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Proust-Fragebogen für Blogger (38)

(c) Janina Schwager

Janina Schwager hat eine Organisation gegründet, die das von zuhause Weglaufen unterstützt. Getarnt ist diese Organisation als ein Mode- und Fotografieblog. Oder ist es andersrum? Ist es ein Blog, der als Organisation getarnt ist, die eigentlich …? Na, egal. Es gibt jedenfalls was zu sehen: manchmal Hüte, manchmal pinke Haare, manchmal abgewetzte Kunstleder-Sofas, immer schicke Models. Janina sagt: „Ich will Möglichkeiten zeigen, sich frei auszudrücken.“ Von zuhause weglaufen sei eine solche Möglichkeit. Auf ihrem Blog kann man sich anschauen, wie man dabei gut aussieht.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Mich faszinieren persönliche, freimütige, aufrichtige Blogs. Das sind die Blogs, an denen ich hängen bleibe und in denen ich mich verlieren kann. Blogs, die nicht das geringste Interesse an Vollkommenheit hegen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Ich identifiziere mich nicht mit anderen Menschen.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Das Fahnden nach Neuem, auf jedem Gebiet. Am meisten freue ich mich über Künstler-Neuentdeckungen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Bilder, Filme, Menschen, Tiere, Konversationen (kommt drauf an), feiern, Musik, Magazine, Bücher, schlafen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? In Entschuldigungs-Mails an Professoren. Sonst eigentlich nie.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Neslihan. Philosophie & Wahnwitz unterlegt mit passenden Gifs. Wirkt nicht verstörend, sondern immer beruhigend. Wie oben erwähnt, freut es mich, wenn Menschen ihren Gedankenkot so frei und unbeschwert im Internet niederlassen. Davon sollte sich jeder Blogger mal ’ne Scheibe abschneiden.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Die Wörter Held und Wirklichkeit heben sich in meiner Welt gegenseitig auf.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Offenheit, Neugier, Swagger.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Direktheit, Tatendrang, Unbeschwertheit.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Instagram Bilder, Penetrante Werbung und die Meldung „Dieses Video enthält Content von WMG. Es ist in deinem Land nicht verfügbar.“

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Besonders das gestörte Konsumverhalten einiger Fashion-Blogger macht mir Angst.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich bin ziemlich ungeduldig und die Zerstreutheit kann auch ab und zu mal anstrengend werden. Ich mache allerdings Fortschritte.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Zu sehen, dass ich mich in Wojtek’s Lesezeichenleiste befinde.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Wenn mir Menschen sagen, dass sie sich von meinem Blog inspiriert fühlen, ist das jedes Mal eine Errungenschaft. Außerdem habe ich ziemlich coole Leser. Das macht mich auch ein bisschen stolz.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gern besser mit Worten umgehen können. Ich habe eine unerklärliche Schwäche für Fremdwörter und gut formulierte Texte, sehe mich aber manchmal nicht in der Lage, einen vernünftigen Satz zu bilden.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Wiedergeburt, puh, schwieriges Thema. Wenn schon, dann wahrscheinlich lieber als Qualle.

Ihre größte Extravaganz? Nach ’nem durchfeierten Wochenende besser aussehen als davor.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Zuversichtlich.

Ihr Motto? Ich kann mich unmöglich auf ein absolutes Motto festlegen. Das entspricht nicht meiner Wesensart.

Blogger, die unseren Fragebogen auch ausgefüllt haben 

 

Laura Marling

(c) Deirdre O’Callaghan

Plötzlich war sie da, mit ihr ein vermeintlich neues Genre: Nu Folk, Musik für die Post-Indie Generation. Die Britin Laura Marling ist authentisch, weil sie seit drei Jahren zwar nicht die gleichen Lieder singt, sich aber in ihrer musikalischen und emotionalen Welt als eine der tiefgehendsten Folkkünstlerinnen immer weiterentwickelt. Woher das Dunkle in ihr kommt, wie schwierig es ist, sich in der britischen Musikszene zu behaupten und welchen Einfluss ihre Eltern auf ihre Musik haben, erzählt sie hier.

ZEITmagazin: Ihr aktuelles Album heißt „A creature I don’t know“. Wer ist diese Kreatur?
Laura Marling: Die Sache ist die: ich weiß es einfach nicht.

ZEITmagazin: Einige Lieder auf Ihrem neuen Album klingen sehr dunkel. Woher kommt das?
Marling: Ich glaube, dass es sehr viel einfacher ist, einen traurigen Song zu schreiben als einen fröhlichen, weil Trauriges einfach so viel mehr Gefühle hervorruft. Bei mir kommt es daher wie bei allen Menschen: von Liebe, und dem Kampf um Liebe.

ZEITmagazin: 2011 scheint das bisher beste Jahr Ihrer Karriere zu sein: Sie haben einen Brit Award als beste Britische Solokünstlerin sowie einen NME Award als beste Solokünstlerin gewonnen. Haben Sie nach nun mehreren Jahren in der Musikindustrie ihren Platz gefunden?
Marling: Ich selbst kannte meine Identität als Künstler immer, immerhin gehe ich jetzt schon seit fünf Jahren auf Tour. Diese Preise sind natürlich eine nette Sache, weil sie einen gewissen Grad an Aufmerksamkeit repräsentieren.

ZEITmagazin: Wie wichtig sind Ihnen musikalische Effekte geworden? Ihre Musik ist nicht mehr nur „Ein Mädchen und ihre Gitarre“.
Marling: Die Ausgestaltung und Arrangierung, die man mit Musik aufbauen und erreichen kann, sind für mich mittlerweile sehr interessant geworden. Außerdem spiele ich momentan live mit einer Band, mit der ich auch das Album aufgenommen habe. Das bringt den Sound ohnehin von der „Ein Mädchen und ihre Gitarre“-Musik weg.

