betrachten.

Hier alles über die Samstagsspiele

Das Live-Protokoll vom Sonntag

Endstand Stuttgart-Hamburg 1:0, Leverkusen-Bremen 1:1

91′ Tor für Stuttgart 1:0 Mario Gomez Mit seiner ersten guten Tat entscheidet Gomez das Spiel  zugunsten des VfB, zuvor hatte Rost einen Volley von Hitzlsperger abgewehrt.

90′ Dennis Aogo wuchtet aus 25 Metern an die Latte, es war die einzige Offensivaktion des HSV in den letzten zwanzig Minuten. Und hätte fast den Sieg gebracht.

87′ Kuriose Aktion: Schieber schließt fast von der Grundlinie aufs Lattenkreuz. Niemand im Stadion hatte damit gerechnet, Rost wäre fast übertölpelt worden.

81′ Eine Flanke von Hilbert landet auf der Hamburger Latte. VfB sucht den Sieg, doch es sind Einzelaktionen. Die müden Hamburger sind auf ein Remis aus.

70′ Stuttgart erarbeitet sich nun ein Übergewicht, aber von Kombinationsspiel nicht viel zu sehen. Dribblings und Schüsse, das wirkt alles eher wie Zufall.

65′ Nach wie vor sehr verteiltes Spiel, Stuttgart macht eher das Spiel, Hamburg kontert. Echte klare Torchancen gibt es nicht, dafür sind die Abwehrspieler zu konzentriert. Die Frage ist nun: Lässt der HSV in der Schlussphase nach, weil er vor drei Tagen im Uefa-Pokal tätig war?

Jetzt hat Hitzlsperger mal eine Schusschance aus 20 Metern.

58′ Großes Fairyplay von Olic: spielt den Ball absichtlich ins Seitenaus, weil Roberto Hilbert verletzt am Boden liegt. Und das in aussichtsreicher Position.

55′ Der HSV versucht es fast nur mit hohen Steilpässen. Ob das daran liegt, dass ihr Balltreiber Jarolim nicht dabei ist? Dem VfB gelingt es öfter, an und in den Strafraum zu kombinieren, doch dort scheitert er an einer Überzahl an Abwehrspielern. Oder an seiner Ungenauigkeit.

Thomas Hitzlsperger knallt einen Freistoß aus 26 Metern direkt aufs Tor, und Frank Rost baggert den Ball Richtung Außenlinine

Markus Babbel bringt den 20-jährigen Julian Schieber für Ciprian Marica, der zu den schwächsten Bundesliga-Stürmern zählt.

Halbzeit 0:0 Die ersten 15 Minuten haben beide Mannschaften stürmisch losgelegt, doch dann gewannen die Abwehrspieler die Oberhand. Ausgeglichenes Spiel mit verteilten Chancen, die beste für Olic kurz vor der Pause. Der VfB hingegen hätte (vielleicht) einen Handelfmeter bekommen können. Aber ich halte Boatengs Handspiel für unabsichtlich.

Leverkusen gegen Bremen 1:1. Stefan Kießling vergab eben eine Riesenchance, als er Tim Wiese ausspielt – und gegen den Pfosten schießt.

45′ Doppelchance für Ivica Olic nach zwei Tasci-Fehlern. Einen langen Ball, auf den sich Tasci schlecht vorbereitet hat, zieht Olic aus spitzen Winkel Richtung Eckfahne. Eine schwache Kopfballabwehr Tascis legt Guererro auf Olic, der gegen die Latte schießt.

41′ Der HSV kommt bereits zur fünften Ecke, oft aus harmlosen Situationen. Doch der VfB hat bislang bei Standards alles im Griff.

33′ Pizarro gleicht für Bremen zum 1:1 aus.

32′ Chance für Serdar Tasci aus vier Metern, doch er entscheidet sich für den falschen Fuß. Mit links hätts was werden können.

25′ Das Tempo und die Zielstrebigkeit sind nun aus der Partie. Das Hamburger defensive Mittelfeld arbeitet gut, und die Stuttgarter Viererkette ahnt die langen Pässe nun besser. Lehmann pflückt eben eine Ecke am Fünfer Höhe des langen Pfostens. Das können nicht viele Keeper der Bundesliga. Jedoch frage ich mich, ob seine Comeback-Ambitionen in der Nationalelf ein Aprilscherz waren.

13′ Der Ball war gerade ungefähr eine halbe Minute im Hamburger Strafraum, doch Timo Gebhart und Mario Gomez bleiben an der Hamburger Überzahl hängen.

12′ Leverkusen ist durch Tranquillo Barnetta mit 1:0 in Führung gegangen. Vorlage Toni Kroos.

10′ Nach dieser Anfangsphase leg ich mich fest: Es geht nicht 0:0 aus. Denn es sind bereits einige interessante Näherungen an des Gegners Tor zu registrieren: Piotr Trochowski weiß, dass Jens Lehmann gerne auf Flanken spekuliert (siehe Gegentor am vorigen Samstag in Bochum) und zieht vom Flügel direkt aufs Tor – Lehmann kommt gerade noch ins kurze Eck. Auf der Gegenseite verhindert Jerome Boateng mit der Hand (wohl) ein Tor durch Timo Gebhart. Marcel Reif hält es für einen Elfmeter, ich denke aber keine Absicht.

Außerdem versucht es der HSV auffällig oft mit langen Bällen, da hat man wohl eine Schwäche des VfB ausgemacht. Bislang jedoch endeten die Versuche immer knapp Abseits.

