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Vaderstep oder Kenobihouse?

 

Wer sich Lazer Sword nennt, hat ein Programm: Das kalifornische Dance-Duo ist intergalaktisch zukunftstauglich und groovt bisweilen besser als die Cantina Band.

© Galen Oates

Schutzschild an! Wenn sich ein kalifornisches Dance-Duo um die 30 nach dem galaktischen Leuchtsäbel aus George Lucas‘ Weltraum-Märchen benennt und obendrein Pseudonyme wie Lando Kal wählt, kann man schon mal unruhig werden. Welche Musik machen solche Leute? Vaderstep oder Kenobi House? Genug gescherzt. Antaeus Roy und Bryant Rutledge haben mit Memory ein streifenfrei glänzendes Elektro-Funk-Album aufgenommen.

Die Platte erscheint auf dem Label Monkeytown, das von dem Berliner Duo Modeselektor betrieben wird. Gerade erhielten Modeselektor den Kritiker-Echo. Den Gästen aus San Francisco dürfte also einige Aufmerksamkeit zuteil werden.

Out The Door (Ausschnitt) von LAZER SWORD

Ihr zweites Album Memory eröffnet wie der Start eines Raumschiffs – Antaeus Roy und Bryant Rutledge sind große Astronauten-Fans. Im Intro steigen Synthesizer kalt wie Trockeneis in den Nachthimmel, bevor das erste Stück Toldyall das Album musikalisch punktgenau abschreitet. Vor Laser Swords scharfkantigen Elektro-Beats müssen sich die rotierenden Funk-Bassläufe wegducken, sie zerschneiden Gesangssamples und mikroskopische Melodiefetzen präzise wie japanisches Plastikspielzeug.

Toldyall (Ausschnitt) von LAZER SWORD

Der wackelige Funk von britischem Dubstep und die wohlig-melancholische Energie des Detroit Techno verbinden Lazer Sword mit ihrer Liebe zum trockenen Wumms der Dance-Produktionen aus den achtziger Jahren. Man kann mit dieser Platte großen Spaß haben. Memory enthält Bässe so tief wie die Krater auf dem Todesstern, und die Grooves sitzen lockerer als bei der Cantina Band in Mos Eisley. Hört man diese Platte sehr laut im öffentlichen Nahverkehr, werden Stücke wie Point of Return oder das wirklich gemeingefährliche Pleasure Zone zu Herausforderungen: Was spricht eigentlich dagegen, sich auszuziehen und an der Haltestange hochzutanzen?

Recht schnell verbreitet sich jedoch eine aufdringliche Sterilität zwischen all den gehauchten Vocoder-Schwüren. Da kann man noch so oft mit dem schmierigen Schwämmchen über die verspiegelten Oberflächen fahren – sie werden einfach nicht dreckig. In seiner ganzen Länge verströmt Memory ungefähr so viel Wärme wie neue Badezimmerarmaturen. Lazer Sword geben Gas, aber irgendwie scheinen sie nicht zu wissen, dass es noch andere Klänge gibt als peitschende Snaredrums und metallische Effektinstrumente. Sounds sane heißt ein Stück. Leider missversteht man das robotische Quäken zunächst als „It all sounds the same„. Wie ein Kaugummi aus der Zukunft klebt Memory bisweilen in den Ohren.

Sounds Sane (snip) by LAZER SWORD

Erst am Ende gönnen sich Lazer Sword die progressive Zickigkeit, die das Album davor bewahrt, zur Karikatur werden. People versöhnt mit rappeligem und konzentriertem Spielhöllen-House, der endlich einlöst, was Memory von Beginn sein wollte: zukunftstauglich, für unten und oben. Der Letzte macht das Lichtschwert aus.

„Memory“ von Lazer Sword ist bei Monkeytown erschienen.