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Schellenputzen: Mein Wort-Schatz

 

Schellenputzen – ein Wort aus fernen Kindertagen. Im Norden wird man es nicht verstehen. Selbst Wikipedia hilft da nicht weiter. »Schellen« sind Klingeln oder Glocken. Aber auch wenn der Begriff »Schellenputzen« wahrscheinlich auf das Putzen der Kuhschellen nach dem Almabtrieb zurückgeht, geht es hier nicht etwa um schwäbische Reinlichkeitsrituale. Schellenputzen ist ein Streich. Der Mutigste klingelt, alle nehmen die Beine in die Hand oder verstecken sich. Es gibt dabei noch zwei Varianten der Steigerung. (Ich schildere sie im Vertrauen darauf, dass die Leser das Know-how nicht missbrauchen.) Für die erste Variante wird die Klingel mit zwei Streichhölzern fixiert und so zum Dauerläuten gebracht. Sie hilft besonders bei Zeitgenossen, die schon ahnen, dass sie Opfer vom »Schellenputzen« geworden sind und daher nicht an die Tür gehen wollen. Bei der zweiten verwendet man ein Stück Pappe, um mehrere Klingeln auf einmal zu erreichen – und kann so ein ganzes Hochhaus auf Trab bringen.

Hans-Peter Oswald, Köln