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Wohin der Wind weht

 

Alle Last der Welt liegt in der Musik der Roma. Zugleich ist sie beschwingt und voller Zuversicht – und hat jetzt einmal mehr Albuquerque, New Mexico, erreicht

A Hawk And A Hacksaw

Ein Rasseln, dann warme Blasinstrumente. Mehrstimmiger Gesang schleppt sich einen Melodieberg hinauf, Trompeten und Geigen begleiten ihn. Oh, wie es ächzt. Innehalten auf dem Weg zum Gipfel. Ein Akkordeon spielt orientalische Zwischentöne, dann kann es kann weitergehen. Schritt. Pause. Schritt. Pause. Schritt. Wie man das von den Trauerzügen in New-Orleans-Filmen kennt.

Jeremy Barnes und Heather Trost sind A Hawk And A Hacksaw. Sie kommen aus Albuquerque, New Mexico, und mischen seit einiger Zeit Folklore in ihren Pop. Zu Anfang noch wenig, über die Jahre mehr und mehr, zuletzt sind sie sogar schon zu Aufnahmen nach Rumänien gefahren, um mit der Roma-Kapelle Fanfare Ciocarlia zu spielen. The Way The Wind Blows heißt das neue Album, welch schicksalsergebener Titel.

Alle Last der Welt scheint in den schweren Melodien und Texten zu liegen. Gleichzeitig sind sie beschwingt, lassen Euphorie und Zuversicht aufblitzen. So, als könne man doch das Licht sehen, das die großen Schatten wirft. Kein Leid ist rein, keine Trauer absolut, die Zeit heilt viele Wunden, und enden die Beerdigungszüge in New-Orleans-Filmen nicht auch in ausgelassenen Feiern?

Wie ein weit geschwungener Fluss ziehen die elf Stücke des Albums vorbei. Manchmal – Opoto – als langsamer, behäbiger Strom, dann wie ein Wildbach, der in kleinen Schnellen über große Steine sprudelt, Gadje Sirba. Wenn niemand singt, singen die Instrumente. Hier und da sind Stimmen zu hören, immer im Chor, immer in großen Bögen.

Kürzlich ist die Musik der Roma durch Beiruts Gulag Orkestar zu einer gewissen Popularität gekommen. Wird sie bald als neue Sau durchs globale Popdorf getrieben? Das kann man jetzt schon mal fragen.

„The Way The Wind Blows“ von A Hawk And A Hacksaw ist erschienen bei The Leaf Label und im Vertrieb von Hausmusik

Hören Sie hier „In The River“

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