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„Neonazis? Ausländer und Linksextreme sind doch mindestens genauso schlimm!“

 

Warum Relativieren gefährlich ist.

Aus aktuellem Anlaß möchte ich ein paar Zeilen zu den ersten Reaktionen schreiben, die mir hier besonders aufgefallen sind. Ich betone, daß folgendes keine offizielle Stellungnahme vom Störungsmelder ist, sondern meine persönliche Meinung.

Abgesehen von den Rechtsextremen, die sich leider auch hier tummeln und offensichtlich nur pöbeln wollen, scheint es auch viele andere Besucher zu geben, durch deren unzerstörbaren „Aber die Ausländer und Linken können auch gewalttätig sein, warum schreibt ihr nichts davon!“-Reflex jegliche vernünftige Diskussion im Keim erstickt wird, die die durchaus vorhandene Neonazi-Problematik und die Möglichkeiten für deren Bekämpfung thematisiert. Und genau darum, und nur darum soll es in diesem Blog gehen, wie man auch im Header und in den Blog-Regeln mehr als deutlich lesen kann.

Es steht jedem, der den Anspruch dieser Initiative für ungerechtfertigt oder einseitig hält, frei, eine Initiative gegen Ausländerkriminalität und/oder Linksextremismus zu gründen und dort die damit verbundene Problematik zu erörtern. Unsere Aufgabe hier soll das nicht sein.

Die Relativierung von Rechtsextremismus in einer Diskussion über ebendiesen ist darum so verdammt gefährlich, weil ein Gleichsetzen von rechts(extrem) motivierten Gewalttaten mit anderen Delikten der oft zitierte Äpfel-Birnen-Vergleich ist. Denn dabei wird der riesige und wichtige Unterschied unterschlagen, daß bei rechtsextremen/nationalen Ideologien die Würde jedes Einzelnen NICHT gleich viel wert ist:

Sie propagieren ein Weltbild, das u.a. von Rassismus, Antisemitismus und Sexismus geprägt ist und widersprechen damit dem mittlerweile weltweit herrschenden und hart erkämpften Grundkonsens, daß jeder Mensch das gleiche Recht auf Leben hat.

Sie stellen die Herrschaft einer Gruppe („Rasse“) Menschen über alle anderen als wünschenswerte und einzig wahre Staatsordnung dar, unterscheiden „die Anderen“ sich nun durch äußerliche oder weltanschauliche Merkmale von ihnen selbst.

Sie sind eine konstante Bedrohung für eine freiheitlich-demokratische Ordnung, deren Grundrechte wie Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit etc. sie zur Verbreitung ihrer menschenverachtenden Denkweise paradoxerweise für sich selbst einfordern, die sie aber in der Wunschvorstellung ihrer Gesellschaftsordnung allen Andersdenkenden sofort absprechen und jene – einfach nur aufgrund deren „Andersartigkeit“ – verfolgen, bestrafen, wenn nicht sogar töten würden. Sie streben damit ein homogenes und totalitäres politisches und gesellschaftliches System an.

Mit dem ständigen Verweis auf von Linken oder Ausländern begangene Verbrechen können politisch rechts motivierte Straftaten nicht aufgewogen oder ausgeglichen werden!

Jeder, der bei der Fragestellung „Was kann man gegen Rechtsextremismus tun?“ sofort auf eine andere Problematik verweist und damit abzulenken versucht, beweist damit nur noch mehr die absolute Notwendigkeit von Initiativen gegen rechte Gewalt, denn derjenige verschließt dann wie so viele andere leider auch die Augen vor der Bedrohung durch rechte/nationale Ideologien. Rechtsextreme einfach gewähren zu lassen mit der Begründung „Wir haben doch mit den Ausländern und Linksextremen viel mehr Probleme.“ bedeutet, unsere Demokratie nicht zu schützen. Doch genau das ist unsere Pflicht.