Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Städte in Norwegen streiten mit „Thor Steinar“ um ihre Namen

 

Eines von zwei Thor Steinar-Geschäften in Berlin

Die Besitzer der umstrittenen Kleidermarke „Thor Steinar“ bekommen Ärger mit norwegischen Diplomaten. Die bei Rechtsextremen beliebte Marke wird hierzulande bevorzugt in Läden verkauft, die nordische Ortsnamen tragen. Der Bürgermeister von Tromsö beschwerte sich jetzt bei der norwegischen Botschaft in Berlin, weil er einen Imageverlust für seine Stadt befürchtet.

Von Hannes Heine

Erneut Ärger für „Thor Steinar“: In den nächsten Tagen sind allerdings keine Aktionen von Linken zu erwarten, sondern Proteste norwegischer Diplomaten. Die bei Rechtsextremen beliebte Marke wird hierzulande bevorzugt in Läden verkauft, die nordische Ortsnamen tragen – etwa in einem nach der norwegischen Stadt „Tromsö“ benannten Geschäft in der Petersburger Straße 94. Nun will sich der Bürgermeister der Hafenstadt, Arild Hausberg, an Norwegens Außenminister Jonas Gahr Støre wenden, damit der Laden den Namen aufgibt. „Es entweiht den Namen von Tromsö, ich verlange, dass der Laden ihn entfernt“, sagte Hausberg der norwegischen Zeitung „iTromsø“.

Das Geschäft gehöre zu einer Ladenkette, die mit Nazi-Symbolen flirte. Der Bürgermeister hat auch die Norwegische Botschaft in Berlin kontaktiert und an die hinter der Marke stehende Firma Mediatex geschrieben.

Das Land Norwegen hatte die Firma schon 2008 wegen „widerrechtlicher Verwendung staatlicher Hoheitszeichen“ angezeigt. Die Modemarke will seitdem auf die norwegische Fahne als Symbol verzichten. „Den Gebrauch von Ortsnamen zu verhindern, ist hingegen rechtlich schwierig“, sagte die norwegische Botschaftsrätin Anne-Kirsti Wendel Karlsen dem Tagesspiegel. Bisher hätten sich vier norwegische Städte an die Botschaft in Berlin gewandt, um Mediatex aufzufordern, auf die norwegischen Namen zu verzichten. „Unsere Gemeinden fürchten um ihren Ruf“, sagte Karlsen. „Wir stehen im Dialog mit der Firma, bisher allerdings ohne Erfolg.“ Mediatex äußerte sich auf Nachfrage nicht.

Als „Tromsö“ in Friedrichshain 2009 eröffnet hatte, sind nach wenigen Tagen die Schaufensterscheiben zerschlagen worden, dann protestierte die linke Szene, schließlich wurde den Betreibern des Ladens gekündigt. Der Vermieter, die SF-Immobilienfonds-Gruppe, fühle sich getäuscht, weil in dem Laden die umstrittene Marke „Thor Steinar“ verkauft werde. Mediatex legte Rechtsmittel ein. Vor wenigen Wochen hat das Landgericht Berlin den Vermietern jedoch Recht gegeben. Nun wird die nächste Instanz entscheiden.

Erst 2008 wurden die Inhaber des Ladens „Tönsberg“ in der Rosa-Luxemburg-Straße dazu verurteilt, das Geschäft zu räumen. Ähnlich entschieden Richter in Leipzig und Magdeburg. Die Hausverwalter seien getäuscht worden, weil nicht deutlich genug gemacht worden sei, dass in dem Laden die bei Neonazis beliebten Pullover, Jacken und Hemden verkauft werden. Seit 2002 ist „Thor Steinar“ als Marke registriert