ZEITmagazin: Die britische Musikszene scheint wie verrückt auf der Suche nach der nächsten großen Sache zu sein. Wer einmal glaubt, er hätte es geschafft, kann genauso schnell vergessen sein, wie er nach Oben gelangt ist.
Marling: Ich versuche, mich von der ganzen Sache fernzuhalten – denn sie werden Dich fallen lassen. Es ist aber ohnehin so, dass niemand mehr wirklich Geld mit Musik verdient, also geht es mehr darum, sich selbst so gut es geht zu vermarkten. Was meine Musik angeht, kann wohl jeder, egal ob Fan oder Presse, die Ehrlichkeit darin schon von Weitem förmlich riechen. Man sollte einfach, nicht vorgeben, irgendetwas zu sein – und am besten gar nicht lesen, wer oder was man angeblich ist.

ZEITmagazin: Die Bezeichnung „Nu Folk“ ist schwierig, weil es Folk schon immer gibt und immer gegeben hat. Denken Sie, dass es eine Art Leitmotiv in jedem Folksong gibt, etwas, das Folk über die Jahrzehnte bis heute hin vereint?
Marling: Ich denke auch, dass „Nu Folk“ die falsche Bezeichnung ist. Der Grund, weshalb ich die Musik mache, die ich mache, ist die Plattensammlung meiner Eltern. In meiner Generation gibt es Einige, denen es genauso geht. Das ist es wohl, das uns heute vereint: die Liebe zur Musik der 1960er und 1970er, die wir heute in unsere Musik stecken. Außerdem geht es bei Folk wohl im Gegensatz zu Rock’n’Roll, der immer eine gewisse hedonistische Lebensart impliziert, meistens um Liebe, einen Verlust oder die Kunst – es ist einfach nachdenklicher.

ZEITmagazin: Ist es einfacher, als Solokünstler aufzutreten oder in einer Band zu spielen?
Marling: Ich vermisse es wirklich sehr, mit meiner früheren Band Noah and the Whale zu spielen. Ich war Teil von etwas Großartigem, ohne im Mittelpunkt zu stehen – das hat mir wirklich gefallen. Es gibt einige andere Künstler, mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde – vor allem, weil es immer eine gewisse Anonymität verleiht, mit Anderen zu arbeiten. Ich wünschte, mir hätte mal jemand geraten, nicht unter meinem eigenen Namen in die Öffentlichkeit zu treten – denn jetzt wird meine Musik immer mit mir persönlich gleichgesetzt. Aber es ist ganz bestimmt einfacher, Solokünstler zu sein: ich muss ich nur mit mir selbst kämpfen, und nur ich bin verantwortlich für alles, was ich tue oder veröffentliche.

ZEITmagazin: Was ist inspirierender: allein in einem Raum zu sein oder vor hunderten von Fans zu spielen?
Marling: Für meine Songs ist es definitiv inspirierender, wenn ich alleine bin, alleine mit meinen Gedanken. Aber manchmal kann auch ein Auftritt so überwältigend sein, dass sich eine Verbindung mit der Masse fühlen lässt. Man fühlt sich verstanden, und das ist es doch, was kreative Menschen wollen.

ZEITmagazin: Ihr Vater war Musiklehrer und eine wichtige Inspiration für Ihr Gitarrenspiel und Ihren Musikgeschmack. Wie wichtig ist er heute für Sie?
Marling: Immer noch sehr wichtig, mein Vater ist mir immer eine große Hilfe – er hat mir das Gitarre spielen beigebracht, das sagt schon alles. Meine Eltern haben in den 1960ern und 1970ern selbst im Musikbusiness gearbeitet und haben mir daher eine Menge mitgegeben. Wenn ich mit meinen Freunden zuhause über das Tourleben rede, darf ich mich nie beschweren, weil es ja eine tolle Sache ist; aber meine Eltern wissen, dass es auch harte Seiten hat.

ZEITmagazin: Fällt es Ihnen schwer, Ihre innersten Gefühle für einen Song in Geschichten zu packen?
Marling: Ich tue das nicht bewusst, oder sagen wir: nicht bewusst genug, als dass ich es währenddessen reflektieren könnte. Es ist mehr ein Bewusstseinsstrom, ich packe die Wörter einfach in die Reihenfolge, wie sie kommen.

ZEITmagazin: Eine letzte Frage: Joan Baez oder Joni Mitchell?
Marling: Definitiv Joni Mitchell, ihre Musik ist schon immer in mir, seit ich 10 Jahre alt war. Sie und Neil Young sind meine Helden. Vor zwei Jahren haben wir mal in Youngs Vorprogramm gespielt – ich war froh zu sehen, dass er echt ist.

