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Proust-Fragebogen für Blogger (102)

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Christine Neder, 27, war erst in der 10. Klasse, als sie ihren großen Traum schon wieder aufgeben wollte. Schreiben als Beruf, so hieß das Ziel, doch mit den schlechten Noten im Deutschunterricht schien es sich nicht verwirklichen zu lassen. Trotzdem ist Christine am Ball geblieben. Jahre später, als sie in New York studierte, startete sie ihren Blog Lilies Diary – und stellte fest, dass Schreiben eine Therapie für sie war. Je mehr sie aufschrieb, desto mutiger wurde sie. Und bald veröffentlichte sie ihr erstes Buch, „90 Nächte, 90 Betten“, in dem sie ihre Abenteuer als Couchsurferin erzählt. Die schlechten Noten im Deutschunterricht sind mittlerweile vergessen, Christine Neder kann vom Schreiben leben. Sie hat ein zweites Buch geschrieben und bloggt fleißig über das Reisen sowie über Mode und Design. „Wo Leidenschaft ist, ist auch immer ein Weg“, sagt sie, und schreitet weiter mutig voran.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Ein Blog, den ich sicher nicht lesen werde, denn alles was vollkommen ist, erscheint mir sehr langweilig. Ich lese gerne Blogs, die sich immer wieder neu erfinden. Neues ausprobieren ist aber auch ein Risiko und klappt nicht immer und Fehltritte sind wohl weit entfernt von der Vollkommenheit.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Mit keinem. Das gehört zu meinem Konzept.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Tiervideos anschauen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Leute beobachten und fremde Gespräche belauschen. Meistens so indiskret, dass ich von meiner Begleitung regelmäßig Schläge bekomme mit dem Satz: Glotz doch nicht so offensichtlich da hin, das ist ja peinlich.
Ich bin eben neugierig…

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Wenn ich sage, dass ich in Zukunft weniger reisen möchte um mich mehr auf meine Arbeit und Karriere zu konzentrieren.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Michael Buchinger. Er bringt mich immer zum Lachen.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Männer, die mir den Koffer die Treppe hoch tragen. Sie haben begriffen, was Frauen wirklich wollen. Und mein Programmierer.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Wenn sie es in wenigen Sätzen schaffen, dass ich sie interessant finde. Ja, das Spiel mit den Wörtern und sie gekonnt einzusetzen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

In Berlin freut man sich schon, wenn die Menschen pünktlich zum Treffpunkt erscheinen und sich 50% des Treffens unterhalten und nicht auf Tinder abhängen. Ansonsten schätze ich Authentizität, Ehrlichkeit und verrückte Ideen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Pseudo-depressive Persönlichkeiten, die ihren Weltschmerz in jeder Statusmeldung zum Ausdruck bringen.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Wenn sie sich über Likes und Retweets definieren.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Ich bekomme feuchte Hände, wenn ich weiß, dass ich für längere Zeit kein W-Lan habe. Ich weiß, das ist nicht normal…

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Mir hat ein junge Frau eine Facebook-Nachricht geschrieben, um sich bei mir zu bedanken. Auf meiner Facebook-Fanseite von Lilies Diary hatte sie etwas kommentiert und ein Typ hat darauf geantwortet. Dann haben sie im privaten Chat weiter geredet, sich getroffen, verliebt, sind zusammen gezogen und bald kommt ihr Kind auf die Welt. Ich hoffe, es heißt Christine, wenn es ein Mädchen wird.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Ich kann alles und muss nichts.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Ich würde gerne Alkohol trinken und mich am nächsten Tag noch an die Gespräche erinnern können.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Ich kann mir schlecht die nächste Woche in meinem Leben vorstellen, deswegen bin ich mit der Frage, was im nächsten Leben passieren soll, überfordert.

Ihre größte Extravaganz?

Einen Tag nichts machen. Nur dasitzen und im Idealfall das Meer oder die Berge anschauen.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Ich sitze im Zug. Wir haben 66 Minuten Verspätung. 20 Minuten wegen Personen auf dem Gleis, 15 Minuten, weil sich die Strecke auf ein Gleis verengt, weitere 16 Minuten, weil wir auf einen Anschlusszug warten, und eine Umleitung sind wir auch gefahren. Einerseits bin ich absolut genervt, andererseits sehr gespannt, welche Ausrede als nächstes kommt.

