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In der Ruhe klingt die Kraft

 
Gleich drei Alben auf einmal veröffentlicht der Franzose Louis Philippe. Ob auf der Bühne, mit Stuart Moxham oder alleine im Studio, er singt einfache Stücke, denen er durch raffinierte Arrangements Ausdruck verleiht.

Louis Philippe Live

Louis Philippe ist Franzose, er lebt in England. Seit Mitte der Achtziger veröffentlicht er Platten mit fein arrangierten Popsongs. Drei neue Alben erscheinen nun zeitgleich beim Bremer Label Dandyland, eine Live- und zwei Studio-CDs.

Die bei Auftritten in London und Bremen aufgenommene CD heißt schlicht Live. Neben eigenen Stücken spielt er vier exquisit ausgewählte Coverversionen: I Just Wasn’t Made for These Times von den Beach Boys, Nightingales von Prefab Sprout, C’est jolie printemps von Francis Poulenc und den englischen Folk-Song The Captain’s Apprentice, Ralph Vaughan Williams hatte ihn einst für seine Norfolk Rhapsody verwendet. Es sind einfache Stücke, denen Philippe durch raffinierte Arrangements Kraft verleiht.

Als Philippes erste Platten entstanden, setzten auch Bands wie Aztec Camera und Pale Fountains auf die zarte Energie des Popsongs und grenzten sich ab vom testosterongesteuerten Rock. Akustische Gitarren, leichte Stimmen und Streicher bestimmten ihre Musik. Die Kings of Convenience postulierten später Quiet Is the New Loud. Louis Philippe hat nie aufgehört, das zu glauben. Auf seiner Website findet man ein Interview, in dem er sich über Mark E. Smith (The Fall) und die Manic Street Preachers lustig macht. Smith widere ihn an, er hielte ihn für einen ekelhaften Schwindler, sagt er. Die Manic Street Preachers und ihre Rebellenpose fände er lächerlich. Lieder zu schreiben sei Katharsis genug, sie müssten nicht böse sein. Wenn daraus keine neue Form von Schönheit entstehe, könnten sie ihm gestohlen bleiben, sagt er. Er schätze innovative Harmonien und ausgeprägte Strukturen, Schönheit im klassischen Sinne.

Louis Philippe An Unknown Spring

Das hört man auch auf den Studioplatten: An Unknown Spring öffnet ein Füllhorn harmonischer Popsongs. Begleitet wird Philippe – wie schon auf früheren Platten – vom Covent Garden String Quartett. Neu sind die Sängerinnen im Hintergrund, Mitglieder der Band Clientele, Philippe hatte die Streicher auf ihrem letzten Album arrangiert. Die Lieder auf An Unknown Spring erinnern an die High Llamas, Pet Sounds der Beach Boys ist das Vorbild dieser Klänge. Sein langjähriger Begleiter Danny Manners spielt federnde Bässe ein und sorgt für die Erdung der Klangwolken. Im Unterschied zu Philippes frühen Platten klingt An Unknown Spring raffiniert und ist mit luxuriösen Details ausgestattet. Die stetige Verfeinerung seiner Klangideale bringt eine unerwartete Schönheit hervor.

Louis Philippe Stuart Moxham Huddle House

The Huddle House ist eigentlich eine Platte von Stuart Moxham. Seit seiner Zeit bei den Young Marble Giants und The Gist nahm er kaum noch Lieder auf. Louis Philippe ist es gelungen, ihn ins Studio zu locken. Auch Moxham glaubt an die Kraft des einfachen Songs. Moxham und Philippe spielen Gitarre und Bass, bei einigen Stücken sind dezentes Schlagwerk und Keyboard-Tupfer zu hören, das ist alles. Moxhams Lieder sind nicht mehr so karg wie zu Zeiten der Young Marble Giants, er ist ein ausdrucksstarker Sänger. Gelegentlich werden seine Gesangslinien von Louis Philippe gedoppelt, das verleiht dem Klang Fülle. Bekannt sind Moxhams minimalistische Gitarrenfiguren, neu die Verzierungen. Mal schlagen The Byrds durch, mal der Flamenco. The Huddle House ist keine einmalige Platte, wie Colossal Youth der Young Marble Giants es war. Es ist einfach nur eine sehr schöne Platte.

Sowohl „Live“ und „An Unknown Spring“ von Louis Philippe als auch „The Huddle House“ von Louis Philippe und Stuart Moxham sind als CD erschienen bei Dandyland.

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