Die Fragen stellte Hella Schneider

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (37)

(c) Marvin Zilm

Das besondere an Stephanie Quitterers Blog Hausbesuchwins ist, dass er sich bald erledigt hat. Das ist kein Zufall, sondern Konzept: Das Blog dokumentiert eine Wette, und wie jede Wette, ist sie irgendwann gewonnen oder verloren. In diesem Fall wettet die Bloggerin, innerhalb von 200 Tagen in 200 fremden Wohnungen an der Kaffeetafel gesessen zu haben. Um ihre Chancen zu erhöhen, von Unbekannten reingelassen zu werden, hat sie Kaffee und Kuchen im Gepäck. Und, wie sich das für eine Prenzlauer Bergerin gehört, auch ein Kind. Die Wette läuft.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Vollkommenheit schreckt mich eher ab. Ich mag es lieber, überrascht zu werden. Von einem guten Text und Gedanken, die mich auf Gedanken bringen. Von mehreren Ebenen. Von allem, was über einen Tellerrand hinausweist. Von Ironie. Von Peter Praschl, zum Beispiel.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit Okka Rohd und ihrem einfach wundervollen Blog SLOMO,  weil sie „in Echt“ genauso großzügig ist, wie im Netz. Und weil sie so liebevoll, so „ja, genau!“, und so genussvoll schreiben kann. Und weil ihre Lebensfreude süchtig macht. Und weil sie mit Dorothea Sundergeld und Karolina Stasiak zusammen die großartigen „Fünf Dinge“  erfunden hat.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Reisen. Per Anhalter.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Seit acht Monaten: meine Tochter. Unabhängig davon: Menschen beobachten. Kaffee trinken. Schreiben.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Wenn meine Phantasie meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen will.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Der Hacker und der Google.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Momentan: jeden Tag ein anderer. Nämlich jeweils derjenige, der mir die Tür aufmacht, um mit mir Kaffee zu trinken.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Ellbogenfreiheit, Neugier, Eloquenz. Höflichkeit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Loyalität, Humor, Ehrlichkeit und Witz. Toleranz und Offenheit. Güte.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Werbung.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Ach herrje, das ist ja, als würde man fragen: „was stört Sie an Frauen am meisten?“ Wider den Klischees!

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Dass ich Meister im Aufschieben bin, wenn es um Alltagsformalitäten geht.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Der erste Kommentar.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Überhaupt auf’s Bloggen gekommen zu sein, diesen simplen psychologischen Kniff mit dem sozialen Druck „Wette“. Ohne Blog hätte ich mit meinen Hausbesuchen wohl bald das Handtuch geschmissen.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Das eines Spions. Und ich würde gerne Maschinen erfinden und bauen können. Und so mir nichts dir nichts „alles einen halben Ton höher“ auf dem Klavier spielen können, wie mein Mann.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Als The Sartorialist. Mit ein bisschen mehr Street und etwas weniger Style.

Ihre größte Extravaganz? Völlige Modebewusstlosigkeit. (Warte auf die Wiedergeburt)

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Haha.

Ihr Motto? Ja!

Blogger, die unseren Fragebogen auch ausgefüllt haben 

 

 

Josh T. Pearson

(c) Brian Doherty

Hobos sind eine aussterbende Gattung. Immer On The Road und No Direction Home, mit gebrochenem Herz und traurigen Geschichten im Koffer. Josh T. Pearson ist einer von ihnen, und er ist einer der interessantesten zeitgenössischen Folksänger. Ein Gespräch über Texas, Katharsis durch Musik und die Ehrlichkeit des Künstler. Sein neuestes Video „Drive Her Out“ gibt es hier

ZEITmagazin: Ihr aktuelles Album heißt „Last of the Country Gentlemen“. Sie sind einer von ihnen?
Josh T. Pearson: Ich hoffe es. Ich habe mal jemanden sagen gehört: „Ein Gentleman ist jemand, der etwas perfekt  kann, es aber einfach nicht tut“. Das hat mir sehr gefallen.

ZEITmagazin: Gibt es unter den großen Musikikonen jemanden, dem Sie sich nahe fühlen?
Pearson: Nicht wirklich. Ich mag Nick Cave sehr gerne, diese Idee vom Working Class Lied. Genauso schätze ich Johnny Cashs Stimme, das Gefühl in ihr. An Bob Dylan liebe ich, dass sich alles nach Wahrheit anhört, dass alles, was er tut, fast wie ein Gospel klingt.

ZEITmagazin: Sie kommen aus Texas, haben aber einige Jahre in Berlin und Paris gelebt. Wie haben Sie als Amerikaner Europa erlebt?
Pearson: Ich glaube nicht, dass sich meine Art des Songschreibens sehr geändert hat. Ich musste damals einfach raus. Ich kam nach Europa, um ein paar Konzerte zu spielen und wusste zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, dass ich dort bleiben würde, ich habe einfach den Rückflug nicht mehr genommen. Und aus zwei Monaten wurden zwei Jahre. So etwas passiert wohl häufiger in Berlin. Texas ist mein Zuhause, auch wenn ich nicht da bin. Eine Richtung Heimat gibt es für mich nicht, es ist immer die Straße. Ich denke, dass es gut ist, in Bewegung zu bleiben, damit das Innere heilen kann – auch wenn es hart ist.

ZEITmagazin: Ihre Musik klingt manchmal sehr sakral, Sie sind als Sohn eines Pfarrers aufgewachsen. Woran glauben Sie?
Pearson: Ich glaube nicht, dass ich das in Worte fassen kann. Aber ich glaube an irgendetwas, immer noch. Vielleicht daran, gut zu sein und Gutes zu tun. Vielleicht auch daran, in die Hölle zu kommen. Ich versuche und ich kämpfe, immer.

ZEITmagazin: Gibt es so etwas wie Magie im Jahr 2011, in Zeiten von Facebook, Google und Youtube eigentlich  noch?
Pearson: Es ist schwierig, leider. Ich war einige Jahre auf Tour ohne Alben rauszubringen – also musste man zum Konzert kommen und die Musik real hören und sehen – und trotzdem bin ich zu dem Punkt gekommen, dass Mythos und Magie fast unmöglich sind. Es gibt keine Geheimnisse mehr, vor allem nicht über Künstler. Wenn Du etwas wissen willst, googlest Du es. Du tippst es und konsumierst es. Dieser Tod des Geheimnisvollen und des Märchenhaften ist wirklich eine traurige Sache. Letztens hatte ich auf einmal eine Band im Kopf, die ich seit zehn Jahren nicht mehr gehört hatte, aber ich musste eben nicht zu meiner Plattensammlung gehen, um sie zu hören, sondern nur einen Namen bei Youtube eingeben. Das kann auch wundervoll sein.