16:58 Moin, moin. Mladen Petric beim HSV auf der Bank, was angesichts seiner schwachen Leistung gegen Man City wenig überrascht. Für ihn ist Paolo Guerrero dabei, am Donnerstag Joker-Torschütze. Für den gelbgesperrten David Jarolim ist Tavares als 6er am Start. Für Stuttgart stürmt Marica für den gesperrten Cacau. Diego nicht im Aufgebot, vermutlich wird er für das Rückspiel in Udine geschont.

Ich werde auch Tore vom Spiel Leverkusen-Bremen melden.

Andere Live-Blogs:

allesaussersport: VfB-HSV

catenaccio: Bayer-Werder

Vorberichte

Der HSV macht zurzeit sehr viel aus seinen Möglichkeiten, der Ball läuft sicher und ansehnlich durch die Reihen, die Spitzen lösen sich gut. Gegen Manchester City am Donnerstag begeisterte das Team mit einer starken spielerischen und kämpferischen Leistung, besonders Piotr Trochowski spielte groß auf und war an allen Toren beteiligt. Gegen Hoffenheim am vorigen Samstag konnte sich der HSV auf seine Fans verlassen, die den 1:0-Sieg mitverteidigten.

Die FAZ schreibt: „Der HSV hat das Momentum auf seiner Seite.“ Zu einem von drei möglichen Titeln sollte es in dieser Saison reichen. Ob es mehr wird? Hängt auch von den Reserven ab, die das Team hat. Es wäre schade, wenn es ihm wie den Leverkusenern 2002 ergehen würde, die auf dem Zahnfleisch ins Finish gingen. Oft zu hören ist vom guten Zusammenhalt in der Mannschaft, und die Neuen Gravgaard und Rincon scheinen gut integriert. Das spricht alles für Trainer Martin Jol, gegen den auch Mladen Petric und Trochowski nicht laut mucken, wenn sie mal auf der Bank sitzen.

Heute steht allerdings eine hohe Hürde vor dem HSV: das Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart. Unter Trainer Markus Babbel rückte der VfB Stück für Stück nach vorne und käme bei einem Sieg Platz 2 bis auf drei Punkte nahe. Babbel ist seit November im Amt und hat erst ein Mal verloren: das aber deftig, 0:4 in Bremen. Wenn der HSV heute gewinnen sollte, ist er meiner Meinung nach Titelfavorit. In Stuttgart kann man sein Meisterstück machen.

Für mich natürlich ein besonderes Spiel: VfB-Fan, der seit einem halben Jahr in Hamburg lebt, und ab und an zum HSV geht. Ab 16.45 blogge ich das Spiel hier live.

Das zweite Match könnte etwas für Ästheten werden, obwohl hier der 9. gegen den 10. spielt, nämlich Bayer Leverkusen gegen Werder Bremen. Beide gelten als Anhänger des offensiven, schnellen Spiels. Doch die einen (Bayer) haben Konstanz- , die anderen (Werder) haben Abwehr- und Motivationsprobleme. Außerdem hört man aus Bremen immer mal wieder „Anti-Diego-Äußerungen“ aus der Mannschaft, auch wenn er zwei Tore schießt, so wie am Donnerstag gegen Udinese.

Herauskommen könnte heute ein flottes Spielchen. Für Leverkusen geht es immerhin noch um eine Chance auf die Qualifikation zu den Uefa- oder UI-Cup-Plätzen. Bremen wird sich diese Saison wohl auf DFB- und Uefa-Pokal konzentrieren. Vielleicht ist das heute auch nur die Generalprobe für das Berliner Pokalfinale am 30. Mai.

 

Frankfurt ist nicht Barcelona

Die Samstagsspiele des 27. Spieltags

Bayern München-VfL Wolfsburg 4:0 (3:0) Die Bayern haben es schnell geschafft, die Stimmung nicht kippen zu lassen. Ein sehr frühes 1:0 von Ribéry und das feine 2:0 Tonis haben klar die Richtung des Spiels vorgegeben und der Eintracht den letzten Mumm genommen. Das biedere Frankfurt war der richtige Therapiegegner. Es wären noch weitere Tore drin gewesen. Immerhin haben die Bayern nun Hertha überholt, und Jürgen Klinsmann hat ne Schippe Sand unterm Hintern. Doch letztlich entsprangen die ersten drei Tore zwei Standardsituationen und einem Distanzschuss. Das war sicher auch eine glückliche Fügung. Dennoch große Erleichterung.

Klinsmann rechtfertigt die Aufstellung Butts: „Er war der einzige, der in Barcelona seinen Kopf hingehalten hat. Im wahrsten Sinne des Wortes, bei einem schlimmen Foul von Henry. Und die Mannschaft hat ihn nicht gerächt. Wenn das vor zwanzig Jahren passiert wäre, hätte ich ihn über die Bande getreten.“ Am Mikrofon wirkt er souverän: „Ich werde es schaffen, den Meistertitel zu holen, und dann kann ich auch das eine oder andere Ding hier ändern.“ Zum Rückspiel gegen Barcelona sagt er: „Wir wollen gewinnen. 4:0 wird gegen die beste Mannschaft der Welt natürlich nicht gehen.“

Bommel, auf Barcelona angesprochen: „Keine Einstellung?! Fehlendes Herz?! Ich kanns nicht mehr hören. Ich wollte sie ja wegtreten, aber ich kam nicht ran.“

