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Die andere Seite der WM (Teil 5)

 

Entspanntes "Abhitlern" auf der Frankfurter Fanmeile © peter-juelich.com

Public Viewing in Frankfurt am Main – ein Tummelplatz für Neonazis? Hier die Pressemitteilung des Redaktionskollektivs Dunkelfeld aus Wiesbaden zu den Vorfällen.

Beim „Public Viewing“ am Samstag, dem 3. Juli, anlässlich des WM-Spiels Argentinien gegen Deutschland trat in der Frankfurter Commerzbank-Arena eine Gruppe von jungen Erwachsenen auf, die sich durch Sprüche und Gesten eindeutig als Neonazis zu erkennen gab. Personen dieser Gruppe salutierten mit dem Hitlergruß inmitten von 25.000 Feiernden, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen wie Ansprachen oder Platzverweise nach sich zog. (siehe Bild)

Bereits beim „Public Viewing“ auf dem Frankfurter Rossmarkt bei einem vorangegangenen Deutschland-Spiel wurde nach Auskunft eines Polizisten ein Mann festgenommen, der sich ein großes Hakenkreuz auf den Körper gemalt hatte. Die Polizei war nach eigenen Angaben von einem Pressevertreter darauf aufmerksam gemacht worden, niemand der Feiernden hatte auf das Zeigen des Nazisymbols reagiert bzw. war dagegen eingeschritten.

Offen auftretende Neonazis waren auf diesen Events eine kleine Minderheit. Erschreckend ist jedoch, dass deren Auftreten von einer breiten Masse geduldet wurde – in keinem der beiden genannten Fälle sah sich irgendjemand der Feiernden veranlasst, gegen sie zu protestieren, sie des Platzes zu verweisen oder Polizei und Sicherheitsdienst zu informieren.

Noch im Jahr 2006 bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland existierte wenigstens in Teilen der Öffentlichkeit eine Sensibilität gegen einen allzu offen auftretenden Nationalismus. Davon scheint im Jahr 2010 kaum etwas geblieben. Selbst unübersehbare neonazistische Gesten und Symbolen scheinen zum akzeptierten Bestandteil der schwarz-rot-goldenen Mega-Partys zu werden. Auch in der selbsternannten Multi-Kulti-Metropole Frankfurt am Main.

Für Nachfragen steht das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz) in Berlin zur Verfügung.