ZEITmagazin: Man kann auch versuchen der Welt den Rücken zu kehren. Sie haben mal in der Wildnis gelebt …
Pearson: Ich glaube, das Ganze wird immer etwas überinterpretiert. Ich habe alleine in einem Haus gewohnt, in diesem 300-Einwohner-Dorf in Texas. Als ich dort hingezogen bin, gab es dieses ganze Internetding noch nicht so und ich hatte kein Auto. Ich habe Kontakt mit Freunden und Familie abgebrochen. Für mich war das eine Art Wildnis. Es war brutal, aber manchmal ist es ganz gut, abgeschlossen von der Außenwelt zu sein.

ZEITmagazin: Was hat Sie dazu gebracht, wieder Songs aufzunehmen?
Pearson: Ich habe nie aufgehört, Songs zu schreiben und habe immer Konzerte gespielt. Es gibt Hunderte, die ich einfach nie aufgenommen habe. Mit der Zeit wollte ich die Songs in eine Welt bringen, die mir nicht mehr gehört und ich dachte, es wäre auch gut für mich, sie rauszubringen. Ich habe mir schon gedacht, dass die Kritiker das Album lieben würden, denn es ist gute Arbeit und vor allem ist es ehrlich. Aber es überrascht mich immer wieder, dass die Leute es tatsächlich kaufen und es offenbar so viel Traurigkeit da draußen gibt. Es hilft mir, dass es den Leuten hilft.

ZEITmagazin: Die Bühne scheint für Sie ein schmerzvoller Ort zu sein. Warum treten Sie trotzdem auf?
Pearson: Ich hoffe einfach, dass es einigen Leuten gut tut. Die Leute kommen ja immer wieder, wir sind jetzt seit neun Monaten auf Tour. Dann kommt auf einmal jemand mit Tränen in den Augen zu Dir und sagt „Hey, das habe ich gerade wirklich gebraucht“. Vielleicht brauche ich es auch und es ist eine Art Katharsis.

ZEITmagazin: Ihr Album hört sich an, als würden Sie versuchen Ihren Gedanken eine Richtung zu geben.
Pearson: Das ist ein Kampf, und es ist schwierig, eine Struktur zu finden. Es ist, als ob man Auto fährt und nicht weiß, wo man hin will. Oder man hat eine Karte und kennt den Weg, fährt aber einen Umweg.

ZEITmagazin: Es geht um Liebe und gebrochene Herzen. Wie viel an diesem Schmerz ist inszeniert?
Pearson: Es ist alles echt. Man muss es sich vorstellen wie eine Dokumentation: wichtig ist, die rohe Essenz des Gefühls zu erfassen. Das ganze Album ist ein Liebesbrief, es ist das Geräusch der Trennung. Ich habe diese Songs nicht in dem Wissen geschrieben, sie jemals zu veröffentlichen. Das ist das Gute daran.

Die Fragen stellte Hella Schneider

 

Mach´s falsch und du machst es richtig: die Kunst der paradoxen Lebensführung

(c) Josef Fischnaller

Das Längste, was Christian Ankowitsch je geschrieben hat, ist seine 500-seitige Doktorarbeit über den Maler Piet Mondrian. Es hat sich gelohnt, wegen des „Dr.“. Viel öfter gelesen wurden allerdings seine Ratgeber-Bücher. Da wären zum Beispiel: Dr. Ankowitschs kleines Universalhandbuch oder Dr. Ankowitschs kleiner Seelenklempner. Jetzt gibt es ein neues Buch des Österreichers, es heißt Mach’s falsch, und Du machst es richtig.
 Die Kunst der paradoxen Lebensführung. Was das für eine Kunst sein soll, erklärt Christian Ankowitsch hier.

ZEITmagazin: Herr Ankowitsch, warum stehen Sie manchmal auf einem Berliner U-Bahnhof rum, anstatt schnell nach Hause zu gehen?
Christian Ankowitsch: Weil man dort ganz wunderbar beobachten kann, wie paradox unser Alltag funktioniert. Am U-Bahnhof, an dem ich immer aussteige, hing kürzlich ein Schild am Fahrkartenautomaten: „Bitte nicht berühren. Frisch gestrichen!“ Jeder zweite – jeder dritte, ich will nicht übertreiben – hat aber genau das gemacht. Ich hab mir das lang angeschaut. Und gedacht: Das ganz Verbotswesen ist ein einzige Paradoxie. Denn wenn man den Leuten etwas verbietet, bringt man sie immer auch auf die Idee, das zu tun, was man ihnen verbieten will.

ZEITmagazin: Der weiße Elefant?
Ankowitsch: Ganz genau. Sie müssen scheitern, wenn ich Sie bitte: „Denken Sie jetzt nicht an einen weißen Elefanten!“

ZEITmagazin: Das Interessante an Ihrem Buch ist aber, dass Sie das Paradoxe auch als Chance begreifen.
Ankowitsch: Ein schönes Beispiel stammt von dem Psychologen Fritz B. Simon. Der schildert die Kunst des Seiltanzens und stellt fest, dass es aus lauter widersprüchlichen Handlungen besteht. In der ersten Sekunde hängt sich der Seiltänzer nach links. Wenn er dann abzustürzen droht, muss er sich sofort nach rechts hängen. Und so weiter, hin und her. Auf einen Nenner gebracht ergibt das eine paradoxe Anweisung: Willst du über ein Seil gehen, dann musst du dich nach links und rechts hängen.