Borussia Mönchengladbach-VfL Wolfsburg 1:2 (0:1) Wolfsburg deutlich schwächer als in der Vorwoche beim 5:1 gegen Bayern. Aber es sind zwei gute Zeichen, dass der VfL erstens nach einem Ausgleich in der Schlussphase noch mal zurückschlägt, Stichwort Winner-Mentalität. Zweitens kann er auch schwächere Leistungen mit drei Punkten vollenden. Felix Magath hat jedenfalls getob am Spielfeldrand. Zvejzdan Misimovic mit seiner achtzehnten Torvorbereitung im 27. Spiel, das lässt sich sehen. Gladbach ist nicht wie ein Absteiger aufgetreten, spielerisch stark, mit vielen Chancen. Ein Punkt wäre verdient gewesen.

Hannover 96-Hertha BSC Berlin 2:0 (1:0) Fußball kann komisch sein, viele Wochen lang gewann Hertha Spiel um Spiel nach dem Muster: kaum Chancen, knappe Siege. Nun hat sie drei Mal nacheinander verloren, bei den beiden jüngsten Niederlagen vergab sie viele Chancen. Nun fällt (neben Arne Friedrich) auch noch Andrej Woronin aus, Herthas Bester, weil er sich zu einem Tritt hinreißen ließ. Hertha könnte nun wirklich durchgereicht werden. Vor acht Tagen noch Erster, jetzt Vierter. Hannover kann auf seine Heimstärke vertrauen und sich etwas von den Abstiegsrängen absetzen. Jetzt sollte 96 auch mal auswärts punkten. Berlins Coach Lucien Favre enttäuscht, aber gefasst. Er hatte ja nie behauptet, dass sein Team ein Meisterkandidat ist.

TSG Hoffenheim-VfL Bochum 0:3 (0:1) Das Ergebnis ist hart für Hoffenheim, und die Tabelle ist es inzwischen auch für den Herbstmeister. Sie scheinen nicht mehr gewinnen zu können (der neunte vergebliche Versuch) – und holen sich zudem Rote Karten ab. Die gegen Keeper Haas kann passieren, doch Eduardos Hieb setzt die Reihe der Undisziplinertheiten fort. Da er Wiederholungstäter ist, wird er in dieser Saison nicht mehr oft spielen. Bitter für den Höhenflieger der Hinrunde, zumal er auch heute wieder überlegen war und Chancen hatte. Bochums Rückrunde ist eine Sensation, der VfL war ja im Dezember fast abgeschrieben. Jetzt ist er fast geretettet. Stanislav Sestak mit drei Toren, obwohl er nicht gut gespielt hat.

Borussia Dortmund-1.FC Köln 3:1 (1:1) Dritter Sieg für Jürgen Klopps Dortmunder in Serie. Dabei haben die Kölner stark begonnen und hätten die Dortmunder nicht so leicht zum Ausgleich kommen lassen müssen. Gehts für die Kölner noch mal in den Abstiegskampf? Spieler und Trainer zufolge schon. Und Dortmund schielt nach den Uefa-Pokal-Rängen.

Energie Cottbus-Arminia Bielefeld 2:1 (1:0) Dank großem Willen und kerniger Haltung kommt Cottbus wieder ran und zieht Bielefeld näher zu sich. Sollte das Energie-Kollektiv erneut die Klasse halten, kann man das kaum hoch genug schätzen. Denn gegen Cottbus ist selbst Bielefeld ein Krösus. Arminias Chris Katongo mit dem Fehlschuss des Tages: aus sechs Metern Distanz zwölf Meter drüber. Amateurhaft.

Schalke 04-Karlsruher SC 2:0 (1:0) Gegen den KSC genügt ja ein Tor zum Sieg. Auch diesmal hatte er wieder gute Möglichkeiten, aber wieder nix: zum achten Mal ohne Tor. Klare Abstiegstendenz. Schalkes Team siegt für das Trainertrio Büskens/Mulder/Reck. Jermaine Jones drückt seinen Wunsch offen aus: „Wenn wir Spieler das wollen, kommt man an uns nicht vorbei.“

Das Live-Protokoll

Endstände Gladbach-Wolfsburg 1:2, Hoffenheim-Bochum 0:3, Cottbus-Bielefeld 2:1, Schalke-KSC 2:0, Dortmund-Köln 3:1, Bayern-Frankfurt 4:0, Hannover-Hertha 2:0.

17:15 Rote Karte Andrej Woronin (Hertha) Oh, wie dämlich! Woronin tritt ohne Ball und Grund nach, klarer kann eine Rote Karte nicht sein. Ist es die Hitze? Ist es die dritte Niederlage in Serie?

17:11 Tor für Wolfsburg 1:2 Sascha Riether Ein Schuss wird geblockt und bleibt am Elfmeterpunkt liegen. Riether, der zuvor eine Muss-Chance ausgelassen hatte, legt ein. Magath redet wütend auf seine Spieler ein.

17:08 Tor für Schalke 2:0 Jeffeson Farfan KSC-Goalie Miller irrt durch den Strafraum, rutscht aus, und Farfan dreht den Ball mit links fast von der Grundline ins Tor.

17:07 Tor für Dortmund 3:1 Eigentor Pedro Geromel Aua! Geromel will zur Ecke klären und schiebt den Ball unbedrängt platziert neben den Pfosten.

