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Telekom stoppt Werbung auf Facebook

 

Nachdem die Werbeanzeigen der Telekom auf facebook.com direkt neben rechtsradikalen Seiten erschienen, stoppte der Kommunikationsanbieter bis auf weiteres seine Werbung auf dem Internetportal.

Wer nach rechtsradikalen Inhalten sucht, wird auf dem weltweit größten Social-Network facebook.com schnell fündig. Bis zu 6000 Mitglieder verzeichnen die Fanseiten und Gruppen mit den Namen „Adolf Hitler“ und „Goebbels“. Am Rand dieser Seiten erscheinen auf das jeweilige Land zugeschnittene Werbeanzeigen von großen Unternehmen wie der Telekom, Senator Film, Xing und vielen anderen.
Die Redakteure von radio multicult2.0 recherchierten auf Facebook und informierten danach die Werbekunden Telekom und Vodafone darüber, dass ihre Werbung direkt neben der Fanseite von Adolf Hitler geschalten wurde. Im Gegensatz zu Vodafone reagierte die Telekom prompt. Eine Unternehmenssprecherin äußerte sich schriftlich auf die Rechercheergebnisse von radio multicult2.0: „Wir sind entsetzt, dass Werbung für das Videoportal 3win auf Facebook auf diese Weise zufällig neben faschistischen Seiten gelandet ist und wussten nicht, dass Facebook Rechtsradikalen hier überhaupt Raum gibt. Dies ist für uns völlig unverständlich. Wir ziehen daraus die Konsequenz unsere Werbung mit sofortiger Wirkung dort nicht mehr zu schalten.“
Facebook selbst gab auf die Nachfrage der multicult2.0 Redakteure, Ario Ebrahimpour Mirzaie und Heiko Thierl, noch keine Auskunft.  Welche Konsequenzen die Facebookbetreiber aus dem Werbestopp der Telekom ziehen werden ist demnach noch unklar. Es bleibt zu hoffen, dass die anderen Unternehmen ähnlich wie die Telekom agieren, denn dann steigt der Druck auf das Unternehmen, das mit seinen rechtsextremen Inhalten bereits vor Tagen eine Debatte im Internet auslöste. Nach Angaben von sueddeutsche.de forderten die Jusos am vergangenen Donnerstag die Betreiber von Facebook auf, sofort Profile und Seiten mit rechtsextremen Inhalten zu löschen.

Nicht nur Facebook hat ein Problem damit, ihren User-Generated-Content auf rechtsradikale Inhalte zu kontrollieren und entsprechend zu reagieren. 2007 löste das große Angebot an Nazi-Videos auf YouTube eine internationale und mediale Welle der Empörung aus. Damals versicherte Google-Sprecher Kay Oberbeck gegenüber stern.de, es sei selbstverständlich, dass YouTube selbst größtes Interesse hat, illegale, volksverhetzende Videos von der Plattform zu entfernen. Bis heute scheint das nicht möglich zu sein. Die rechtsextremen Medienmacher von „Volksfront-Medien“ sind auf YouTube noch immer mit Gedenkvideos für Rudolf Hess oder einem Video mit dem Namen „Deutschland den Deutschen“ vertreten. Allerdings findet sich hier keine Werbung von Kunden, die wie im Falle der Telekom mit einen Werbestopp Druck ausüben könnten.