Ihr Motto?

Be as much person, as you can be.

(c) Dominik Butzmann

 

Proust-Fragebogen für Blogger (101)

typostrate bild zeit

Schönschrift hat uns in der Schule immer genervt, doch wer sie beherrscht hat, den haben wir zugegebenermaßen ein bisschen bewundert. Christian Goldemann zum Beispiel hatte immer ein Faible für die Kunst des schönen Schreibens. Als Jugendlicher experimentierte er mit Graffiti und Schriftzügen, später studierte er Grafikdesign, und schließlich schuf er mit „Typostrate“ einen Blog, der ausschließlich von Typografie handelt. „Von Anfang an ging es bei Typostrate um die Liebe zur Schrift“, sagt Goldemann, der auf seinem Blog Leute porträtiert, Apps, Bücher und hübsche Zitate in verschiedenen Stilen vorstellt. Außerdem gibt es ein Typografie-Lexikon und viele verschiedene Schriftarten zum Download – jeder Aspekt des schönen Schreibens ist hier abgedeckt. Wer sich für Schriftarten begeistert, nach Inspiration sucht oder einfach Geschichten über kreative Köpfe lesen möchte, ist bei Typostrate sehr gut aufgehoben.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Ein Blog, auf dem man mit Leidenschaft und Spaß jeden Tag neue Artikel verfasst und dies sich auch auf die Leute überträgt.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Da ich keinen Blogger nachmache und in dieser Nische einer der Ersten bin – mit niemandem.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Typografie recherchieren, finden und posten.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Web- bzw. Grafikdesign praktizieren, neue Ideen entwickeln, Musik und meine Tochter.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Nie. Die Unwahrheit lasse ich weg.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Wahre Helden werden durch Mut dazu gemacht. Doch Mut findet man nur in der Wirklichkeit.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Mein Vater.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Ich schätze es, wenn Leute das anerkennen, was ich tue und mir mit offenen Augen und Herzen begegnen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Ehrlichkeit, Zuhören, wahre Freude und Spaß aus sich selbst heraus.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Foren. Hier wird oft grenzenlos und unproduktiv gelästert, kritisiert und zerrissen. Was bringt’s?

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Mich stören generell Blogger, die nur Trends nachmachen und keinen Schimmer haben von der Materie.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Meine Ungeduld.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Wenn mich Zeitungen um Interviews bitten, wenn Design-Seiten mir auf Twitter followen oder wenn meine Posts die Menschen begeistern.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Das Leute anfangen Typografie als eigene Kunstform zu betrachten und ihre Augen im Alltag anders ausrichten.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Kalligrafische Raffinesse.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Ihre größte Extravaganz?

Fashion, aber momentan Sneaker.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Schlaflos wach.

Ihr Motto?

Als ich des Suchens müde wurde, erlernte ich das Finden!

(c) Rafael Wolsdörfer

 

Proust-Fragebogen für Blogger (100)

Proust_100

Die Zeit vergeht so schnell: Der Proust-Fragebogen für Blogger wird an diesem Wochenende 100 Folgen alt. Als Jubiläums-Spezial haben wir die schönsten, witzigsten und originellsten Antworten in ausgewählten Kategorien gekürt. So viel können wir vorab verraten: Viele Blogger sind lustige Zeitgenossen. Weil wir sie auch stets nach ihrer gegenwärtigen Geistesverfassung gefragt haben, wissen wir, dass einige von ihnen müde, entspannt oder glücklich waren, als sie den Fragebogen ausfüllten (jeweils sieben). Wieder andere waren gespannt (sechs), gestresst (fünf), zufrieden, verwirrt oder optimistisch (jeweils vier). Und wer einzigartig sein wollte, der beschrieb seinen Geisteszustand mit den Adjektiven adrenalinesk, in Rave-Stimmung, wach mit leichtem Koffeindefizit, schwanger, in der goldenen Mitte, ansprechbar, urlaubsreif oder zurechnungsfähig. Die 99 Blogger aus der ganzen Welt haben sich für den Proust-Fragebogen wirklich ins Zeug gelegt. Hier sind ihre besten Antworten.