17:05 … und Mönchengladbach gleicht zum 1:1 durch Dante aus Kopfballtreffer nach Freistoßvorlage Marko Marins. Wolfsburgs Tormann Diego Benaglio mit Orientierungsproblemen. Gladbach war anfangs besser, Wolfsburg ab der 60. Minute. Jubel sicher in München.

17:02 Wolfsburg ist auf das 2:0 in Gladbach aus.

16:56 Tor für Bochum Stanislav Sestak 0:3 Zufälliger kann kein Tor vorbereitet werden, denn das Dribbling Paul Freiers blieb zwei Mal hängen. Doch am Ende rollt der Ball Sestak vor die Füße. Hoffenheim scheint auch mit acht Feldspielern nur den Vorwärtsgang zu kennen.

16:47 Tor für Hannover 2:0 Arnold Bruggink Hertha versäumt die Tore, Hannover macht sie. Hanke bereitet diesmal vor, Bruggink schiebt ein. Jubel in München.

16:47 Rote Karte Daniel Haas (Hoffenheim) Wie dick kann es noch kommen? Der Hoffenheimer Torwart hebelt Sestak so aus, dass der einen Überschlag hinlegt. Zuvor gabs ein Missverständnis mit einem Abwehrspieler. Rochtige Entscheidung Rafatis. Nun im Tor: Ramazan Öczan.

16:47 Tor für Cottbus Stanislav Angelov 2:1 Rebound-Tor, nachdem Arminen-Keeper Dennis Eilhoff pariert hat.

16:46 Rote Karte Carlos Eduardo (Hoffenheim) Korrekte Strafe durch Babak Rafati für einen Unterarmschlag Eduardos. Hoffenheim hat die Nerven nicht im Griff, solche Szenen häufen sich.

16:42 Tor für Bochum 0:2 Stanislav Sestak Klasse Aktion von Sestak,der Salihovic im Strafraum narrt und sein zweites Tor macht. Heuer war er auswärts noch ohne Tor war. Pfiffe in Sinsheim gegen die Heimmannschaft, so weit ist es mit dem Herbstmeister gekommen.

16:36 Tor für Dortmund 2:1 Tamas Hajnal Einen abgewehrten Ball nimmt Hajnal aus 25 Metern volley. Kölns Torsteher Faryd Mondragon hat die Finger noch dran, kann ihn nur an den Innenpfosten lenken. Darf man halten.

16:36 Tor für Bayern Bastian Schweinsteiger 4:0 Abstauber, nachdem Nikolov einen Toni-Schuss nur bremsen, aber nicht halten kann.

16:35 Tor für Bielefeld 1:1 Vlad Munteanu Ein „Ausgerechnet“-Tor werden die Lokalzeitungen sicher schreiben, denn Munteanu hat lange für Cottbus gespielt. Am langen Pfosten verwertet er eine Flanke volley per Aufsetzer. Kurz zuvor hätte Cottbus fast auf 2:0 erhöht.

16:32 Gladbach macht da weiter, wo es aufgehört hat: mit Angriffen auf das Tor des Tabellenführers. Doch Colauttis köpft bloß an den Pfosten. Und mit Marins Tempo und Wendungen scheint die VfL-Abwehr nicht klarzukommen.

Halbzeitstände Bayern-Eintracht 3:0, Hannover-Hertha 1:0, Gladbach-Wolfsburg 0:1, Hoffenheim-Bochum 0:1, Bielefeld-Cottbus 0:1, Dortmund-Köln 1:1, Schalke-KSC 1:0

16:14 Tor für Cottbus Dimitar Rangelov Weiche Flanke von Timo Rost, und der Bulgare Rangelov lässt sich am Elfmeterpunkt seitlich in den Ball fallen. Beim Gegenangriff zielt Thorben Marx knapp daneben und verpasst den Ausgleich.

16:12 Tor für Bochum 0:1 Stanislav Sestak Hoffenheim hat keinen Vertrag mit der Glücksgöttin. Bessere Mannschaft, mehr Chancen, doch das Tor machen die Gegner. Abstauber nach abgewehrter Ecke. Im Gegenzug kommt Salihovic dem Ausgleich nahe. Halt nur nahe.

16:09 Hertha greift weiter an, man sieht Andrej Woronin mehrfach sich den Zopf raufen. (Oder was macht man mit Zöpfen? Zupfen?)

16:06 Tor für Bayern 3:0 Lúcio Ecke (Schweinsteiger), Kopfballtor Lúcio, der sich sogar leicht ducken muss. Frankfurt leistet wichtige Aufbaudienste für die Fußballnation. Uli Hoeneßens Gesicht ist ein Spielball seiner Emotionen.

15:59 Tor für Dortmund 1:1 Neven Subotic Noch ein Kopfballtreffer, hier nach einer Ecke Alexander Freis. Dortmund wieder auf Remis-Kurs, es wäre das 14. im 27. Spiel.

15:59 Tor für Hannover 1:0 Mike Hanke Technisch feiner Kopfball von Hanke am langen Pfosten. Hertha nach Monaten des Glücks nun im Pech, denn bis dahin waren sie sehr aktiv.

15:54 Tor für Schalke 1:0 Kevin Kuranyi Jermaine Jones flankt mit links, das alleine ist schon eine Nachricht. Und der Kevin kanns am besten mit dem Kopf. Hier könnte man gar von einem Flugkopfball sprechen, der Keeper Markus Miller auf dem falschen Fuß erwischt. Angesichts der Karlsruher Schussschwäche dürfte das schon die Entscheidung sein.

