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NPD-Abgeordneter arbeitete als Stasispitzel

 

Durchaus schlecht gelaufen: Bei einer Überprüfung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Treptow-Köpenick wurde bekannt, dass vier der 55 Abgeordneten für den DDR-Staatssicherheitsdienst gearbeitet haben. Zur Überraschung der Neonazi-Szene, befindet sich darunter auch der Rechtsextremist Fritz Liebenow, der für die NPD in der BVV sitzt. Liebenow soll laut der Untersuchung zeitweise als inoffizieller Stasi-Mitarbeiter tätig gewesen sein. In Köpenick ist der Bezirksverordnete kein Unbekannter. Lange Zeit gehörte er zur sogenannten „Köpenicker Hauptmann-Garde“, einer Touristenattraktion, deren Mitglieder sich als „Hauptmann von Köpenick“ verkleiden und Auswärtige durch den Bezirk führen. Nachdem Liebenow jedoch bei einer Veranstaltung vor dem Köpenicker Rathaus die deutsche Nationalhymne mit allen drei Strophen abspielte, wurde er aus der Gruppe geworfen.

In rechtsextremen Internetforen schlägt die Nachricht bereits hohe Wellen. Von hämischen Kommentaren bis hin zu ungläubigem Entsetzen ist alles dabei. „Typisch NPD. Immer auf die Stasi schimpfen und dann selbst welche in ihren Reihen haben“, schreibt ein User. Der ehemalige Berliner Landesvorsitzende der NPD, Eckart Bräuniger, übt in diesem Zusammenhang scharfe Kritik an Parteichef Udo Voigt. „Nach mehrmaligem Kennenlernen wurde mir klar, daß ich diesen Mann wahrscheinlich nur als unbrauchbar, zutiefst dumm und unserer Idee gegenüber völlig resistent betrachten konnte.“ Schließlich fordert Bräuniger sogar den Rücktritt Voigts: „Wenn also alles stimmt, was nun herauskommt, so fordere ich Herren Voigt auf, nach einer Reihe von Pleiten, Pech und Pannen sich endlich einzugestehen, daß er in seiner Zeit der Amtsführung zwar mehr erreicht hat, als früher denkbar erschien, jedoch nun die Zeit gekommen ist, die persönliche und politische Entscheidungsfähigkeit Personen zu überlassen, die sich zumindest eines eingestehen: persönliche Verantwortung!“

Die Berliner Kampagne „Nazis in den Parlamenten“ schreibt über Liebenow:

Der ehemalige Fleischermeister Fritz Liebenow (57) fiel bisher als umstrittener Altstadtführer in Berlin Köpenick auf. Einmal hatte Liebenow bei einer Veranstaltung vor dem Köpenicker Rathaus alle drei Strophen des Deutschlandliedes abgespielt. Danach durfte er nicht mehr im Gleichschritt mit den anderen in den Uniformen der Kaiserzeit durch Köpenick marschieren und wurde arbeitslos. Er machte als privater Altstadtführer weiter und begleitet Touristen durch Köpenick. Seine Kaiserzeit-Uniform die er während seiner Führungen trägt ist hierbei kein Zufall. Er ist ein Anhänger der Monarchie. „Eine Regierungsform, die dem Menschen Glauben an die Zukunft gibt“, schwärmt er öffentlich. Er habe unbedingt in die Politik gehen wollen, um seinen Traum von der Monarchie zu verwirklichen. Deshalb ließ er sich als Parteiloser in die NPD-Liste aufnehmen. Deutschland könne erst Kaiserreich werden, wenn die NPD an der Macht sei, berichtete er der Zeitung „Die Welt“. Was sich in Deutschland während der Naziherrschaft zugetragen hat, sagt Fritz Liebenow dort, „das kommt weg aus der Betrachtung“. „Was vor 70 Jahren passiert ist“, so Liebenow, „spielt heute keine Rolle mehr (…) Wir haben nichts gegen Ausländer“, tönt er weiter, „aber wenn sie hier leben wollen, sollen sie von ihren Heimatländern und nicht von Deutschland finanziert werden.“