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Gedenktag zu den „Euthanasie“-Morden der Nationalsozialisten

 

Hitler persönlich unterschrieb den Befehl zu den Ermordungen

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erinnert die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung an die mehr als 100.000 Menschen mit Behinderung, die als angeblich „lebensunwertes Leben“ ermordet wurden. Sie fanden zwischen 1939 und 1945 einen grausamen Tod in den Gaskammern, wurden vergiftet oder mussten langsam verhungern.

Viele der Familien, die ihre behinderten Angehörigen in Heimen oder Anstalten in sicherer Obhut glaubten, erhielten zunächst die Mitteilung über eine überraschende „Verlegung“. Wenig später kam die Nachricht, der Angehörige sei an irgendeiner (erfundenen) Krankheit verstorben, und die Leiche habe wegen Seuchengefahr sofort eingeäschert werden müssen. Niemand wusste genau, was die Urnen, die manchmal in die Heimat geschickt wurden, enthielten.

„Aus der Vergangenheit müssen wir lernen, wachsam zu bleiben und das Lebensrecht behinderter Menschen zu verteidigen“, so der Lebenshilfe-Bundesvorsitzende Robert Antretter. In diesem Zusammenhang appelliert er an Bundesregierung und Berliner Senat, auf dem Gelände der „Tiergartenstraße 4“ – dort war unter den Nazis die Zentrale der sogenannten Aktion T4, die den als „Euthanasie“ bekannten Massenmord an behinderten Menschen organisierte – endlich eine angemessene Stätte der Information, des Gedenkens und der Mahnung zu errichten. Seit Jahren wird über dieses Vorhaben diskutiert, heute befinden sich in der Tiergartenstraße lediglich eine von Passanten kaum wahrnehmbare Gedenkplatte und Informationstafel.

Robert Antretter wird dort am Donnerstag um 15 Uhr gemeinsam mit dem Bundesbehindertenbeauftragten Hubert Hüppe und dem Vorsitzenden der Lebenshilfe Berlin, Günter Jahn, Kränze zum Gedenken der Opfer der Nazi-„Euthanasie“ niederlegen. Bereits am Vormittag wird der Lebenshilfe-Bundesvorsitzende im Deutschen Bundestag zu Gast sein, wo ebenfalls eine Gedenkstunde stattfindet. Anschließend soll Bundestagspräsident Norbert Lammert die Ausstellung „Garten der Erinnerung“ eröffnen. Gezeigt werden 40 Kinderporträts und 40 blühende Apfelbäume – stellvertretend für alle Kinder, die im Rahmen der T4-Aktion umgebracht wurden. Die Installation der Künstlerin Valentina Pavlova wurde gefördert von der Bundesvereinigung Lebenshilfe und wird vom 28. Januar bis 25. Februar im Paul-Löbe-Haus, Konrad-Adenauer-Straße 1, zu sehen sein.