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Die Wahrheit liegt auf dem Platz

 

Die kaltherzige Zivilisiertheit, die in Politik und Wirtschaft seit einigen Jahren um sich greift, steht für einen allgemeinen Niedergang der Umgangsformen, der sich an allen Ecken und Enden beobachten lässt. Entweder sitzt man gerade an einem Verhandlungstisch oder soll so schnell wie möglich wieder dahin zurückkehren. Immer ist „die Tür für Gespräche noch offen“, in denen man auch dann „Gemeinsamkeiten ausloten“ wird, wo man doch die Verschiedenheit bevorzugt. Allerorten wimmelt es vor Kompromissen, Leitplanken und Zielvereinbarungen. Dass Meinungsverschiedenheiten aber draußen vor der Tür geklärt werden, kommt so gut wie gar nicht mehr vor. Und das zehrt.

Wenn man dem inneren Rüsselschwein doch noch Auslauf geben möchte, gibt es in Europa eigentlich nur eine Möglichkeit: den Fußball. Auch deshalb ist nicht nachzuvollziehen, warum Fifa-Funktionäre stets darauf beharren, dass Fußball und Politik streng getrennt werden sollten. Die Funktionäre trennen gewaltsam, was naturgemäß zusammengehört. Sie wollen die Kontinuität nicht sehen, die die Welt im Innersten zusammenhält.

Monty Python wussten es schon 1974 besser: In einem gut vierminütigen Sketch ließen sie die deutsche Nationalmannschaft gegen die griechische antreten. Das Video hat die Washington Post jetzt gerade wieder ausgegraben. Darin treffen nicht nur verschiedene Spielphilosophien aufeinander, sondern echte: Auf Seiten der Deutschen spielen unter anderem Leibniz, Nietzsche, Marx und Beckenbauer. Auf Seiten der Griechen glänzen vor allem Aristoteles, Sokrates, Platon und der formstarke Epikur.

Das Ergebnis soll hier nicht verraten werden, nur so viel: Dass die europäische Schuldenkrise nicht einfach mit einem Freundschaftsspiel im Otto-Rehhagel-Stadion in Kaiserslautern aus der Welt geschafft werden kann, ist ein Jammer.

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