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Es dämmert in Europa

 

Appell von Wolfgang Tillmans an den europäischen Zusammenhalt © Foto: Wolfgang Tillmans

„What is lost is lost forever“, stand auf einem der Plakate, die Wolfgang Tillmans im April 2016 veröffentlichte: „Was verloren ist, ist für immer verloren.“ Gemeint war die Zugehörigkeit Großbritanniens zur EU, mit seiner Plakatkampagne wollte Tillmans die britische Wählerschaft dazu ermutigen, für „remain“ zu stimmen und so den Brexit zu verhindern. Es hat nichts genützt.

Kurz vor der niederländischen Parlamentswahl am 15. März haben die Gründer des Modemagazins Fantastic Man die Idee adaptiert. Jop van Bennekom und Gert Jonkers werben damit für den europäischen Zusammenhalt. Ziel sei es, die EU vor dem „politischen Flächenbrand der Destruktivität“ in Schutz zu nehmen. Ohne es konkret zu benennen, ist die Kampagne auch als Warnung vor einem möglichen Nexit zu verstehen, den der Trump-Fan und Brexit-Befürworter Geert Wilders von der rechtspopulistischen Partei PVV anstrebt.

Mit der Unterstützung Wolfgang Tillmans’ ist eine Serie von fünf Plakaten entstanden, die derzeit auf Holländisch, Englisch, Französisch und Deutsch zum Download zur Verfügung steht. Eine Übersetzung in die 20 weiteren Amtssprachen der EU ist geplant. Denn die Botschaft der Plakate richtet sich nicht nur an die Länder, in denen in diesem Jahr gewählt wird: „Die Frage ist, wo du dich zu Hause fühlst“, heißt es auf einem anderen Plakat, „Europa ist unsere Familie.“

Neblige Wolkenlandschaften im Hintergrund lassen Assoziationsspielraum: Ein Plakat vermittelt düstere Gewitterstimmung, ein anderes zeigt milchig-matten Sonnenschein, immer ist ein Horizont erkennbar. Eine Landschaft, wie man sie überall in Europa finden könnte, und ein Licht, das offen lässt, ob die Sonne gerade aufgeht oder die Nacht beginnt: Diese Frage, so suggerieren die Plakate, wird die europäische Bevölkerung in den Wahlkabinen entscheiden.


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