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Braune Fürsorglichkeit – Die NPD entdeckt Obdachlose als Propagandaobjekt

 

In strenger Anlehnung an das während des Nationalsozialismus gegründete „Winterhilfswerk des deutschen Volkes“, baut die NPD Hessen ab Dezember ihre eigene „Winterhilfe“ für deutsche „Volksgenossen“ auf. Lösungen gegen die zunehmende Verarmung und die damit wachsende Wohnungsnot und Selbstreflexion über den gewalttätigen Umgang der eigenen rechtsextremistischen Schläger gerade mit Obdachlosen sucht man hier aber vergebens.
Die hessische NPD startet laut eigener Aussage im Dezember in Kooperation mit den „freien Kräften“ ihre „Deutsche Winterhilfe“.
Praktisch heißt das „Mahlzeiten, Decken, Schlafsäcke, Zelte etc.“ aus einem Transporter heraus auf den Straßen Frankfurts an Obdachlose zu verteilen.
Statistisch gibt es in Frankfurt 1800 Menschen ohne festen Wohnsitz, die Dunkelziffer der tatsächlich Obdachlosen liegt bei ca. 300.
Dass es hier bereits eine hervorragende Infrastruktur – in Form von Kältebussen, Wärmedecken, heißen Getränken und nicht zuletzt die Öffnung der B-Ebene der Hauptwache in der Innenstadt – zur Hilfe von Bedürftigen und Wohnungslosen gibt, wird bewusst ausgeklammert. Denn auch ohne die neue Fürsorglichkeit der NPD musste in Frankfurt seit 2004 kein Obdachloser mehr erfrieren.
Dass es der rechtsextremen Partei durch die Thematisierung der Obdachlosigkeit nicht um Problemlösungen oder gar reale Hilfe, sondern um Wählerstimmen für die Landtagswahl 2008 und das Verbreiten ihrer nationalistischen Ideologie geht, wird in der Beschreibung der „Winterhilfe“ deutlich.
So seien der „aufgezwungene Zeitgeist“ und die „Angriffe fremder Kriegsstrategen“ dafür verantwortlich, dass „Volksgenossen“ vor „der traurigen Realität kapituliert“ hätten.
Auf die Frage, nach den Beweggründen, antwortete Marcel Wöll, der mehrfach wegen Körperverletzung vorbestrafte Landesvorsitzende der NPD Hessen, „Wir sagen „Keiner soll hungern und frieren“ …“.
Unter der Losung „Keiner soll hungern und frieren“ sammelte während des Nationalsozialismus bereits das „Winterhilfswerk des deutschen Volkes„ u.a. im Kriegswinter des Jahres 1941/42 Spenden, um die „Heimatfront“ zu sichern, und die Moral der Bevölkerung zu stabilisieren.
Die perfide Doppelmoral kommt erst bei der Betrachtung der Gewaltstatistiken richtig zum Vorschein. Immer wieder werden gerade Obdachlose von Neonazis verprügelt, gequält und ermordet. Diese Angriffe auf Menschen am unteren Ende der gesellschaftlichen Leiter offenbaren den wahren Kern der von der NPD geforderten „nationalen Solidarität“. Nur Leben, das für die sogenannte „Volksgemeinschaft“ verwertbar ist, wird verschont.
Wie die braunen Kameraden vor Ort entscheiden wollen, welcher Obdachloser ein unterstützenswerter deutscher „Volksgenosse“ ist, blieb unbeantwortet.