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Das neue Jahr

 

(frei nach Erich Kästner, »Der Januar«)

Ich werde mich vom alten Jahr nun trennen.
und reiche ihm betroffen seinen Hut.
Was wird geschehn, bis wir das Neue kennen –
in Gänze es dann resümierend nennen:
chaotisch, launisch oder sogar gut?

Bei Bowle, Punsch und Blei im Kerzenschimmer
umrätseln wir der Zukunft dunkles Spiel.
Durchströmt von Lebensfreude und Gewimmer
– Wird’s angenehmer oder eher schlimmer? –
erkennen nie und nimmer wir das Ziel.

Beendet sei das große Spekulieren!
Zurück- und vorgedacht: es bringt nichts ein!
Den ganzen Tag lang Wünsche projizieren,
mit vagen Möglichkeiten wild jonglieren –
womöglich bricht’s am Ende mir das Bein!

Drum lasst uns hübsch bescheiden bleiben!
Zum Trübsalblasen reicht doch nicht die Zeit.
Wir sollten uns der Zuversicht verschreiben,
des Lebens Ernst nicht auf die Spitze treiben
in dankbar-heiterer Gelassenheit.

Vincenz Keuck, Oerlinghausen, Nordrhein-Westfalen

In Strophe drei, dritte Zeile, hieß es ursprünglich falsch: „Tagelang Wünsche projizieren“. Das war vom Verfasser so nicht intendiert und brach mit der Metrik. Wir haben die Zeile nachträglich korrigiert.