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Wenn Übersetzen wehtut

 

Im digitalen Zeitalter hat Diskriminierung eine neue Dimension erreicht. Wer auf YouTube bösartige Kommentare unter einem Video liest, zweifelt schnell an der Menschheit. Aber sind wir wirklich so scheußlich?

Eine Frage, die das Litauische Zentrum für Menschenrechte in einem YouTube-Video ergründen will. Darin zu sehen sind Teilnehmer eines inszenierten Castings für einen Werbefilm. Im Wartezimmer der vermeintlichen Werbeagentur wartet ein eingeweihter Schauspieler. Der dunkelhäutige Mann bittet die Bewerber, die nach und nach eintreffen, Facebook-Kommentare für ihn auf Englisch zu übersetzen, da er kein Litauisch verstehe. Dabei handelt es sich um rassistische Beleidigungen. Die meisten Probanden, die, wie die NGO selbst schreibt, erst nach dem heimlichen Dreh von dem wahren Grund ihrer Einladung erfuhren, bringen das nicht übers Herz. Sie schämen sich für ihre Landsleute, eine junge Frau ringt mit den Tränen.

Das Phänomen „Hass im Netz“ geht weit über Cybermobbing hinaus, bei dem Täter und Opfer sich aus dem realen Leben kennen. Wildfremde Menschen schmeißen einander entsetzliche Beschimpfungen an den Kopf. Vor allem, wenn es um Politik und Gesellschaft geht, kann es schnell hässlich werden. Das YouTube-Video des Litauischen Zentrums für Menschenrechte dient zwar in erster Linie als Werbung für Svetima Geda, ein von der Organisation initiiertes Informationsportal für Opfer und Zeugen von Diskriminierung. Es zeigt aber auch, was passiert, wenn Mitglieder einer sich sicher fühlenden Mehrheit mit den Ungerechtigkeiten konfrontiert werden, denen Minderheiten täglich ausgesetzt sind.

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