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Neujahrsbaby erst mit Hass überschüttet – dann mit Liebe

 

Das Neujahrsbaby ist eine liebgewonnene Kurzmeldung an jedem 1. Januar – ein Foto mit Kleinkind und glücklichen Eltern. Man schaut kurz hin, findet das Neugeborene süß und klickt weiter. In Wien war es diesmal anders: Das Neujahrsbaby der österreichischen Hauptstadt heißt Asel – ein Name mit arabischem Ursprung. Als das Foto veröffentlicht wurde, prasselte der blanke Hass auf die Familie nieder. „Nächster Terrorist geboren“ war noch eine der harmloseren Beschimpfungen. Der digitale Mob zeigte sich von seiner hässlichsten Seite.

Wer die Kommentare in den Foren las, kam aus dem Fremdschämen nicht mehr heraus. Selbst hartgesottenen Boulevardmedien wurde es zuviel, einige drehten die Kommentarfunktion zu dem Artikel schlicht ab. Und das Gratisblatt Heute richtete sich mit einem Appell an die eigenen Leser: „REISST EUCH MAL ZUSAMMEN!

Der Geschäftsführer der Caritas Wien, Klaus Schwertner, rief auf Facebook zur Gegenbewegung auf, zu einem sogenannten Flowerrain für die Familie von Asel. Man solle sein Posting teilen und der Familie eine Nachricht schicken. Der Erfolg war schier überwältigend: Mehr als 13.000 Male wurde es mittlerweile geteilt. Selbst die New York Times berichtete darüber, wie das Wiener Neujahrsbaby erst mit Hass und dann mit Herzen begrüßt wurde.

Doch Schwertners Posting dürfte nicht allen gefallen haben. Für einige Stunden verschwand es ganz einfach. Mittlerweile ist es wieder online und Facebook hat sich bei Klaus Schwertner gemeldet: „Sie sagen, sie hätten es aktiv heruntergenommen, wüssten aber noch nicht genau, warum“, erzählt er. Ein wenig peinlich dürfte es für das Unternehmen sein – vor allem weil Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gestern angekündigt hat, verstärkt gegen Hass im Netz vorgehen und Facebook so „reparieren“ zu wollen.

Klaus Schwertner plant nun ein Buchprojekt aus den vielen Postings, die Asel willkommen geheißen haben. Mit viel Liebe – und ohne Hass.


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