ZEITmagazin: Was bedeutet dieses abstrakte Beispiel?
Ankowitsch: Dass wir solche Paradoxien aushalten müssen, weil sie eine Eigenart unseres Lebens beschreiben. Die Anweisung „hänge dich nach links und nach rechts“ macht uns nur dann verrückt, wenn wir versuchen, sie zur selben Zeit zu befolgen. Aber wenn wir die Widersprüche aufeinander folgen lassen, wird eine sinnvolle Strategie daraus. Und die brauchen wir, weil wir in ambivalenten Verhältnissen leben. Ein wesentlicher Schritt zum Erwachsenwerden besteht darin, diese Ambivalenzen zuzulassen. Aber viele Leute wollen das nicht. Sie machen sich dadurch unglücklich, dass sie alles gleichzeitig wollen.

ZEITmagazin: Ihr Buch ist auch ein Ratgeber. Sie erklären nämlich, wie man Paradoxien gezielt einsetzen kann.
Ankowitsch: Zum Beispiel um einzuschlafen, wenn man Probleme damit hat. Bemühen Sie sich einfach, wach zu bleiben. Sie werden schneller schlafen, als Sie sich das vorstellen können. Das ist ein alter Trick, in der Psychologie spricht man von der Paradoxen Intervention.

ZEITmagazin: Man sollte also genau das machen, was seinem eigentlichen Ziel zuwider läuft?
Ankowisch: Manchmal schon. Denn jemandem die eigenen Symptome zu verschreiben heißt gleichzeitig, ihnen das Schicksalhafte zu nehmen. Chronische Schmerzen zum Beispiel sind wie ein Monster, das kommt und geht, wann es will. Wenn Sie einen Patienten mit chronischen Schmerzen aber auffordern, das Monster selbst herbeizuzitieren, also die Schmerzen bewusst zu steigern, dann macht dieser Mensch die Erfahrung, dass das Monster ihm gehorcht. Im Umkehrschluss heißt das: Er kann diese Schmerzen willentlich auch kleiner machen. Genauso, wie die Schlaflosigkeit.

ZEITmagazin: Sie beschreiben die alltäglichen Widersprüche anhand vieler Anekdoten. Welche davon erzählen sie am liebsten?
Ankowitsch: Meine Lieblingsgeschichte habe ich zum Glück selber erlebt. Sie spielt auf der Party eines lieben Kollegen, wo sehr gute Musik lief. Etwa 50 Leute haben heftig getanzt. Irgendwann, warum auch immer, fingen sie an, wie wild zu hüpfen. Das Problem war, dass das in einem großen Zimmer in einer Altbauwohnung passierte. Der Hausherr bekam Angst, dass wir nach unten durchbrechen. Also hat er die Musik leise gedreht und geschrieen: „Wir brechen gleich durch. Leute, hört bitte auf zu springen!“ Sie dürfen nicht ein einziges mal raten, was passierte: Alle sind gleichzeitig losgesprungen. Wie auf Befehl. Und genau genommen war es auch ein Befehl, nur ein paradoxer.

ZEITmagazin: Man könnte den Titel Ihres Buches also auch umdrehen: „Mach’s richtig, und Du machst es falsch“?
Ankowitsch: Um einen griffigen Buchtitel zu finden, ja. Als Lebensmaxime, nein! Es sind die konkreten Zusammenhänge, in denen sich eine Option als falsch oder richtig darstellt. Das kann sich ganz schnell ändern. Der von Ihnen vorgeschlagene Titel stimmt für all jene Situationen, in denen wir zum x-ten Mal versuchen, eine verfahrene Situation auf die „richtige“ Art und Weise zu lösen. In dem Moment erweist sich das Richtige tatsächlich als falsch – sonst hätte es ja bereits geklappt. Wer kennt das nicht: Ein Freund jammert uns vor, mit der falschen Frau zusammen zu sein. Was machen wir? Wir trösten ihn, versuchen ihm klar zu machen, dass das alles doch nicht so schlimm sei. Das ist zwar richtig, aber falsch! Besser, wir pflichten unserem Freund bei, machen also das Falsche: „Du hast total recht! Eine schreckliche Frau! Unerträglich!“ Eine Minute später wird der Freund anfangen, seine Freundin zu verteidigen. Und formuliert damit aus eigenem Antrieb etwas Positives über sie.

ZEITmagazin: Ist Ihr Buch eine Art inoffizieller Nachfolger von Paul Watzlawicks berühmter „Anleitung zum Unglücklichsein“?
Ankowitsch: Watzlawick ist für einen Teil meines Buchs sehr wichtig. Er hat ja die paradoxe Intervention massgeblich geprägt und vorangetrieben. Beabsichtigt habe ich es jedenfalls nicht, einen Nachfolger zu schreiben. Sollte es einer werden, bin ich der Allerletzte, der sich darüber beklagen wird.

Die Fragen stellte Alexander Krex  

 

 

 

Peter Langer „Volume I 9/2011“

(c) Peter Langer

(c) Peter Langer

(c) Peter Lange

(c) Peter Langer

Unser Fotokolumnist Peter Langer hat ein Buch gemacht. Es heißt Peter Langer Volume I und ist bei Nightworks erschienen. Vier Wochen ist er dafür durch New York gelaufen, mit dabei: Zwei Handys und eine Spiegelreflexkamera. Herausgekommen ist klassische amerikanische Street-Photography in schwarz-weiß. Und ein Cover-Foto in Farbe.

ZEITmagazin: Herr Langer, ich habe Sie auf dem Handy angerufen. Was für ein Modell halten Sie sich gerade ans Ohr?
Peter Langer: Ein Blackberry Bold 9000, das ist ungefähr drei Jahre alt.

