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„Tod den Perversen und Schwuchteln“ – Homophober Hassmusiker in Berlin

 

Der jamaikanische Dancehall-Musiker Sizzla ist bekannt für Lieder, in denen er zur Tötung von Schwulen aufruft. Für die Berliner Veranstalter aus dem Kesselhaus ist das kein Problem. Doch die homophoben Hasstiraden bleiben nicht unwidersprochen.
 
„Tod den Perversen und Schwuchteln, was habt ihr hier zu suchen? Ich knall die Schwuchteln mit der Waffe ab“ – kein Liedtext einer Neonaziband, sondern eine Zeile des Dancehall-Interpreten Miguel Collins. Der Jamaikaner, der unter dem Namen Sizzla bekannt ist, will am Donnerstag in Berlin auftreten. Politiker und Schwulenverbände sind entsetzt. Die Veranstalter aus dem Kesselhaus der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg wollen das Konzert trotz Protesten stattfinden lassen.

Ein Bündnis von Schwulenverbänden und linken Gruppen hat für Donnerstag eine Demonstration angemeldet, um gegen den Auftritt des Sängers zu protestieren. Ab 18.30 Uhr soll der Aufzug mit bis zu 500 Teilnehmern vom S-Bahnhof Schönhauser Allee zum Kesselhaus in der Knaackstraße gehen.

Erst vor wenigen Monaten wurden gleich zwei Sizzla-Alben von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wegen der expliziten Gewaltaufrufe gegen Schwule indiziert. „Die Interpreten rufen dazu auf, homosexuelle Menschen zu töten, sie abzufackeln, zu verbrennen und sie mit Schwefel zu übergießen“, heißt es in der Begründung. Im vergangenen Jahr musste eine Europatour des Musikers aufgrund zahlreicher Proteste abgesagt werden. Das Bundesinnenministerium verweigerte ihm die Einreise nach Deutschland. Anschließend nahmen spanische Behörden den Sänger fest und schickten ihn zurück.

„Es ist unverständlich und eine nicht hinzunehmende Nachlässigkeit, wenn er nun einfach wieder auftreten darf“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck. „In Jamaika kommt es häufig zur Ermordung und pogromartigen Verfolgungsjagden auf Schwule.“ Musik wie die von Sizzla, würde die Täter zusätzlich aufstacheln. Beck forderte CDU-Innenminister Thomas de Maizière auf dem umstrittenen Musiker erneut die Einreise zu verweigern. „Hierzulande darf kein Interpret auftreten und auch noch Geld verdienen, der zu Mordtaten an Schwulen und Lesben aufruft“, sagte der Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) Klaus Jetz. Bereits im September habe der Verband die Polizei, das Auswärtige Amt und das Innenministerium über die geplanten Auftritte in Berlin, München und Stuttgart informiert. Der LSVD forderte die Klubs auf die Konzerte abzusagen.

Die Kulturbrauerei beruft sich darauf, dass Sizzla im April 2007 den „Reggae Compassionate Act“ (RCA) unterzeichnet und sich damit dazu verpflichtet habe, in Zukunft keine homophoben Hasstexte mehr zu singen. Nach Informationen des LSVD hält sich Collins jedoch nicht an diese Zusage. Immer wieder seien die gewaltverherrlichenden Lieder auf Europatouren im Programm aufgetaucht. Auf Jamaika habe Collins gegenüber Fans und Medien sogar die Unterzeichnung des RCA abgestritten.

„Die homophobe Haltung des Künstlers hat seine Ursache in den gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen, in denen der Künstler lebt“, heißt es in einem Statement der Kesselhaus-Betreiber. Diese Verhältnisse in Jamaika zu verändern sei aber nicht Aufgabe der Veranstalter, daher werde der Auftritt nicht abgesagt. Sollte der Sänger aber im Kesselhaus indizierte Lieder spielen, werde das Konzert sofort abgebrochen. Die Polizei sei bei dem Auftritt anwesend.

So genannte Battyman-Tunes, die zum Mord an Homosexuellen aufrufen, sind in der jamaikanischen Reggaeszene weit verbreitet. „Ein großer Teil der Bevölkerung ist Gleichgeschlechtlichen gegenüber feindlich eingestellt“, warnt das Auswärtige Amt Jamaika-Reisende. Es gebe immer wieder Übergriffe.