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Telegramm vom Vater

 

Nach dem Tod meiner Mutter vor zwei Jahren fand ich die Liebesbriefe meines Vaters. Meine Eltern schrieben sich unbekannterweise über fünf Jahre, während mein Vater in Stalingrad und später in Sibirien in Kriegsgefangenschaft war. Sie hatten sich vorher kein einziges Mal gesehen. Sie waren sich aber sicher, dass sie füreinander bestimmt seien und eines Tages heiraten würden. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft machte sich mein Vater todkrank zu Fuß auf den Heimweg. Allein die Liebe zu meiner unbekannten Mutter hielt ihn am Leben. In Frankfurt an der Oder gab er 1949 dieses Telegramm an sie auf: »Ich komme _ erwarte Dich _ Dein Helmut«. Sie trafen sich insgesamt drei Mal, bevor sie schließlich heirateten, sie bekamen vier Kinder und waren bis zum Tod glücklich miteinander.

Gisela Holle, München