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Prozess gegen Neonazis nach verhindertem Anschlag in Berlin

 

Von der Polizei am 1. Mai beschlagnahmtes Pfefferspray und Feuerwerkskörper

Nur knapp entging Berlin am 1. Mai 2010 einem Anschlag, nun müssen sich die mutmaßlichen Täter in einem Prozess verantworten. Sie werden der besonders aggressiv geltenden „Kameradschaft Aachener Land“ zugerechnet.

Von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen

Am 11. Februar beginnt nach Informationen des Tagesspiegels am Landgericht Aachen die Hauptverhandlung gegen die Rechtsextremisten Falko W. (20) und Daniel T (25), die Sicherheitskreise der als besonders aggressiv geltenden „Kameradschaft Aachener Land“ zurechnen. Die Staatsanwaltschaft Aachen wirft Falko W. und Daniel T. vor, sie seien am Maifeiertag mit sechs Sprengsätzen nach Berlin gefahren, um dort Polizisten und Nazigegner am Rande der rechtsextremen Demonstration im Stadtteil Prenzlauer Berg anzugreifen. Einige Sprengsätze sollen mit Glasscherben gespickt worden sein. Als Polizisten die Angeklagten kontrollieren wollten, hätten sie die Sprengkörper jedoch weggeworfen und seien geflüchtet.

Laut Staatsanwaltschaft wollten die Angeklagten auch im September in Dortmund am Rande einer rechten Demonstration Sprengsätze zünden. Falko W. wurde aber kurz vorher festgenommen.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren nach Aachen abgegeben, weil die Angeklagten aus der Stadt stammen und sich dort ebenfalls strafbar gemacht haben sollen. Falko W. und Daniel T. sollen im August in Aachen am Jüdischen Friedhof, an Parteibüros der Grünen und der Linken sowie an weiteren Objekten Hassparolen geschmiert haben.

Unterdessen steht nach Informationen des Tagesspiegels in einem weiteren Fall, an dem auch ein mutmaßlicher früherer Anhänger der Kameradschaft Aachener Land beteiligt sein soll, die Erhebung der Anklage bevor. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat nach Angaben eines Sprechers die Ermittlungen zur Tötung des Irakers Kamil K. (19) nahezu abgeschlossen. In den nächsten Wochen sei zu erwarten, dass der Beschuldigte Marcus E. (32) wegen Mordes oder Totschlags und der mutmaßliche Mittäter Daniel K. (28) wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt werden. Daniel K. gilt in Sicherheitskreisen als einstiger „Bekannter“ der Kameradschaft. Er und Marcus E. sollen im Oktober in Leipzig mit Kamil K. in Streit geraten sein, E. soll den Iraker erstochen haben. Ein ausländerfeindliches Motiv sei nicht auszuschließen, hieß es am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft Leipzig, doch sichere Beweise habe man nicht.