15:49 Tor für Wolfsburg Edin Dzeko 0:1 Wieder bereitet Zvejzdan Misimovic vor, seine Flanke verwertet wieder Dzeko per Kopf freistehend. Gladbach war bislang besser. Wolfsburg auf dem Bayernweg?

dogfood bloggt nach überstandener Gallenoperation auch wieder. Gottseidank.

15:47 Tor für Bayern 2:0 Luca Toni Ribéry lupft einen Freistoß gefühlig über die Mauer, Toni dreht den Ball volley rein. Zweite Chance – zweites Tor.

15:45 Tabellenführer Wolfsburg gerät in Mönchengladbach unter Druck, musste den Gegner schon drei Mal mit Ball in den Strafraum passieren lassen. 1:0 liegt in der Luft.

15:41 Tor für Köln 0:1 Nemanja Vucicevic Auswärts sind sind sie stärker, die Kölner Aufsteiger. Vucicevic leitet sein erstes Tor selbst ein, das mit dem rechten Außenrist fein vollendet.

15:36 Dortmunds Tormann Roman Weidenfeller verhindert mit dem linken Standbein das Kölner Führungstor durch Milivoje Novakovic.

15:33 Tor für Bayern 1:0 Franck Ribéry Ein harter Schuss aus 20 Metern überfordert Frankfurts Keeper Oka Nikolov, das dürfte dem Spiel die Brisanz nehmen. Mit geduldigen sollte Klinsmann besser nicht rechnen. Jubel ist nicht zu hören.

15:22 Thurn und Taxis rechnet mit einer Ablösung Klinsmanns um 17.20 Uhr durch Paul Breitner. Oder durch Ottmar Hitzfeld, der im Premiere-Studio Krokodilstränen vergießt. Selten sah man ihn so gut gelaunt in den letzten Jahren. Spricht indirekt von falscher Taktik in Barcelona.

15:15 Moin, moin. Heute bloggen wir ausnahmsweise mal die Konferenz (außerdem die aktuellen Beiträge nach oben, ganz unten sind die Vorberichte). Von der Tabelle aus betrachtet gibt es kein Spiel von herausragender Bedeutung. Das Bayern-Spiel hat natürliche besondere Brisanz #Klinsmann

Klinsmann setzt Michael Rensing wieder auf die Bank. Angeblich soll Klinsmann ihm seinen Einsatz versprochen haben. Im Stadion sollen „Klinsmann-raus“- und „Rensing“-Rufe zu hören sein. Fritz von Thurn und Taxis rechnet mit schwachen Bayern, das hat seine Recherche mit dem Busfahrer gegeben, die er ohne Augenzwinkern zum Besten gibt: „So eine Stille war noch nie auf der Fahrt ins Stadion.“ #Fußballjournalismus in Deutschland

Vorberichte auf den Samstagsspieltag

Der 27. Spieltag kennt zunächst nur ein Thema: Wie ergeht es dem 1. FC Köln? Kriegen Jürgen Klinsmann und Bayern München noch die Kurve? Es ist erstaunlich, dass Klinsmann nach dem Opfergang nach Barcelona noch auf der Bayern-Bank sitzt. So wehrlos hat man die Bayern noch nie gesehen. Doch vielleicht kann Klinsmann auf die Laurenz-Meyer-Lehre vertrauen, die er bei seinem Amtsantritt als CDU-Generalsekretär verkündete: „Einen zweiten Fehlgriff kann sich Frau Merkel nicht erlauben.“ Die Experten waren sich bis heute nicht sicher, ob sie Meyers Selbstgarantie besonders dumm oder besonders dreist finden sollten. Jedenfalls könnte ein frühzeitiges Scheitern Klinsmanns auch die Tektonik der Bayern-Führung durcheinanderbringen. Hängt das Schicksal Karl-Heinz Rummenigges, der schon den Mathematiklehrer Ottmar Hitzfeld vergrault hat, an Klinsmann? Uli Hoeneß hat einen nahezu unerschöpflichen Kredit im Verein, und Franz Beckenbauer ist ohnehin von keinem Amt abhängig, um dieses Land zu regieren.

Spannend wird vor allem sein, wie die Bayern-Fans Klinsmann empfangen; in der Abendzeitung gibts einen Vorgeschmack. So spannend ist das auch wieder nicht, denn er war bei ihnen nie wohlgelitten. Fans vergessen nicht, wie er sich 97 als Spieler verabschiedet hatte: „Nie mehr Bayern!“. Fans vergessen auch nicht, dass er Oliver Kahn 2006 auf die Bank setzte. Bislang konnte Klinsmann wenigstens auf die makellose Bilanz in der Champions League verweisen. Bislang, wie gesagt. Andererseits ist die Münchner Arena durch rigide Fan-Politik ruhiggestellt. Blöcke wurden getrennt, zu vorlaute Fan-Klubs mit Stadionverbot bedacht. Die Bibliothek der Liga.

Ach ja, einen Gegner haben die Bayern auch noch: Eintracht Frankfurt, die Biedermänner, sagen die Lästerer. Solides Fußwerk würdigen die Sachlichen. Die Eintracht folgt einem Schema: gegen die Kleineren gewinnen, gegen die Großen klein beigeben. So wird man am Ende 13. Was nicht schlecht ist, vielen Frankfurtern aber auf Dauer zu bescheiden. In den 90ern wurde in Frankfurt der schönste Fußball in Deutschland gespielt. Damals standen Namen wie Uwe Bein und Andy Möller für Eintracht. Heute sind es Friedhelm Funkel und Heribert Bruchhagen.

