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Der lange Schatten des Irakkriegs

 

Einen Augenblick sah es fast so aus, als würde der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney zu seiner Vizekandidatin Condoleezza Rice berufen, die ehemalige Sicherheitsberaterin und Außenministerin von George W. Bush.

Beschlagen auf einem Gebiet, von dem Mitt Romney wenig versteht. Zudem schwarz und Frau – das sei doch die perfekte Wahl, unkte so mancher.

Wer den Beweis haben will, dass Rice eine falsche Wahl gewesen wäre, hätte heute Zeuge einer Veranstaltung über Amerikas Führung in der Welt sein sollen. Kaum betrat Rice die Bühne, brüllte eine Frau: „Sie haben Blut an den Fingern. Sie haben tapfere Soldaten im Irak in den Tod getrieben.“ Kaum war diese Demonstrantin des Saals verwiesen, sprang eine zweite auf und rief: „Die Anschläge vom 11. September waren nur der Vorwand für Krieg!“

Genau diese Reaktionen befürchteten die Romney-Strategen. Wo immer Rice auftreten würde, wären sofort Demonstranten zur Stelle und würden unermüdlich das dunkle Kapitel der Bush-Ära in Erinnerung rufen.

Diese Epoche möchte Romney abschütteln. Er selber hat darunter gelitten, dass seine republikanische Präsidentschaftskandidatur 2008 unter anderem an der aufgeheizten Irakdebatte scheiterte. Wirtschaftsmann Mitt Romney hatte wenig dazu beizutragen, in den Debatten mit John McCain wirkte er wie ein kleiner Schüler.

Vier Jahre später geht es um die Wirtschaft – und Romney, befreit vom langen Schatten des Irakkrieges, sieht seine große Chance gekommen. Aber nur ohne Condoleezza Rice an seiner Seite.