Best of „Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?“:

1. In den Antwort-SMSen an meine Eltern: Ja, es geht mir gut. Nein, wir sind im Urlaub in der Gegend in der keine Krisenherde herrschen, ja doch – die Sonnencreme ist längst eingepackt… (65)

2. Bei Postkarten. Da könnte ich eigentlich immer drauf schreiben: Keine Ahnung, was ich dir schreiben soll, aber liebe Grüße! Sonst selten. Ich übertreibe vielleicht gerne mal ein bisschen, damit sich Dinge toller anhören, als sie in Wirklichkeit sind. Oder lasse schlechte Dinge weg. Aber meistens schreibe ich die Wahrheit. (58)

3. – Jetzt gerade. Und wenn es die Höflichkeit erfordert. – Wenn ich auf Baby-Fotos reagieren muss.
 – Die Unwahrheit SCHREIBEN – das sehr selten. Die Unwahrheit SAGEN – da gibt es viele Fälle. (42)

4. Ständig, ich bin ja Schriftsteller. (3)

5. Ich versuche stets in der Logik der jeweiligen Fiktion zu bleiben. (91)

6. Am häufigsten lüge ich durch Schweigen. Indem ich nicht sage: „Hey, deine Bildershow wäre viel besser, wenn du die schlechtere Hälfte der Bilder gelöscht hättest.“ Oder: „Hier sind 20 Kommas, bitte benutze sie.“ Auch wenn es mir gelegentlich echt auf der Zunge liegt. (68)

7. Jedes Mal wenn ich vorgebe, objektiv zu sein. (5)

8. Geht es um Preußen Münster, fehlt mir jegliche Neutralität. (9)

9. Selbstverständlich immer, wenn die Wahrheit mich schlecht aussehen ließe. (71)

10. Stets und mit voller Überzeugung bei unangemessenen Fragen. (86)

Best of „Ihr Motto?“:

1. The difference between try and triumph is a little ‘umph’.
 (16)

2. – “Wer mir was vom goldenen Lebensabend quatscht, dem hau ich das Gebiss raus.” Leider nicht von mir, sondern von Klaus Kinski
. – Ha ha! Ich helfe mir auch mit einem Zitat: “Mehr Freude an der Frische.” (42)

3. Kein Motto – kein Druck. (50)

4. Warte nicht bis der Sturm vorüber ist, sondern lerne im Regen zu tanzen. (51)

5. Die Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass sie jemand findet. (Astrid Lindgren) (58)

6. „Tanzen”, sagte der Schafsmann. “Immer weitertanzen, solange die Musik spielt […] Und nicht darüber nachdenken, warum du tanzt. Versuche nicht, einen Sinn darin zu finden. Es gibt nämlich keinen.” (92)

7. Das Wichtigste im Getriebe ist der Sand. (93)

8. Ich lebe sehr streng nach dieser Vorgabe – sie war die Antwort für meine körperliche und geistige Gesundheit. 
24 Stunden am Tag: 
8 Stunden Arbeit, 
8 Stunden Freizeit, 
8 Stunden Ruhe. (98)

9. Go big or go home. (19)

10. Live a Little. (2)

Best of „Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?“:

1. Donald Duck. Diese durch keine noch so widrigen Umstände erschütterbare Zuversicht. (3)

2. Ich habe tiefste Bewunderung für alle, die es schaffen, trotz grober Hindernisse und Schwierigkeiten immer positiv zu denken. (13)

3. Die eigentlichen Helden sind doch Mütter, aber die hat ja jeder. Ich bevorzuge Lieblings-Antihelden. Zum Beispiel meinen Vater. Somit bleibt dann doch alles in der Familie. (36)

4. – …in der Wirklichkeit erst recht nicht. – Derjenige, der sich am erfolgreichsten um Hilfsbedürftige kümmert. Hilfe, jetzt klinge ich wie eine Miss-Wahl-Kandidatin
. – Die ihr Leben für andere riskieren. Und es ist mir egal, wenn ich wie eine Miss-Wahl-Kandidatin klinge. (42)

5. Auch der Typ, der den Ad-Blocker erfunden hat. Und natürlich Batman. (49)

6. Jeder, der es schafft, sich die Liebe zu den Menschen und zum Leben zu bewahren und sie weiterzugeben. (29)

7. Momentan: jeden Tag ein anderer. Nämlich jeweils derjenige, der mir die Tür aufmacht, um mit mir Kaffee zu trinken. (37)

8. Meine Eltern, die nach Jahrzehnten gemeinsamer Zeit und eines anstrengenden geteilten Arbeitslebens immer noch viel zusammen lachen. (17)