Sollte sich der Reformer des deutschen Fußballs also ausgerechnet nach einem Spiel gegen das Mittelmaß der Bundesliga verabschieden müssen? Denn wenn Klinsmann heute nicht gewinnt, ists wohl aus.

Der VfL Wolfsburg verteidigt seine frische Tabellenführungin Mönchengladbach. Tradition gegen Retorte, werden Nostalgiker zetern. Doch den Wolfsburgern wird man damit nicht mehr gerecht. Zu stürmisch treten sie auf, wer Bayern 5:1 schlägt, der sammelt automatisch Sympathien. Außerdem hat Wolfsburg einen Traditionalisten auf der Bank sitzen: Felix Magath. Magath könnte zum Über-Sieger der Saison werden. Galt er vor zwei Jahren als Auslaufmodell, könnte er als Erster mit Wolfsburg Meister werden – und das mit Fanfarenfußball. Dagegen scheint sein (kulturelles) Pendant Klinsmann mit seinem Latein am Ende. Als Magath vorige Woche den Torhüter wechselte, weil man sich gegen Bayern ja erlauben kann, wollte er das hinterher als Dankessignal an Ersatzmann Lentz verkaufen. Von wegen, das war die Rache des Stoikers! Denn Magath hat sich noch nie abwertend über Bayern geäußert, obwohl ihn die Entlassung nach zwei Double-Gewinnen gewurmt haben muss.

Mönchengladbach hat in der Rückrunde seine Abwehr stabilisiert und ist längst wieder ein aussichtsreicher Kandidat für den Klassenerhalt. Ob Trainer Hans Meyer gegen die Wolfsburger Torjäger Edin Dzeko und Grafite wieder mit Libero spielen lässt?

Zwei Teams könnten heute bereits den Anschluss an den rettenden Platz 15 verlieren: Der „impotente“ Karlsruher SC, der seit Wochen, Monaten, eigentlich während der ganzen Saison, große Not beim Einlochen hat, muss in Schalke ran. Es dürfte schwer werden, dort den letzten Rang zu verlassen, denn erstens war Schalke auch zu krisenhaften Zeiten abwehrstark. Zweitens hat sich die Lage nach dem Auswärtssieg in Bielefeld fürs Erste beruhigt. Da sich kein anderer zu finden scheint, der sich Schalke antun will, bleibts bis auf weiteres beim Trainertrio Büskens/Mulder/Reck. Dass Kevin Kuranyi ab Juli sein Bärtchen in Bremen ziselieren wird, dürfte eine Ente sein, die, wie man hört, darauf zurückgeht, dass sich seine zwei Berater gegeneinander ausspielen wollten.

Zu einem reinen Abstiegsduell treffen sich Energie Cottbus und Arminia Bielefeld. Für Cottbus wird es wieder mal Zeit für einen Sieg. Bei einer Niederlage dürfte es zum direkten Klassenerhalt nicht mehr reichen, allenfalls noch zum Relegationsrang 16. Andererseits ist Cottbus daran gewohnt, abgeschrieben zu werden. Gleiches gilt für die Bielefelder. Die es diesmal vielleicht deswegen erwischen könnte, weil sie weniger Experten als sonst auf ihrem Zettel haben.

Zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln ist mit einem knappen Ergebnis zu rechnen. Dortmund spielt meist Unentschieden (und hat die wenigsten Niederlagen der Liga: 4), Köln ist auswärtsstark. Mit seinem Sieg würde sich die Borussia an die Uefa-Pokal-Plätze ranschleichen. Aufsteiger Köln, eine der Überraschungen der Saison, braucht nur noch wenige Punkte, um aller Sorgen ledig zu sein.

Kann die „TSG 1789 Hoffenheim“ (allesaussersport) noch gewinnen? Der letzte Sieg datiert aus dem Januar. Das so vorbildliche Kombinationsspiel ist zurzeit ein Fragment, denn es fehlen viele wichtige Spieler. Aber die Mannschaft wirkt auch unmotiviert. Was einen nicht überrascht, wenn von 1 auf 6 gestürzt ist. Heute geht es gegen den VfL Bochum, eine der besten Rückrundenmannschaften. Vorige Woche verlor sie jedoch das Heimspiel gegen Stuttgart.

Mit der Hertha aus Berlin, bis vor einer Woche Tabellenführer, scheinen die wenigsten im Titelrennen zu rechnen. The trend is not her friend. Denn zwei Niederlagen (Stuttgart, Dortmund) lasten auf ihr. Doch trennt sie nur 2 Punkte von ganz Oben. Das ist keine schlechte Ausgangsposition, zumal Windschatten einem Außenseiter besser liegen dürfte. In Hannover hat sie es heute mit einem Abstiegskandidaten zu tun, der sehr wechselhafte Leistungen zeigt. Und der die meisten Gegentore der Liga zu zählen hat (56), obwohl ein Nationalspieler das Tor bewacht.

Ab 15.15 Uhr wird an dieser Stelle die Premiere-Konfernez live gebloggt. Morgen gehts übrigens weiter mit Leverkusen-Bremen und Stuttgart-Hamburg.

