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Was mein Leben reicher macht

 

Im Frühjahr 1989 ließ ein kleiner Junge in Münster einen Luftballon steigen, an dem ein Zettel mit seiner Adresse hing. Wochen später kam Post aus einem Dorf nahe Görlitz. Ein Mädchen und seine Freundin hatten den Ballon in einem Baum entdeckt. Obwohl es verboten war, holten die Väter den Ballon herunter.

Die beiden Kinder hatten sich nicht viel zu schreiben, aber die östliche Mutter begann einen regen Briefwechsel mit der westlichen. Die beiden Familien waren ähnlich und doch verschieden: ähnliches Alter der Eltern, jeweils zwei Kinder, die einen Mädchen und Junge, die anderen zwei Töchter. Die einen Eltern beruflich sicher, die anderen schwer im Umbruch in unklaren Verhältnissen auf der Suche nach der individuellen Zukunft.

Zum Sommer 1990 kam eine Einladung aus Sachsen an die Familie aus Münster. Und beim Kennenlernen stellte sich heraus: Die Chemie stimmte. In den darauffolgenden Jahren besuchten sich Kinder und Eltern in wechselnden Zusammensetzungen, später nur noch die Eltern, berichteten sich aber genau, was mit den Kindern lief. Im Herbst 2013 fiel der ältesten Tochter auf, dass man sich nun schon bald 25 Jahre kannte und dass das gebührend gefeiert werden müsse. Am 3. Oktober 2014 trafen sich alle auf halber Strecke: Ein Ferienhaus im Harz am Brocken reichte für vier Eltern, vier Kinder samt Anhang und für inzwischen sechs Enkelkinder aus Sachsen, dem Rheinland und dem Münsterland.

Der nächste Termin ist schon verabredet: Ostern 2016 treffen sich alle an der Ostsee.

Marlies Hucht, Münster