ZEITmagazin: Laufen Sie gerade durch Berlin?
Langer: Nein, ich sitze zu Hause an meinem Schreibtisch.

ZEITmagazin: Angenommen, Sie stünden mit ihrem Handy auf der Strasse: Würde es Sie stören, von einem Fremden fotografieren zu werden?
Langer: Nein, das wäre total ok. Aber wahrscheinlich würde ich es überhaupt nicht merken. Als ich in New York Passanten für mein Buch fotografiert habe, hat das kaum einer mitbekommen. Die waren so mit ihren Telefonen beschäftigt.

ZEITmagazin: Beim ersten Durchblättern kann man leicht übersehen, dass alle Leute im Buch am Handy hängen.
Langer: Das ist es ja. Das öffentliche Telefonieren hat sich so etabliert, auch die Körperhaltung, die Hände; das fällt gar nicht mehr auf. Handys sind so dominant im New Yorker Stadtbild. So ist das Buch ja erst entstanden: Ich war da, habe fotografiert, und habe dann gesehen: Wow, das ist ja ein Thema.

ZEITmagazin: Die meisten Fotos haben Sie selbst mit dem Handy aufgenommen. Wie kommt einer, der sonst Fotos für Magazine und Werbung inszeniert, dazu, Kamera gegen Handy einzutauschen?
Langer: Eigentlich waren es zwei Handys, das Blackberry und ein altes iPhone. Handys sind unauffälliger. Am Anfang war ich mit einer Spiegelreflex unterwegs, das merken die Leute. Wenn man nur ein Telefon hat, geht man in der Masse unter, wird unsichtbar. Ein Gefühl, als würde man sich durch Google-Streetview klicken.

ZEITmagazin: Wenn man so will, haben Sie mit mangelhafter Technik fotografiert. Handy-Fotos sind ja nicht unbedingt dazu da, gedruckt zu werden.
Langer: Das Schöne ist die extreme Bild-Körnung, die mit dieser Technik entstanden ist. Die Fotografien sehen aus, als stammten sie von einem hochempfindlicher Schwarz-Weiss-Film. Dabei sind das nur Pixel, die man da sieht. Trotzdem schwingt Nostalgie mit. Andererseits hat es auch was Trashiges. Ich würde sogar sagen, die Qualitätsverschiebung hin zum Trash ist ein grundsätzlicher Zug digitaler Fotografie im Vergleich zu Fotos vom Film.

ZEITmagazin: Das New York Buch ist der erste Teil einer Amerika-Trilogie. Welche Geschichte werden Buch Nummer zwei und drei erzählen?
Langer: Das weiß ich noch nicht. Ich weiß auch nicht ob, ich wieder in Manhattan fotografiere, in L.A., oder sonstwo. Das entwickelt sich aus dem Leben heraus, ich muss mich in die Situation begeben. Diese Freiheit habe ich nur, wenn ich ohne Auftrag arbeite. Denn egal wie viel Spielraum ich vom Auftraggeber bekomme, ich denke immer an das Endprodukt.

ZEITmagazin: Jetzt haben Sie ja doch einen Auftrag: Es ist eine Trilogie angekündigt.
Langer: Ja, jetzt muss ich noch zwei Bücher machen. Aber wie die aussehen, steht nicht fest. Kann sein, dass die ganz dick werden, oder nur zehn Seiten haben.

ZEITmagazin: Die Bilder aus New York – das Licht, die Klamotten – könnten an einem Tag entstanden sein.
Langer: Tatsächlich waren es drei unterschiedliche Aufenthalte. Insgesamt hatte ich vier Wochen zum Fotografieren.

ZEITmagazin: Haben Sie das Knipsgeräusch ihres Handys ausgeschaltet, bevor Sie losgezogen sind?
Langer: Nein. Manhattan ist so dicht, so laut, das hört Niemand. Und: Alle haben die Ohrstöpsel ihrer eigenen Handys in den Ohren.

Die Fragen stellte  Alexander Krex

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (36)

 

(c) Hedi Xandt

FabianHart.com ist Anlasslyrik, Wortporno, visuelles Esperanto. Hart ist Alternativprogramm zu weichgespültem fashion & public relations content. Hart ist progressiv, unabhängig, frei. Die Beiträge sind sowohl Vorboten gesellschaftlicher Moden, als auch subjektiv relevante Ansichten des Publishers Fabian Hart (27)

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Vollkommen, nicht im Sinne von makellos sondern von relevant, ist ein Blog, wenn sich die Inhalte über den ursprünglichen Webtagebuch-Charakter hinaus an eine Zielgruppe richten und für diese fernab von Voyeurismus einen Mehrwert bieten. Die Beiträge eines Blogs sollten relevant sein für die Zeit, in der wir leben.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit mir selbst.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Bloggen und blocken.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Ich unterscheide nicht mehr länger zwischen Leben im Off- und Online. Musik, Sex, lesen, Freunde sehen. Nichts davon ist nur das ein oder andere.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? In Zeit-Online Interviews, aber nur bei einer Antwort.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Tim Berners-Lee.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Die eigentlichen Helden sind doch Mütter, aber die hat ja jeder. Ich bevorzuge Lieblings-Antihelden. Zum Beispiel meinen Vater. Somit bleibt dann doch alles in der Familie.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Menschlichkeit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Authentizität, Offenheit, Ehrlichkeit.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? veronicaferres.de

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Vielmehr als Blogger stört mich die Pauschalisierung des Blogger-Begriffs. Das ist so, als würde man von „Schlüsselloch“ bis „Zeit Magazin“ jede Printpublikation über einen Kamm scheren. Ein Blog ist ein Medium und keine Wesensart.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich wünschte, ich wäre kritikfähiger und hätte nicht diese allzu dünnen Waden.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Jede Idee, die online geht und funktioniert, macht glücklich.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Die Freiheit zu haben, den kürzesten Weg zwischen Idee und Realisation gehen zu dürfen.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Zeitreisen. Aber immer nur nach vorne und nicht zurück, weil da waren andere ja schon.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Bevor ich darüber nachdenke, wer ich in einem nächsten Leben sein will, sehe ich lieber zu, der zu werden, der ich in diesem werden möchte.

