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Zack-zack die Hüften

 
Mark Ronson hat den Soul! Auf „Version“ verpasst er Coldplay, Britney Spears, The Smiths und Maximo Park gehörige Motown-Infusionen

Mark Ronson Version

Wenn die Kinder reicher Eltern eine Platte aufnehmen, erwartet man meist nicht viel. Mark Ronson ist der Sohn der Salonlöwin Ann Dexter-Jones und Stiefsohn des Gitarristen der Kuschelrock-Kombo Foreigner, Mick Jones. Bei ihm lohnt das Hinhören. Version ist das zweite Album des in New York lebenden Briten, es besteht vor allem aus in druckvollem Breitwandsoul eingespielten Coverversionen. Große Namen zieren das Album, Lily Allen, Amy Winehouse, Robbie Williams und Paul Smith von Maxïmo Park sind darunter.

Das riecht nach Großeinkauf. Doch weit gefehlt! Im Unterschied zu verwöhnten Gören wie Paris Hilton beherrscht Ronson sein Handwerk. Seit Mitte der Neunziger ist er in New York ein gefragter und umtriebiger Plattenaufleger, seine wilden Mixe gelangten besonders in der HipHop-Szene zu Bekanntheit. Er beschallte Prominenten-Partys, dort knüpfte er Kontakte. Sein Adressbüchlein war bald voller bekannter Namen. Als Produzent gelang ihm schließlich der Einstieg ins große Geschäft.

Das letzte Album der Soulsängerin Amy Winehouse Back To Black spricht seine Klangsprache. Es versetzt den Hörer zurück in die goldenen Zeiten des Soul, umgarnt ihn mit den dick swingenden Klängen des Labels Motown aus Detroit. Back To Black scheppert wie früher, ein warmer Bass macht die Stücke clubtauglich. Im Detail nur hört man, dass sie nicht der Vergangenheit entspringen. Ronson und Winehouse holen den Soul ins Hier und Heute.

So klingt nun auch sein eigenes Album Version. Rasant und balladenfrei geht es darauf zu, das ist die ideale Musik zum Autofahren. Bei jeder der zehn Coverversionen singt jemand anderes. Dennoch klingt das Album homogen, das war Ronsons Hauptaufgabe als Produzent.

Herausragend ist Stop Me, ein Stück von Morrisseys Band The Smiths. Ronson und sein Sänger Daniel Merriweather bringen die Hüften zack-zack zum Schwingen. Wehmütig geht das Stück am Ende in You Keep Me Hanging On der Supremes über. Ein echter Motown-Hit – welch gelungenes Medley!

Auch gut: Das anarchische Toxic, zu dem Schweinereien aus dem Archiv des verstorbenen Rappers Ol’ Dirty Bastard gemischt werden. Britney Spears sang das Stück in ihrer prätoxischen Zeit, Ol’ Dirty Bastard erlag inzwischen dem Drogenkonsum. Mit dem Maxïmo-Park-Sänger Paul Smith macht Ronson sich über eben deren Lied Apply Some Pressure her. Robbie Williams schmachtet gar nicht mal schlecht zu The Only One I Know von den Britpoppern The Charlatans.

Die schwierige Kunst der Neuinterpretation liegt darin, einem Stück eine neue Dimension zu verleihen. Mark Ronson gelingt das. Seine Versionen packen einen sogar, wenn man die Originale von Coldplay, den Kaiser Chiefs, Radiohead oder der Zutons fürchterlich findet. Version geht leicht ins Ohr und so schnell nicht wieder raus.

„Version“ von Mark Ronson erscheint in Deutschland am 22.6. bei Columbia/Sony BMG

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