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Barrierefrei einkaufen in der Stille

 

Supermarktdudelmusik kann nervig sein. Auch für Menschen, die keine Behinderung haben. Aber für einige behinderte Menschen kann sie sogar eine Barriere sein, die sie am Einkaufen hindert. Für manche Autisten zum Beispiel. Deshalb hat ein großer Supermarkt in Manchester eigens eine Einkaufsstunde für behinderte Menschen eingerichtet.

Keine Rolltreppen, keine Musik

Während dieser Zeit schaltete der Supermarkt der Kette Asda die Musik aus und machte keine Ansagen. Die Monitore, die sonst Werbung anzeigen, blieben schwarz. Auch die Rolltreppen standen zu dieser speziellen Zeit still. Zudem gab es für die Kunden am Eingang einen Lageplan mit Symbolen, der den Weg durch den Supermarkt erleichtern sollte.

Die Idee zu der Aktion hatte der Filialleiter, nachdem er eine Familie mit einem autistischen Kind in seinem Supermarkt beobachtet hatte. „Ich habe selbst ein paar Jahre lang unter Ängsten gelitten und habe es absolut gehasst, in volle Läden zu gehen“, sagte der Manager einer Lokalzeitung. „Wir wussten, wenn wir nur ein paar Änderungen vornehmen, können wir diesen Kunden ein verbessertes Einkaufserlebnis ermöglichen, und das bedeutet, dass unser Laden ein besserer Ort für alle ist. Es war ganz ruhig, wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen von Kunden, die von dieser Aktion profitiert haben.“

Dankbare Kunden

Auf der Facebook-Seite des Supermarktes bedanken sich Kunden überschwänglich für die Aktion. Ein Vater eines autistischen Mädchens schreibt, seine Tochter habe ohne Lärmschutz auf den Ohren einkaufen können und es habe keine „Krise“ gegeben, wie sonst oft, wenn sie zusammen einkaufen. „Das ist etwas Großartiges für uns. Kein Kopfaufschlagen, Beißen oder Schreien.“

Der Manager des Supermarktes freut sich über die Reaktionen: „Es geht einfach darum, Menschen zu helfen. Vor sechs Monaten hätte ich noch (zu den Eltern) gesagt, sie sollen mal ihr Kind ruhigstellen, auch wenn ich selber Kinder habe.“ Aber das Gespräch mit Autisten und anderen behinderten Menschen habe ihm geholfen, darüber nachzudenken, wie er seinen Supermarkt für diese Personengruppe verbessern kann.

Andere Supermärkte ziehen nach

Die Aktion war ein derart großer Erfolg, dass acht weitere Läden der Supermarktkette störungsfreie Stunden einrichten wollen. Der Supermarkt in Manchester wird seine Waren nun jeden Samstag eine Stunde lang ohne störende Umgebungsgeräusche und -einflüsse anbieten.

Asda ist in Großbritannien nicht das erste Unternehmen, das sich auf die Bedürfnisse von Autisten einstellt. Mehr als 250 Kinos im Land bieten sogenannte autism-friendly screenings, also autismusfreundliche Vorstellungen an, die Überstimulation vermeiden sollen. Dabei wird das Licht im Saal nicht ganz ausgeschaltet, der Ton ist leiser und es gibt keine Werbung. Zudem bieten einige Kinos die Möglichkeit, zwischendurch in eine Ruhezone zu gehen. Die Zuschauer dürfen sich im Kino frei bewegen, dort sitzen, wo sie möchten, und ihre eigenen Getränke und Snacks mitbringen.

Beides sind übrigens schöne Beispiele dafür, dass Inklusion und Barrierefreiheit nicht immer viel kosten müssen.