9. Mein Freund, der sieht gut aus und kann echt gut Schlagzeug spielen. (21)

10. Meine Mama. Hallo Mama! (81)

Best of „Ihre größte Extravaganz?“:

1. Nur sehr selten den Wecker zu stellen. (7)

2. Meinen sicheren Job verlassen zu haben, mein Haus verkauft zu haben und in die teuerste Stadt Amerikas gezogen zu sein und das alles mitten in der Wirtschaftskrise – um mich ganz meiner Photographie und meinem Blog zu widmen. (12)

3. Rückzug total. (61)

4. Alte Ölbilder von schicken Damen. (73)

5. Ich habe mir vor einigen Wochen mein erstes Auto angeschafft. 500 Euro. Rot. Brauche ich nur gar nicht. (89)

6. Ein Hut, komische Schuhe, Prosecco Grapefruit. (93)

7. Zwölf Becher Kaffee am Tag. (5)

8. Der unaufhörliche Glauben daran, dass alles irgendwie doch immer gut wird – und ich keinen Kaffee mehr trinke. (62)

9. Das zweite Paar Chloé-Sandalen, nachdem das erste dem Regen zum Opfer gefallen war. (26)

10. Niemals Parmesan auf die Spaghetti. Und gelegentlich abends eine Tasse Tee auf der Terrasse des Old Cataract Hotels. (3)

 

Proust-Fragebogen für Blogger (99)

tine

Unter all den zauberhaften französischen Vokabeln hat das Wort „Inattendu“ einen besonders schönen Klang. Es bedeutet „unerwartet, überraschend“ – und gibt dem Blog von Tine Fleischer seinen Namen. Seit drei Jahren betreibt die 33-jährige Wahl-Schweizerin „Inattendu„, wo sie Schmuckstücke aus den Bereichen Design, Mode, Musik und aus anderen Welten sammelt. „Wenn ich etwas Schönes sehe, ist das für mich jedes Mal ein Glücksmoment, dann muss ich inne halten und schauen. Das kann dann eine Weile dauern, mein Umfeld kennt das schon“, sagt Tine. Und wenn man sie sich vorstellt, wie sie beim Spaziergang stehen bleibt und gedankenverloren etwas Schönes in ihrer Umgebung betrachtet, dann freut man sich ein kleines bisschen mit ihr.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?


Das wird es wahrscheinlich nie geben und das ist auch gut so.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?


Mit denjenigen, die auch einfach mal nichts schreiben.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? 


Kommunizieren, recherchieren, Warenkörbe voll machen, Warenkörbe wieder leeren.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Skifahren.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?


Auf die Frage „Rauchen Sie?“

Ihr Lieblingsheld im Netz?


Tim Berners-Lee.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?


Meine Eltern natürlich.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Offenheit, Freundlichkeit, Begeisterungsfähigkeit und Kreativität.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Neben den bereits oben genannten: Körperlichkeit.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Wenn ich keins habe. Außerdem der allgemein nachlässige Umgang mit Quellenangaben und dass nichts in Vergessenheit gerät.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Dass sie so fleißig sind und ich mich immer anstrengend muß, hinterher zu kommen.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?


Das leider nicht vorhandene Timing meiner unglaublichen Schlagfertigkeit.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?


Wahrscheinlich mein Auftritt bei „It’s Fashion“. Ich kann das Video leider immer noch nicht anschauen, ohne einen Lachanfall zu kriegen. Aber glückliche Momente gibt es viele, ich freue mich jeden Tag über jeden Kommentar, jede Mail und jeden Klick.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?


Gleichgesinnte gefunden zu haben.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?


Ich würde unheimlich gern auf zwei Fingern pfeifen können.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?


Wiedergeboren zu werden ist für mich keine Option.

Ihre größte Extravaganz?


Hardcover kaufen. Ich kann nie abwarten, bis die Taschenbuchausgabe erscheint. Und irgendwann möchte ich meine eigene Bibliothek mit Büchern bis unter die Decke, einem grossen Sessel und einer Leiter.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?


Voll da.

Ihr Motto?


In case of doubt: overdress.

