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Materialien zur fortgesetzten Kritik eines Gedichtes italienischen Ursprungs

 

(Nach Robert Gernhard, »Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs« und als Antwort auf Claudia Tolls Parodie »Materialien zur Kritik eines Gedichts Gernhardschen Ursprungs« ZEIT Nr. 29/12)

Entstaubte Lyrik, neu verfasst, darf alles wagen,
Darf eng am Vorbild jener strengen Form
Versteckte Liebe eingestehen, offen ihr entsagen,
Sie darf es ungebunden auch, in loser Form.

Motive und Sujets kann sie nach Herzenslust einbinden,
Der Alten Mythen, an Metaphern reich.
Sie muss nicht gleich das Rad der Lyrik neu erfinden,
Doch hoch verdichten schon und kontextreich.

Wer eigne Verse formuliert, der tut dies wohl
In Kenntnis der Jahrhundert alten Konzeption.
Die ach so nette Lyrik bliebe hohl,

Fehlt’ ihr zur Form die inhaltliche Reflexion.
Drum schreibe frisch, doch schreibe tief –
Wer Lyrik neu verfasst, liegt gewiss nicht schief.

Manfred Klenk, Mannheim