Ihre größte Extravaganz? Mein Leben.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? In Rave-Stimmung und Bootcut-Jeans-Laune.

Ihr Motto? Repeat does not exist.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katrin SchlotterhoseKatharina OberIsabella MeyerMax DaxJames BentMaria RatzingerLea Groß,  Christoph Niemann,  Jaap BiemansJulia KnolleOkka RohdVanessa MazalClemens PoloczekKatja SchweitzbergerGabi GabelShala MonroqueThe PhotodiaristFabian Sixtus KörnerCatrin LinderkampCosima Bucarelli und Johanna MoersJill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Proust-Fragebogen für Blogger (35)

(c) Beda Mulzer

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Katrin Schlotterhose, 28, lebt in Berlin und widmet ihrem Lebenskosmos gleich ein ganzes Blog: Um die überdrehte Existenz der Großstadt geht es ihr, um kurzlebige Trends und langlebige Jugend, genannt hat sie das Ganze „Metropolitan Circus“. Ihr Schwerpunkt dabei: den Menschen in den Metropolen zu erklären, wie sich modische Konventionen brechen lassen. Sie zeigt etwa, dass Männer in Weiß maskulin und Frauen in pink geschmackvoll aussehen können. Katrin Schlotterhose, die studierte Bekleidungstechnikerin, löst Widersprüche auf.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Das vollkommene Blog muss meiner Meinung nach noch kreiert werden. Es sollte aber unbedingt smart und witzig geschrieben sein.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Ehrlich gesagt mit keinem. Jeder Blogger ist anders, jeder hat einen anderen Fokus. Das ist ja auch das Spannende.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Onlineshops durchstöbern, Designer entdecken und Styles konzipieren.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Wirkliche Menschen anziehen und sich darüber freuen, wenn sie sich freuen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Ich bin der ehrlichste Mensch der Welt, das ist mir leider schon oft zum Verhängnis geworden.

Ihr Lieblingsheld im Netz? „Hier entsteht ein neuer Internetauftritt“: Die, die das können und dabei Navigationen noch effizienter machen.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Helden des Alltags, die es schaffen, jedem Tag mit so viel Optimismus und Motivation zu begegnen, dass ich manchmal denke, ich müsste mir eine Scheibe davon abschneiden.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Authentizität. Charme. Innovation.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Offenheit. Loyalität. Pünktlichkeit. Witz.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Affektierte Selbstdarstellung. Die Schere zwischen Realität und selbsterschaffenem Image geht dabei sehr weit auseinander.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Mich stört, dass Blogger alle in einen Topf geschmissen werden, obwohl die qualitativen Unterschiede schon sehr markant sind.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? So lange zu arbeiten, dass ich nicht mal merke, dass draußen schönes Wetter ist. Oft bin so sehr getimt, dass kein Platz mehr für Spontaneität bleibt.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Paris. Fashion Week. Und die Augen leuchten immer noch.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Kreative Freiheit für jeden, der Bock darauf hat.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Französisch und Russisch sprechen.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Noch ’ne Runde Katrin Schlotterhose? Vielleicht diesmal mit glatten Haaren.

Ihre größte Extravaganz? Schuhe und Bildbände.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Mobil.

Ihr Motto? Hinter jeder Tür, die zufällt, öffnet sich eine neue.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katharina Ober, Isabella MeyerMax DaxJames BentMaria RatzingerLea Groß,  Christoph Niemann,  Jaap BiemansJulia KnolleOkka RohdVanessa MazalClemens PoloczekKatja SchweitzbergerGabi GabelShala MonroqueThe PhotodiaristFabian Sixtus KörnerCatrin LinderkampCosima Bucarelli und Johanna MoersJill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

 

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (34)

(c) privat

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Katharina Ober, 23, ist ein vielseitig interessierter Mensch: Auf „Frock & Roll“ schreibt sie über neue Indierock-Alben genau so emphatisch wie über Kollektionen von Londoner Modedesignern. Und freundlicherweise denkt Katharina Ober in ihrem Mode- und Musikblog auch an Männer. Denen hat sie gleich ein eigenes Ressort gewidmet. Dort erklärt sie zum Beispiel auf überzeugende Weise, welche Accessoires zu einem gelungenen Vintage-Outfit gehören. Mit solchen Tipps nimmt die Studentin aus Wien anderen Frauen womöglich Arbeit ab: jenen, die beim Shoppen daran verzweifeln, ihre Männer passend einzukleiden.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Eines, das man wieder besuchen will, weil das Layout passt, der Schreibstil interessant ist und natürlich die Themen.  Und eines, das sich ständig weiterentwickelt und nicht stehen bleibt.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit jenen, bei denen man merkt, dass sie es aus Liebe zu den Dingen machen, über die sie schreiben. Und nicht, weil man im Mittelpunkt stehen will. Konkret bin ich großer Fan von Bees and Ballons, This Is Jayne Wayne, Jazzabelle’s Diary und mybandsbetterthanyourband.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Ganz viel neue und alte Musik hören. Ich lese gerne die „Daily Mail“ (wie peinlich…). Und Online Window Shopping.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Ganz viel neue und alte Musik hören, bevorzugt live in verrauchten Bars und Clubs.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Bei fiesen Einleitungen zu Blogbeiträgen flunkere ich schon mal gerne. Direkte Unwahrheiten sind das aber nie.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Soundcloud, Google und YouTube.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Jarvis Cocker.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Kreativität, Unvoreingenommenheit und Unterstützung zu zeigen, ohne sich wirklich zu kennen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Ehrlichkeit und Zuhören können.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Datenlimits und den Satz „Dieses Video ist in ihrem Land nicht verfügbar“.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Neid (auf meist nichts Weltbewegendes) und Überheblichkeit.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Meine Introvertiertheit.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Fremde Leute zu treffen, die mein Blog kennen.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Mein Online-Magazin und etliche Jobs…und die Erkenntnis darüber, was ich später einmal machen will.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Gerne im Mittelpunkt zu stehen und Gitarre zu spielen.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Nicht als Blogger aber als Musiker…dann bevorzugt als Alison Mosshart.