(c) Tine Fleischer

 

Proust-Fragebogen für Blogger (98)

jjjjound

Justin Saunders ist in Deutschland aufgewachsen, aber rechtzeitig in sein Heimatland Kanada zurückgekehrt, um die Highschool-Blödeleien nicht zu verpassen. Er lebt in Montreal, genießt die feinen Dinge des Lebens und bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Ästheten. Im Jahr 2006 hat er seinen wortlosen Fotoblog JJJJound.com geschaffen, der ursprünglich nur seinen Freunden als Moodboard diente. Auf JJJJound.com findet sich ein bunter Mix aus Design und Mode bis hin zu Musik, Architektur und Landschaften. Justin Saunders hat ein Auge für die schönen Dinge in seiner Umgebung; er ist freischaffender Designer – und teilt seine Eindrücke auf seinem Blog.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?


Ein Blog, das mich immer wieder neugierig macht, neue Dinge zu erforschen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?


Leider verzehre ich Blogs und das Internet ohne mir die Autoren anzusehen. Alles fließt anonym in einen Rss-Reader, oder kommt zufällig über die Google-Bildersuche zu mir.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? 


Recherche natürlich – aber die ist mit Arbeit verbunden. In meiner Freizeit suche ich online gerne nach neuer Musik.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? 


Kochen und Gartenarbeit lernen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?


Ich bezweifle, dass ich das tue.

Ihr Lieblingsheld im Netz?


Freiheitskämpfer.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?


Ich denke, Freiheitskämpfer passen hier auch.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Echtheit.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? 


Dasselbe.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? 


Dass das Netz kontrolliert und zensiert wird.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Überhaupt nichts.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Ich könnte wohl mehr hiervon machen.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?


JJJJound.com hat mir eine Menge Türen geöffnet, die New York Times hat mich angeheuert, ich durfte eine Ausstellung in Los Angeles zeigen… Ich wurde für viele Projekte angefragt, zu denen ich ohne JJJJound.com niemals gekommen wäre.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Ich freue mich, dass Image- und Moodboard-Blogs jetzt Teil unserer Kultur sind. Sie sind ein großartiger persönlicher und kreativer Weg, mit dem wir unsere Visionen ordnen können. Kreativität ist für die meisten von uns sehr verwirrend – eine Plattform zu haben, wo wir unsere Sicht der Dinge auch ohne finanziellen Aufwand veröffentlichen können, macht die Sache leichter.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Ich arbeite an meinem grünen Daumen.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Als ich selbst, aber mit besserem Haar?

Ihre größte Extravaganz?


Meine Zeit.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?


Es ist Winter in Montreal – ich existiere in diesen Tagen quasi nur zu Hause, und genieße die Behaglichkeit meiner Wohnung.

Ihr Motto?

Ich lebe sehr streng nach dieser Vorgabe – sie war die Antwort für meine körperliche und geistige Gesundheit.
24 Stunden am Tag:
8 Stunden Arbeit
8 Stunden Freizeit
8 Stunden Ruhe

(c) Thanh Truc Trinh

 

Proust-Fragebogen für Blogger (97)

morgenmuffelin-1

Kälte, Schnupfen und Dunkelheit schon mitten am Nachmittag: Es gibt eine Menge guter Gründe, den Winter zu hassen. Gut, dass auf der anderen Seite Leute wie Mela Mörtenbäck da sind, die uns das Warten auf den Frühling, wärmere Temperaturen und den Sommerurlaub etwas versüßen. Auf ihrem Blog „morgemuffel.in“ lässt die gebürtige Oberösterreicherin ihre Leser teilhaben an entspannten Städtereisen und malerischen Landschaften (auch Winterfreunde werden hier fündig). Mela sagt, sie sei „von ständigem Fernweh gepackt“, seit sie für ein Jahr in der Toskana studiert hat. Ihre Reiselust lebt sie nun in vollen Zügen aus – und jeder, der seine nächste Auszeit nicht mehr erwarten kann, wird auf ihrem Blog ein wenig entschädigt.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?


Eines, das es durch seine Inhalte schafft, seine Leser immer wieder aufs Neue in seinen Bann zu ziehen.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?


Mit mir selbst. Mein Blog trägt meine persönliche Handschrift; ich identifiziere mich nicht mit anderen Blogs, auch wenn ich sie gerne lese. Ich bin jedoch ein Fan von Blogs, welche durch ihre Bilder und Geschichten Emotionen wecken und ihren Lesern zum Träumen verhelfen. Der Blog fernwehosophy.com von Elisaveta beispielsweise schafft genau dies jedes Mal, wenn ich auf ihrer Seite bin. Ihre Bilder sind einfach großartig und ihre Geschichten nehmen den Leser mit auf Reisen.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? 


