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Erneuter Angriff auf Berliner Stolperstein-Initiative

 

2-format15Unbekannte beschädigten in der Nacht auf Mittwoch einen Schaukasten der Initiative „Stolpersteine Stierstraße“ in Berlin-Friedenau. Die Scheiben wurden durch Pflastersteine zerstört. Seit mehr als einem Jahr ist die Initiative im Visier von Neonazis.

Von Sara Schurmann

Gegen 7 Uhr am Mittwochmorgen bemerkte ein Polizeibeamter außer Dienst, dass die Scheibe des Schaukastens zerstört wurde. Er alarmierte die Polizei. Offensichtlich wurde die Scheibe mit Pflastersteinen eingeworfen. Es ist nicht das erste Mal. Seit mehr als einem Jahr wird die Gruppe immer wieder Opfer von Angriffen.

Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt, wie die letzten Male auch. Wirklich beruhigen kann das die Sprecherin der Gruppe, Petra Fritsche, nicht. „Zweifellos handelt es sich bei diesem Anschlag um die Fortsetzung einer langen Reihe von Anschlägen, Beschädigungen und Drohungen, die sich gegen das Gedenken der Opfer des Nazi-Terrors richten“, ist sie sicher.

Auch sie selbst wurde schon angegriffen und beleidigt. Im Mai 2013 beschmierten Unbekannte ihre Wohnungstür, „Vorsicht, Judenfreundin“ prangte dort wie zu Zeiten des Nationalsozialismus. Auch ihr Briefkasten wurde in die Luft gesprengt.

Stolpersteine wurden in der gesamten Stadt verlegt. Diese hier in der Fehrbelliner Straße 92 in Prenzlauer Berg.Bild vergrößernStolpersteine wurden in der gesamten Stadt verlegt. Diese hier in der Fehrbelliner Straße 92 in Prenzlauer Berg. – Foto: Doris Spiekermann-Klaas

Fritsche hat nun eine Chronik der Angriffe im zerstörten Schaukasten ausgehängt. Zuletzt kam es im März zu einem Vorfall. Damals wurden Einladungen für eine Stolpersteinverlegung angerissen, Fritsche erhielt einen Drohbrief. Im November 2013 waren Steine beschmiert worden. Gleich nebenan wurde im August 2013 eine Gedenktafel für jüdische Architekten in der Hauptstraße beschädigt. Zwei Monate zuvor wurden 55 Stolpersteine mit Farbe beschmiert, fünf von ihnen waren gerade erst frisch verlegt worden. Ebenso im März 2013, damals wurde schwarze Farbe auf die Steine vor dem Haus Stierstraße 21 sowie in der Umgebung geschmiert. Doch die Schmiererein bremsen das Projekt nicht. Mitglieder der Initiative, Anwohner und Kindergartenkinder trafen sich, um die Steine gemeinsam wieder blank zu putzen.

Die Glasscheibe des Schaukastens will die Initiative ersetzen lassen. Doch das wird nicht so schnell gehen. „So lange dient die kaputte Scheibe als eine Art Mahnmal“, sagt Fritsche.