 

FC Barcelona-Bayern München 4:0

20:17 Moin, moin. Herzlich willkommen zum Live-Blog von ZEIT ONLINE. Wie immer empfehle ich, den Ticker in einem zweiten Fenster zu öffnen. Und hier gelegentlich „F5“ oder „Neu laden“ drücken, die aktuellen Einträge erscheinen unten.

Jürgen Klinsmann will wieder das Gesicht zeigen, das wir von ihm aus der Nationalmannschaft kennen. Nach Monaten der Defensive, geht er zum Angriff über. Zur Überraschung aller wechselt er den Torhüter, die Agenturen haben es im Laufe des Tages gemeldet: Statt Michael Rensing steht heute Jörg Butt im Tor. Eine Light-Version der Torwartfrage 2006. Aktionismus? Butt ist 34, ein Neuaufbruch sieht anders aus.

Nach der 1:5-Niederlage in Wolfsburg hatte Klinsmann, laut Eigenauskunft, seiner Mannschaft ein Donnerwetter beschert. Nachdem er bislang immer als ihr Fürsprecher aufgetreten war. Heute hat er ein Interview in seiner Lieblingszeitung SZ platziert, in dem er sich (mehr oder weniger) zwischen den Zeilen gegen Kritiker, auch klubinterne, wehrt. Und seinem Vorgänger Ottmar Hitzfeld, der sich auch gerne spitzzüngig zu Wort meldet, schickt er einen lieben Gruß: „Vergangene Saison hat national alles funktioniert, man wurde Meister und Pokalsieger, hat sich aber blamiert in Europa.“ Blamiert in Europa! Das ist gewagt, wenn man bedenkt, dass der Adressat ein Uefa-Cup-Halbfinalist ist. Solche Töne kennen wir von Klinsmann nicht. Könnte auch ein Wink an Franz Beckenbauer sein, der eine Trainerdiskussion gegen den Willen Uli Hoeneßens angezettelt hat. Kann natürlich auch ein inszenierter Königsmord werden.

Pech natürlich, dass nach Miroslav Klose und Lucío auch Philipp Lahm verletzt ausfällt, neben Franck Ribéry Bayerns Bester. Die Abwehr spielt also mit Lell, Breno, Demichelis, Oddo und Butt; das ist, gelinde gesagt, nicht die erste Reihe. Im Mittelfeld Bommel, Altintop, Zé Roberto, Schweinsteiger und Ribéry, im Sturm Toni. Die Bayern, heißt es, spielen zwei Saisons: eine inder Bundesliga, wo man 1:5 und 2:5 gegen Wolfsburg und Bremen verliert; und eine in der Champions League mit einer makellosen Bilanz. Ich will kein Meckerer sein, aber der 5:0-Sieg in Lissabon im Achtelfinale baute auf einer sehr schwachen ersten Halbzeit auf.

Barca, der Champions-League-Sieger von 2006, hat seine dekadente Phase unter dem neuen Trainer Pep Guardiola überwunden. Die Stars sind Xavi, der Magister des Mittelfelds, und sein Erster Offizier Iniesta, der Kameruner Mittelstürmer Eto’o, Henry, der seine Form gefunden hat, und natürlich Messi. Nicht zu vergessen Alves, der stürmende Rechtsverteidiger. Der Abwehr sagt man hingegen Schwächen nach, allerdings sind Puyol, Piqué und Marquez auch keine Anfänger.

5′ Erste Riesenchance für Barcelona: Pass von Xavi auf Henry, der Butt ausspielt, aber keinen Druck mehr hinter den Ball bekommt. Sodass Demichelis auf der Linie klären kann.

9′ Tor für Barcelona 1:0 Messi Der Ball wandert entlang des Sechzehners von Henry zu Iniesta auf Eto’o, der auch einen Blick für Mitspieler hat. Sein Diagonalpass erreicht den freistehenden Messi, der mit dem linken Innenrist sanft ins linke Eck einschiebt. Hätte Rensing auch nicht gehalten.

12′ Tor für Barcelona 2:0 Eto’o Wieder ein kombiniertes Tor, diesmal in umgekehrter Reihenfolge: Messi dribbelt auf die Abwehr und steckt im letzten Moment auf Eto’o, der Butt tunnelt. Sieht nicht gut aus für den Deutschen Meister, werden schlimmste Befürchtungen wahr?

Zu seiner Verteidigung muss man sagen: Lell spielt normal auf der rechten Seite. Gegen Messi sieht er bislang alt aus. Das Duell Messi/Lahm hätten wir gerne gesehen. Nächste Szene der beiden: Messi kommt gegen Lell im Strafraum zu Fall. Und sieht wegen Schwalbe Gelb. Ist ein wenig arg schnell gefallen. Andere Schiedsrichter hätten Elfmeter gegeben.

20′ Vom Look and Feel sieht es nach einem 6:0 aus. Wenn Barcelona gnädig sein wird. Klinsmann sollte auf Doppellibero umstellen.

Guardiola sitzt wegen übertriebenen Protests gegen Messi-Geld inzwischen auf der Tribüne.

30′ Die minutenlange Verletzungspause (der blutende Butt musste am Kopf getackert werden, nachdem er die Stollen Henrys abbekam) hat den Bayern Zeit zum Luftholen gegeben. Doch das Spiel geht nur in eine Richtung.

