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Apfel, Sturmwehr und die NPD

 

Die NPD-Sachsen veranstaltet am 22. Januar 2011 ihre “große Jahresauftaktveranstaltung”. Einmal mehr lädt die Neonazi-Partei nach Limbach-Oberfrohna ein. Beginn der Veranstaltung soll 14.00 Uhr sein, als Redner werden Holger Apfel (NPD-Fraktionsvorsitzender im Sächsischen Landtag), Udo Voigt (NPD-Parteivorsitzender) und Matthias Heyder (NPD-Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt) angekündigt.  Damit es nicht zu schnarchig wird, soll als “Liedermacher […] Jens von …”Sturmwehr” auftreten”. Die Band tritt seit Jahren bei NPD-Veranstaltungen auf, mehrere ihrer Tonträger sind indiziert. Bei Konzerten spielte die Gruppe bisweilen auch Songs des Seitenprojekts “Sturm 18″. Bei Wikipedia heißt es dazu:

die Zahl 18 steht dabei als Abkürzung für Adolf Hitler – aus dem Jahre 2002, welches laut des Fanzine Panzerbär unter anderem Jens Brucherseifer zuzuschreiben ist. Sturm 18 ruft mit Texten „Wir werden Terroristen sein, […] wir räumen hier auf, wir räuchern sie aus, macht der Rattenbande den Garaus“ offen zum Mord auf. Paradoxerweise bezeichnet sich Sturmwehr in ihren Liedern als nationalistisch und distanziert sich eher vom Nazi-Image, trägt aber als Sturm 18 eine deutlich neonazistische Gesinnung zur Schau. 

Szene-Größe mit Sturmwehr-"T-Hemd" (Foto: Marek Peters)  Szene-Größe mit Sturmwehr-„T-Hemd“ (Foto: Marek Peters) 

Der Eintritt zu diesem kulturellen Höhepunkt deutscher Schaffenskraft ist laut NPD frei, allerdings sollen sich Interessierte offenbar über ein Kontakttelefon anmelden. Die Mobilfunknummer wurde bereits bei anderen Veranstaltungen des Landesverbandes angegeben. 

Immer wieder Limbach-Oberfrohna 

Bislang wird die Veranstaltung nur über interne Verteiler beworben, ob die Partei mit öffentlichem Widerstand rechnet, erscheint unklar. Bis heute war Limbach-Oberfrohna für die NPD ein fast optimaler Gastgeber. 2009 veranstaltete die NPD-Sachsen ihren Personalparteitag in Limbach-Oberfrohna. Im gleichen Jahr organisierte das “Freie Netz” und der NPD-Kreisverband Nordsachsen laut Recherche Ost eine Veranstaltung, bei der Udo Voigt und Udo Pastörs in einer Podiumsdiskussion den Fragen der “Freien Kräfte” und der weiteren Zuhörerschaft Rede und Antwort stehen sollten. Im Januar 2010 kamen nach Angaben von Recherche Ost etwa 100 NPD-Anhänger nach Limbach-Oberfrohna. Der Veranstaltungsort, die Gaststätte “Mannheim” habe sich mittlerweile als Treffpunkt für die überregionale Neonaziszene etabliert. Grund hierfür dürfte laut Recherche Ost nicht zuletzt der bislang geringe Widerstand aus der Bevölkerung gepaart mit ausreichend großen Räumlichkeiten sein. Dadurch sei es der Partei während der letzten Zusammenkünfte sogar möglich gewesen, den Parkplatz eines benachbarten Supermarktes zu nutzen, kontrolliert vom NPD-Ordnerdienst. 

Überregionaler Treffpunkt für Neonazis: Die Gaststätte "Mannheim" in Limbach-Oberfrohna  Überregionaler Treffpunkt für Neonazis: Die Gaststätte „Mannheim“ in Limbach-Oberfrohna

Limbach-Oberfrohna machte zuletzt Schlagzeilen, da ein alternativer Jugendclub – nach mehrmaligen Drohungen aus der Neonazi-Szene – durch einen Anschlag weitgehend zerstört wurde. Zeugen und die Opferberatung Sachsen-RAA in Chemnitz machten Rechtsextreme für den Anschlag verantwortlich. In einer Mitteilung wird von einer “neuen Stufe rechter Gewalt in Limbach-Oberfrohna” und der naheliegenden Vermutung gesprochen, “dass es sich bei den Tätern um Neonazis handelt”. Dem Rechtsextremismusexperten der Grünen-Landtagsfraktion, Miro Jennerjahn, zufolge ist die die Existenz einer massiven rechtsextremen Szene in Limbach-Oberfrohna seit langem bekannt. Er warf Oberbürgermeister Hans-Christian Rickauer (CDU) vor, das Problem zu ignorieren. Stattdessen habe das Stadtoberhaupt diejenigen diskreditiert, die versuchten, das Problem anzusprechen. In Limbach-Oberfrohna gab es in letzter Zeit mehrfach rechtsmotivierte Übergriffe und Nazischmierereien.

Siehe auch: Anschlag auf Jugendclub: Wann brennt dein Haus?, Ignorant gegen Rechts: Zum Beispiel Limbach-Oberfrohna, Jugendclub nach Brandanschlag zerstört