Mich vom Hundertsten ins Tausendste verlieren – meist bedingt durch einen Tweet, ein aussagekräftiges Bild auf Pinterest oder sonstige Link-Tipps und Kommentare. Es gibt einfach zu viel Inspiration sowie lesenswerte Seiten im Netz.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? 


Reisen und Fotografieren. Außerdem habe ich ein Faible für außergewöhnliche Hotelkonzepte und liebe es, diese zu erkunden.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?


Nie. Da verschweige ich doch lieber das ein oder andere kleine Detail.

Ihr Lieblingsheld im Netz?


Jack Dorsey – immerhin verdanken wir ihm Twitter. Und mal ehrlich: Was wäre das Internet ohne Twitter?

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?


Piloten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Die Offenheit und das Interesse, mit denen sie fremden Menschen begegnen. Offline vermisse ich diese Eigenschaften regelmäßig.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? 


Respektvoller Umgang miteinander und – wenn vorhanden – ehrliches Interesse am Gegenüber.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? 


Dass manche Menschen meinen, sich hinter ihrer Anonymität verstecken zu müssen und vorgeben jemand zu sein, der sie nicht sind.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Solange sie authentisch bleiben und aus der Freude am Bloggen bloggen, nur wenig. Mich stört jedoch, dass in jüngster Zeit viele Blogs aus der Taufe gehoben werden, weil ihre Betreiber dadurch kostenlose Produkte und Reisen wittern.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Ich bin zu ungeduldig.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?


Zu sehen, wie meine Bilder und Geschichten als Inspiration für andere dienen. Außerdem habe ich das unglaubliche Glück, durch meinen Blog Orte auf dieser Welt sehen zu dürfen, welche ich ohne meinen Blog vielleicht nie gesehen hätte.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Mit meinem Blog selbst eine Inspirationsquelle für andere geschaffen zu haben.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Mehr Geduld an den Tag legen. Zählt das als Talent?

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Wenn schon Wiedergeburt, dann nicht als Blogger, sondern als eine Person mit völlig anderen Vorlieben und Interessen. Nochmal dasselbe in grün? Langweilig!

Ihre größte Extravaganz?


Die paar Euro mehr auf Reisen, um nicht einfach nur eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu haben, sondern in einem Hotel zu schlafen, welches ich mir in den Kopf gesetzt habe.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?


Müde. (Nicht umsonst Morgenmuffelin.)

Ihr Motto?

„I haven’t been everywhere, but it’s on my list“ – Susan Sontag.

(c) Mela Mörtenbeck

 

Proust-Fragebogen für Blogger (96)

schoenhaesslich

„Schoenhaesslich.“ Gutes Wort. Es steht noch nicht im Duden, aber falls es irgendwann einmal soweit sein sollte, hier sind die Urheber: Pierre Starkloff und Johannes Eich, beides gelernte Layouter, die sich während ihres Studiums kennenlernten und Bock hatten, „etwas Eigenständiges auf die Beine zu stellen.“ So kam es: Auf „schoenhaesslich.de“ bloggen die beiden über „Design, Lifestyle und Fotografie“, man findet Reisetipps (Unterwasserschlafzimmer in Tansania), Festival-Checklisten (Klopapier nicht vergessen!) und viele andere nützliche oder einfach nur stylische Sachen. Kategorie mit dem witzigsten Namen: „WTF“.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Beide: Das vollkommene Blog ist für uns ein Magazin, das einen bestimmten Themenbereich auf eine besondere Art und Weise stringent präsentiert. Das kann Innenarchitektur oder Sneaker sein – die Vielfalt ist groß, deshalb favorisieren wir die Blogs, die das Interessanteste aus dem Interweb herausfiltern und nicht jeden Blödsinn posten.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Beide: Als wir Schoenhaesslich begonnen haben, hatten wir sicherlich viele Vorbilder. Inzwischen sind unser Blog und unsere Themen so individuell geworden, dass uns auf Anhieb kein Blogger einfällt, mit dem wir uns identifizieren würden.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Pierre: Neue Blogs und Themen entdecken.

