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NPD-Chef Voigt steht zu seinem inhaftierten Schatzmeister

 

NPD-Chef Udo Voigt hat sich in einer Pressemitteilung erneut vor den inhaftierten Parteischatzmeister Erwin Kemna gestellt und die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. „Erwin Kemna hat Ein- und Auszahlungen eigene und fremde Darlehen bewegt und die Darlehensgeber namentlich vor möglichen Verfolgungen schützen wollen. Dies ist sicher nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, daß keine Bank der NPD Kredite einräumt. Voigt bezeichnete es als völlig unverständlich, warum Kemna nicht umgehend auf freiem Fuß gesetzt wurde […].“ Etwas unverständlich erscheint es, dass Voigt offenbar folgendes ignoriert: Nach Angaben der Ermittler gab es keine entsprechenden Einzahlungen auf die NPD-Konten, nur Auszahlungen. Wurden diese angeblichen Darlehen also möglicherweise in schwarzen Kassen verwaltet, von denen neben Kemna auch andere Parteispitzen wussten?

Auch in der Nazi-Szene sorgt die Rückendeckung für Kemna offenbar für heftiges Kopfschütteln, soll dieser doch immerhin 627.000 Euro veruntreut haben. Warum Voigt nicht zumindest die Ergebnisse der Ermittlungen abwarte, fragt ein Schreiber in einem bekannten Nazi-Forum. Tatsächlich hatte der Parteichef in einer ersten Stellungnahme auch angekündigt, der Parteivorstand werde „sich mit den Vorwürfen befassen und die nötigen Maßnahmen ergreifen, um zu einer umfassenden Aufklärung aller im Raum stehenden Vorwürfe zu kommen.“

Christian Worch (zumindest wird unter diesem Namen geschrieben, aber Form und Inhalt lassen vermuten, dass es sich tatsächlich um den Hamburger Nazi-Führer handelt) meint in dem oben bereits erwähnten Nazi-Forum zu dem „Persilschein“, den Voigt für Kemna nun ausgestellt hat:

„Erwin Kemna unter diesen Umständen freisprechen zu wollen, ist politisch ein wenig gefährlich, wenn sich später – was sehr wahrscheinlich ist – seine Schuld beweist. Dann setzt man sich nämlich dem Verdacht eingeschränkten Wahrnehmungsvermögens aus. Wenn ein anonymer Nutzer das tut, ist es nicht weiter schlimm. Schlimmstenfalls ändert er einfach seinen nick-namen und tut so, als hätte er vorher nie was zu dem Thema geschrieben. Das geht alles in der Wunderwelt der Virtualität. Die NPD aber ist keine virtuelle, sondern eine reale Erscheinung. Obwohl es natürlich auch ihr freistünde, den Namen zu ändern, wenn dieser zu sehr belastet ist…“ Und weiter: „Bei Udo Voigt ist verständlich, daß er sich genötigt sieht, einen solchen “Persilschein” auszustellen. Denn wenn Kemna schuldig ist, wären wohl personelle Konsequenzen nötig. Und das eher auf der Ebene des Vorsitzenden als auf einer niedrigeren Ebene.“

Generalsekretär Peter Marx schränkte im Gegensatz zu dem NPD-Chef gegenüber der Zeitung „Die Welt“ denn auch ein: „Wenn die Staatsanwälte so schwere Geschütze auffahren, nehme ich an, dass sie irgendwelche Beweise haben.“ Allerdings äußerte er sich sonst „ähnlich“ wie Voigt, schreibt das Blatt.

Spendenaffäre noch nicht vorbei

Übrigens ist auch die Spendenaffäre der rechtsextremen Partei noch nicht ausgestanden. Auf Anfrage teilte die Bundestagsverwaltung mit, Rechenschaftsberichte und Stellungnahmen der NPD würden noch geprüft. Und Schatzmeister Kemna – in dessen Amtszeit auch schon die Spendenaffäre fiel – wird durch die aktuellen Anschuldigungen nicht unbedingt glaubwürdiger als oberster Finanzverwalter.