Ihre größte Extravaganz? Meine Kleiderstange.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Verschlafen.

Ihr Motto? Frock & Roll.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Isabella MeyerMax DaxJames BentMaria Ratzinger, Lea GroßChristoph NiemannJaap BiemansJulia KnolleOkka RohdVanessa MazalClemens PoloczekKatja SchweitzbergerGabi GabelShala MonroqueThe PhotodiaristFabian Sixtus KörnerCatrin LinderkampCosima Bucarelli und Johanna MoersJill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

 

 

Proust-Fragebogen für Blogger (33)

(c) Isabella Meyer

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Isabella Meyer, 23 und aus Wien, kennt sich in der Theorie und Praxis von Fashionblogs bestens aus. In der Theorie, weil die Publizistik-Studentin an einer Forschungsarbeit zum Thema „Die Wirkung von Modeblogs“ schreibt. In der Praxis, weil sie selbst ein Blog betreibt. „Repeatoire“ heißt ihr Blog – zu sehen sind dort Galerien lichtdurchfluteter Fotos, die sie selbst als wandlungsfähiges Model zeigen, das mal im Kaftan, mal im Eskimopulli, mal im Ballerinakostüm posiert. Die Wirkung: weckt Fantasien für gelungene Outfits. Unser Vorschlag: „Repeatoire“ sollte unbedingt Erwähnung finden in ihrer Forschungsarbeit.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? „Vollkommenheit“ in ihrer klassischen Bedeutung klingt wahnsinnig anstrengend. Für mich darf demnach die persönliche Note nicht fehlen, auch wenn (oder gerade weil) das Blog dadurch Ecken und Kanten bekommt. Sollte man dem Ganzen dann noch die Liebe zum Detail anmerken, habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit keiner bestimmten Person. Zum Glück kann ich Internetauftritte und persönliche Identifikation ganz gut trennen.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Die „Most visited“-Funktion verrät mir, dass ich die Plattform Twitter am häufigsten nutze. Demnach ist meine Lieblingsbeschäftigung vermutliche das fortlaufende Lesen und Tippen von 140 Zeichen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Alle Beschäftigungen, die mehr als 140 Zeichen erfordern. Im Moment versuche ich zum Beispiel, mir selbst das Gitarrespielen beizubringen – ein Selbstexperiment.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Bewusst sollte man das zweifellos nie tun, aber auf die Frage „Wie geht es dir?“ schreibe ich womöglich ab und an nur die halbe Wahrheit.

Ihr Lieblingsheld im Netz? David Hasselhoff!

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Nackenrolle.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Menschen, die sich durch ihre netzinterne Selbstdarstellung nicht offensichtlich in bestimmte Muster einteilen lassen (wollen).

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Offenheit, Humor, Spontanität, ein guter Musikgeschmack und Hingabe – in vielerlei Hinsicht.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Wir können es nicht einmal annähernd erfassen.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Wenn sie sich selbst zu ernst nehmen.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Ich nehme mir Dinge schnell zu Herzen. Eine gesunde und situationsbedingte Gleichgültigkeit fällt mir demnach schwer, soll aber gut fürs Wohlbefinden sein, hab ich gehört.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Das lässt sich nicht auf ein Erlebnis runterstauchen. Aber das Gefühl zu erkennen, dass Bloggen auf irgendeine Art und Weise Früchte trägt, lässt sich als „glücklich“ beschreiben.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Das entstandene Netzwerk, ob nun mit Lesern oder anderen Bloggern.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Stundenlanges Tauchen ohne die Notwendigkeit von Sauerstoffzufuhr. Und Gitarre spielen. Es war nur ein Talent gefragt, oder? Dann bitte die Fähigkeit, stundenlang unter Wasser Gitarre spielen zu können.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Wenn überhaupt, dann als Sandra von http://rodeo.net/niotillfem/ – aber auch nur, weil sie in Stockholm, NYC und LA gleichzeitig wohnt.

Ihre größte Extravaganz? Studieren in Wien.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Wie es mir geht? Der dritte Akkord macht mir ein wenig Sorgen, aber ansonsten geht es mir natürlich gut!

Ihr Motto? What goes around comes around. Und nicht erst seit Justin Timberlake.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Max DaxJames BentMaria Ratzinger, Lea GroßChristoph NiemannJaap BiemansJulia KnolleOkka RohdVanessa MazalClemens PoloczekKatja SchweitzbergerGabi GabelShala MonroqueThe PhotodiaristFabian Sixtus KörnerCatrin LinderkampCosima Bucarelli und Johanna MoersJill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt