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Holocaustüberlebende warnt vor FPÖ-Bundespräsident

 

In neun Tagen wird in Österreich ein neuer Bundespräsident gewählt – und die Chancen stehen gut, dass der Rechtspopulist Norbert Hofer von der FPÖ gewinnt. Nun hat das Team seines Kontrahenten Alexander van der Bellen ein Video auf Facebook gepostet. Darin warnt eine 89-jährige Frau vor Hofer, die als Gertrude aus Wien vorgestellt wird: Sie fühle sich an den Aufstieg der Nazis in den dreißiger Jahren erinnert.

Der Wahlkampf Hofers und seiner Leute versuche „das Niedrigste aus den Leuten herausholen, nicht das Anständige“, sagt Gertrude, die mit eindringlichem Blick in die Kamera schaut. Schon einmal, in den dreißiger Jahren, habe sie das erlebt: „Wie die Juden damals die Straßen reinigen mussten, sind die Wiener g‘ standen, Frauen und Männer und haben geschaut und gelacht. Haha, das war lustig. Und das versucht man wieder herauszuholen aus den Menschen. Das schmerzt. Das fürchte ich.“

Als FPÖ-Chef Heinz Strache jüngst gar von einem möglichen „Bürgerkrieg“ gesprochen habe, da sei es ihr „kalt über den Rücken geronnen“, sagt Gertrude. Als Siebenjährige habe sie den österreichischen Bürgerkrieg erlebt. „Da habe ich meine ersten Toten gesehen. Leider nicht die letzten.“

Nun ist es bestimmt auch dem Wahlkampf geschuldet, dass van der Bellens Team das Video der alten Dame postet – obwohl die Frau sich nach Angaben ihrer Tochter selbst bei den Verantwortlichen der Kampagne gemeldet hat. Ihr sei es ein Anliegen gewesen, vor der aktuellen politischen Situation zu warnen, heißt es. Gertrude, so ist im Clip am Ende zu lesen, wurde als 16-Jährige mit ihren Eltern und den beiden jüngeren Brüdern nach Auschwitz deportiert. Sie ist die Einzige in der Familie, die überlebte.


Gerade deswegen bleibt der Aufruf der alten Frau an die jungen Wähler bemerkenswert: Die Wahlentscheidung solle nicht nur von markigen Sätzen und Versprechungen des Kandidaten abhängig gemacht werden, sagt Gertrude: „Sondern man sollte überlegen: Was könnte daraus entstehen?“ Ihre eindringliche Botschaft: „Für mich ist es wahrscheinlich die letzte Wahl. (…) Aber die Jungen haben ihr ganzes Leben noch vor sich und die müssen selber schauen, dass es ihnen weiterhin gut geht. Das können sie nur, wenn sie vernünftig wählen.“