38′ Tor für Barcelona 3:0 Messi Henry lässt Oddo auf links stehen, in seinen strammen Flachpass rutscht Messi. Das Tor war längst überfällig. Klinsmanns Gesicht versteinert.

43′ Tor für Barcelona 4:0 Henry Bommel knockt Messi an der Strafraumgrenze um – und legt anschließend mit einem Querpass Henry das Tor auf. Damit ist der Fußballgottesbeweis erbracht.

Halbzeit 4:0 Noch nie gesehen, sowas. Doch, wenn im Sommer Profiklubs gegen Amateurmannschaften zum Test antreten. Eigentlich hätte man nach 25 Minuten wegen technischer Unterlegenheit abbrechen müssen. Barcelona spielt mindestens drei Klassen besser, selbst in deutlichsten Unterzahlsituationen kommen die Bayern nicht an den Ball. Die Abwehr ist ohne Chance und verliert zudem im Aufbau oft den Ball aus Nervosität. Barcelona erreicht ein Niveau, gegen das eine Bundesliga-Mannschaft nicht ankommt. Eigentlich mag ich diesen Spruch nicht – aber Barcelona hätte noch mehr Tore machen können. Bayern-Dusel mal anders: nur 0:4. Beruhigend ist, dass Beckenbauer Klinsmann in der Halbzeit nicht entlassen kann. Er muss ans Premiere-Mikro.

Barcelona schießt aufs Rote Kreuz.

In den Kommentaren finden einige User die Worte, die einem eigentlich fehlen müssten. Moritz Meyer grauts vor der Leistung Lells, Alex fordert den Zwangsabstieg Bayerns in die Amateurliga. Grüße aus meiner Heimat Mittelhessen gibts auch noch. Vielleicht wirds ja geographisch noch konkreter.

Sammer verlangt „deutsche Tugenden“ #do-it-the-udo-lattek-way

46′ Es geht los, ich freue mich auf die zweite Halbzeit. Ist das Gaffertum, Voyeurismus?

Messi tunnelt Bommel #Weihnachten für einen Fußballfreund

Die Tunnelwertung dürfte 25:0 stehen.

57′ Ich war am Sonntag aufm Spielplatz in Ottensen und hab mit zwei Drei- und Vierjährigen gekickt. Warum muss ich gerade daran denken?

59′ Gute Tat von Butt, seine erste: Einen rasanten Flachschuss Messis lenkt er übers Tor. Bei Barcelona ist übrigens auch ein Tormann dabei. Auf Twitter gibts nen Wettkampf um die besten Klinsmann-Flug-nach-LAX-Gags, etwa hier und hier.

67′ Gerade erst kapiert, dass auf Sat1 Marcel Reif kommentiert, der den Klageton sicher besser beherrscht als Fritz von Thurn und Taxis (Premiere) #umschalten

71′ Den darf Zé Roberto machen, doch er braucht zu lange und gewährt Puyol die Chance, mit einem Tackling das 1:4 zu verhindern. Erste Chance für Bayern, erste Ecke für Bayern.

75′ Barcelona will die Bayern nun bloßstellen und lächerlich machen. Gehört im Fußball bestraft. Die Bayern scheinen dazu nicht in der Lage. Dabei wäre mit zwei Toren die Sache wieder halbwegs offen.

83′ Lell gewinnt einen Ball gegen Messi #Weltpremiere

91′ Marquez holt sich eine taktische Gelbe Karte, damit er seine Sperre im Rückspiel absitzen darf.

Endstand 4:0 Barca war den Tick bess… ähm: Pessimisten hatten mit einem überlegenen Gegner und einer klaren Niederlage gerechnet. Dass die Bayern aber so chancenlos sein sollten, das war nicht vorauszusehen. Das Ergbnis drückt nicht aus, wie viel besser Barcelona war. Technisch, taktisch, im Tempo, in der Abwehr. In der zweiten Halbzeit hat die Katze Barcelona mit der Maus München gespielt.

Messi ist der Alptraum Lells (und dem Rest der Bayern-Abwehr).

Klinsmanns Bonus ist verbraucht. Bislang konnte er auf die Ergebnisse (auch die Leistungen?) in der Champions League verweisen. Und hat noch heute vor dem Spiel auf die angebliche Blamage der Bayern im Vorjahr verwiesen: das 0:4 in St. Petersburg. Nun hat er sein eigenes Petersburg erlebt. Schwer vorzustellen, dass er in München eine Zukunft hat. Wenn man Rummenigge und Beckenbauer zuhört, ist Rückendeckung nicht zu erwarten. Die Fans mögen ihn ohnehin nicht. Aber er ist sicher nicht der Alleinschuldige, Bayern wird lernen müssen, das Wort Konzept zu buchstabieren.

Wer war wohl diesmal Schuld daran, dass der deutsche Vereinsfußball dem höchsten Niveau nicht gewachsen ist: Das Kartellamt? Das Bosman-Urteil? Die protestierenden Amateure, die sich gegen den neuen Bundesliga-Spielplan wehren? Diese Ausreden wird man nicht heute hören. Auch nicht morgen oder nächste Woche. Das traut sich keiner angesichts dieser Klatsche für die Bundesliga. Aber bald, wenn wieder mal über Fernsehmillionen diskutiert wird. Und dann werden nicht nur Rummenigge oder Hoeneß ihre alte Leier singen. Sie werden assistiert werden von Michael Meier, Verband und Co.

Doch es ist nicht alleine das Geld.