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Was Obama und Romney aus den Daten ihrer Wähler machen

Personalisierte Internetwerbung kann unheimlich sein. Das muss selbst Jordan Lieberman zugeben, der damit im politischen Betrieb der USA sein Geld verdient. Der Chef der Firma CampaignGrid denkt da etwa an Anzeigen für Schlankheitskuren, die jemand zu sehen bekommt, nachdem er bei einem Onlineversand die Hose eine Nummer größer bestellt hat als noch vor einem halben Jahr. Mit Wahlwerbung, die genau zugeschnitten auf deren Interessen an einzelne Gruppen ausgespielt wird, verhält es sich ganz ähnlich.

Eine Studie der Annenberg School for Communication an der Universität von Pennsylvania kam gar zu dem Ergebnis, dass 86 Prozent der Amerikaner etwas dagegen haben, wenn sie aufgrund ihres Abstimmungs- und Konsumverhaltens zum bevorzugten Ziel der Kampagnen werden. Lieberman, der für eine Vielzahl republikanischer Kongresskandidaten als Berater tätig war und das Wahlkampfteam des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch trainiert hat, lässt das kalt: „Niemandem gefällt das, aber es funktioniert.“

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Zwei Minuten, die alles verändern?

Weit länger als eine Stunde redet sich Mitt Romney den Mund fusselig und sich selbst dabei um Kopf und Kragen – und doch dreht sich die beharrlichste Kritik von konservativer Seite an dem heimlich mitgeschnittenen Fundraiser-Video darum, dass zwei Minuten fehlen? Das Magazin Mother Jones hat das so erklärt: Die Aufnahme brach ab, der Urheber bemerkte das aber relativ schnell, weiter ging es. Selbst wenn man das nicht glaubt – was soll in dieser Zeitspanne passiert sein, das alles Weitere in einem anderen Licht erscheinen ließe? Nicht ganz ernst gemeinte Theorien via Twitter; der Hashtag #missing2min sollte übrigens ursprünglich die Vorwürfe bündeln, das Video sei aus politischer Absicht editiert worden:

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Nicht nur Menschen folgen Obama

Barack Obamas digitaler Vorsprung im Wahlkampf war hier schon Thema, ebenso der Verdacht, sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney habe bei der Zahl seiner Twitter-Follower etwas nachgeholfen. Angesichts der fast 19 Millionen Follower, die der US-Präsident auf Twitter zählt, sollte man aber selbstverständlich nicht davon ausgehen, dahinter würden sich ausschließlich reale Accounts verbergen.

Eine Analyse des Londoner Social-Media-Unternehmens StatusPeople kam jetzt zu dem Ergebnis, dass 70 Prozent der Follower Obamas (rund 13 Millionen Accounts) entweder Fake- (30 Prozent) oder inaktive Accounts (40 Prozent) sind. Bei Romney sind es hingegen 15 Prozent oder rund 135.000 von etwas weniger als 900.000.

Die Zahl ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Das Tool Fake Follower Check der Londoner Firma kommt offenbar nicht bei jeder Prüfung zum selben Ergebnis, statt 70 sind es auch schon einmal nur gut 30 Prozent.

Grundsätzlich dürfte das Problem unter anderem auf Spam zurückzuführen sein. Man sollte sich klarmachen: Jeder, der bei Twitter in ähnliche Dimensionen wie Romney oder sogar Obama vorstößt, hat es nicht nur mit menschlichen Followern zu tun. Je beliebter ein Account, desto stärker zieht er Spam an. Dem könnte man allerdings entgegentreten, indem man regelmäßig entsprechende Accounts entfernt – aber das würde ja bedeuten, das gelegentlich die Follower-Zahlen auch sinken.

Was die inaktiven Accounts angeht: Das könnten durchaus Menschen sein, die zwar selbst nichts mitteilen, aber trotzdem die Nachrichten derjenigen lesen, denen sie folgen.