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Shakespeare für die Wand

 

Shakespeare für die Wand
So sieht ein Sonett von William Shakespeare aus, wenn Nicholas Rougeux es bearbeitet. Bildquelle: Nicholas Rougeux

Wie würde ein Sonett von William Shakespeare wohl aussehen, wenn es ein Bild wäre? Der US-amerikanische Datenkünstler Nicholas Rougeux hat es ausprobiert. Dafür hat er sich den Gedichtband Shakespeares Sonette von 1609 vorgenommen. Aus den 154 Sonetten, die darin enthalten sind, hat er 154 verschnörkelte Kunstwerke gemacht. Sie erinnern an schnell hingekritzelte Unterschriften, wie man sie von Ärzten kennt.

Hinter Rougeux‘ Projekt steckt hohe Mathematik. Der Datenkünstler hat jeder Zeile eines Shakespeare-Sonetts einen Koordinatenpunkt auf einem Graphen zugewiesen. Dafür verwandelte er zunächst jeden Buchstaben in einer Sonettzeile in einen Wert. Der Buchstabe a entspricht 1, b gleich 2, c gleich 3 und so weiter. Rougeux addierte die Werte aller Buchstaben und teilte die Summe durch die Anzahl der Buchstaben in der Zeile. So errechnete er den durchschnittlichen Wert einer Sonettzeile, den er auf der y-Achse eines Graphen eintrug. Die Anzahl der Buchstaben einer Zeile trug er auf der x-Achse ein.

Nach dem Prinzip Malen nach Zahlen verband Rougeux die Punkte in seinem Koordinatensystem mit einem schwungvollen Strich. Dabei folgte er der Reihenfolge der Sonettzeilen. Durch Rougeux‘ Methode bekommt jedes Shakespeare-Sonett eine individuelle Unterschrift. Diese abstrakten Zeichnungen verkauft der Künstler aus Chicago als Poster auf seiner Website. Shakespeares Sonette kann man sich jetzt also nicht nur ins Regal stellen, sondern auch an die Wand hängen.

Satzzeichen hat Rougeux bei seinen Berechnungen übrigens nicht berücksichtigt. Ihnen kam bei einem anderen Projekt des Künstlers mit dem Namen Between the Words eine besondere Rolle zu. Dabei probierte Rougeux aus, wie Literaturklassiker wie Moby-Dick oder Stolz und Vorurteil ganz ohne Wörter aussehen. Heraus kamen kunstvolle Kreisel aus Punkten, Kommas und Semikolons.

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