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Spickzettel erinnert Trump daran, Empathie zu zeigen

 

Spickzettel erinnert Donald Trump daran, Empathie zu zeigen
Trumps Spickzettel für das Treffen mit Schülerinnen und Schülern im Weißen Haus © Jonathan Ernst / Reuters

Er wollte Nähe herstellen. Zuhören. Doch bei dem Treffen mit den Angehörigen und Opfern der Gewalttat an der Marjory Stoneman Douglas High School von Parkland im US-Bundesstaat Florida musste der sonst so wortgewaltige US-Präsident Donald Trump an Grundlegendes in Sachen Gesprächsführung erinnert werden. Das wurde er in Form eines Spickzettels, der prompt von einem Reuters-Fotografen abgelichtet wurde und nun für Diskussionen sorgt.

Auf einem Papier mit dem Schriftzug des Weißen Hauses sind fünf Punkte aufgeschrieben, die Trump bei dem Treffen mit den Schülern und Schülerinnen offenbar beachten sollte – von denen allerdings einer schwer lesbar ist. Die übrigen lauten:

  • Was wollen Sie mir am dringendsten über den Vorfall erzählen?
  • Was können wir tun, damit Sie sich sicher fühlen?
  • Möglichkeiten? Ideen?
  • I hear you.

Vor allem der letzte Punkt zeigt nach Ansicht vieler Beobachter, dass es Trump an Empathie mangelt. Wieso sonst muss er daran erinnert werden, seinen Gesprächspartnerinnen zuzuhören – noch dazu in einer solchen Situation? Für die Süddeutsche Zeitung ist „I hear you“ lediglich eine Floskel, die oft benutzt wird, „um ein Gespräch am Laufen zu halten, auch wenn nicht alle einer Meinung sind“. Die Washington Post sieht selbst in der ersten Frage eine Erinnerung an Trump, doch bitte feinfühlig zu sein. Unmittelbar nach der Tat in Florida habe der US-Präsident mehr über die Ersthelfer gesprochen als über die Opfer. Die New York Times deutet den Zettel als Hinweis, wenigstens „Grundzüge von Mitgefühl“ zu zeigen.

Denn inhaltlich blieb Trump hart. Die Schüler und Schülerinnen fordern strengere Waffengesetze und mehr Geld für Prävention. Der US-Präsident antwortete ihnen mit der Idee, man könne doch mehr Lehrpersonal mit Waffen ausstatten. Dies sei natürlich nur etwas für Menschen, die sehr geschickt im Umgang mit Waffen seien, sagte er. Lehrer und Lehrerinnen sollten die Waffen versteckt tragen. Sie könnten Attacken in Schulen dann „sehr schnell beenden“. Weitere Maßnahmen könnten strengere Überprüfungen von Waffenkäufern und ein Heraufsetzen der Altersgrenze sein. Außerdem solle das Problem psychischer Erkrankungen angegangen werden, sagte Trump, ohne ins Detail zu gehen.

Mehr Waffen statt weniger? Das hält die Präsidentin des Amerikanischen Verbands der Lehrer (1,7 Millionen Mitglieder) für eine Schnapsidee. Es sei „eine der schlimmsten Ideen, die ich in einer Serie von wirklich, wirklich, wirklich schlechten Ideen gehört habe“, sagte Randi Weingarten.

Mit Material von AP, dpa und AFP.


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