Johannes: Kommunikation führen. In Onlineshops zu viel Geld liegen lassen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Pierre: Mit analogen Freunden sprechen.

Johannes: Mit Freunden und meiner kleinen Familie Zeit verbringen. Musik, Serien und Videospiele.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Pierre: Bei peinlichen Fragen.

Johannes: Ich nutze jede Gelegenheit. Aber das ist gelogen.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Pierre: Antoine Dodson.

Johannes: Kim Schmitz und Andy Milonakis.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Pierre: Das Internet.

Johannes: Wahre Helden… keine Ahnung. Ich bewundere Menschen in sozialen Berufen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Pierre: Menschen, die offen für Neues sind und nicht in Schubladen denken.

Johannes: Kreativität und Intelligenz.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Beide: Dies gilt genauso für Leute im realen Leben.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Pierre: Loading.gif

Johannes: Fanboys und die GEMA.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Pierre: Arroganz.

Johannes: Engstirnigkeit und Scheuklappen. Blogger sind erstaunlich unflexibel und haben Angst vor Veränderungen. Am schlimmsten ist jedoch der krankhafte Konkurrenzgedanke.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Pierre: Der Ehrgeiz, der einen bis spät in die Nacht vorm Rechner sitzen lässt.

Johannes: Immer alles auf den letzten Drücker zu erledigen.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Beide: Immer wenn wir Feedback unserer Leser, neue Anfragen oder Bewerbungen von Gastautoren bekommen.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Pierre: Innerhalb von zwei Jahren eine so große Resonanz auf unser Blog zu erhalten ist bis dato unsere größte Errungenschaft als Blogger.

Johannes: Durch einen erfolgreichen Spendenaufruf Bedürftigen helfen zu können.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Pierre: Ignoranz.

Johannes: Nein sagen zu können.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Pierre: Hat David Hasselhoff ein eigenes Blog?

Johannes: Wiedergeburt klingt gut, dann aber nicht als Blogger.

Ihre größte Extravaganz?

Beide: Schoenhaesslich seit Beginn als Zwei-Mann-Projekt durchzuziehen.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Pierre: Erkältet im Urlaub.

Johannes: Auf dem Weg der Besserung – im Urlaub.

Ihr Motto?

Pierre: It’s nice to be important but it’s more important to be nice.

Johannes: Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.

(c) schoenhaesslich

 

Proust-Fragebogen für Blogger (95)

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Manche Menschen wissen schon in jungen Jahren genau was sie wollen. Und was sie nicht wollen. Claire Beermann wollte in der zehnten Klasse nicht wie 90 Prozent ihrer Mitschüler „in Woolrich-Jacken mit Pelzkragen und Ugg-Boots“ herumlaufen – sie blieb lieber die Exotin, die ihren Mathekurs in einer „pinkfarbenen Hose mit Palmenprint“ besucht. Und weil ihre Mitschüler in Modefragen keine geeigneten Ansprechpartner waren, startete Claire ihren Blog „C’est Clairette“, auf dem sie ihren Stil und ihre Gedanken zur Modewelt erklärt. „Kleider sollen Spaß machen!“, sagt die 19-jährige Berlinerin, die gerne lockerer über Mode sprechen würde, als es ihrer Meinung nach in Deutschland der Fall ist: „immer noch zu ernsthaft, konventionell und streng.“ Immerhin: Ihr Publikum wächst, da Claire als freie Autorin für Publikationen wie Vogue.de und das FAZ Magazin schreibt – übrigens auch über andere Themen als Mode und Stil.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Eines, das Aktualität mit Persönlichkeit, Hintergrundwissen und Unterhaltsamkeit verbindet.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Leandra Medine.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Die Sale-Abteilung bei Net-A-Porter durchforsten.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Zeitung lesen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Wenn die Wahrheit mehr Schaden als die Unwahrheit anrichten würde.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Tim Blanks

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Loriot

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Ehrlichkeit, Selbstironie, Humor

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Ehrlichkeit, Selbstironie, Humor

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Bannerwerbung, die den ganzen Bildschirm blockiert.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

In einigen Fällen: Selbstüberhöhung, schlechte Recherche, Käuflichkeit.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Ungeduld und permanente Ruhelosigkeit

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Die erste Presse-Einladung, auf deren Umschlag über der Adresse stand: „Redaktion C’est Clairette“. Da hatte ich erstmals das Gefühl, dass mein Blog mehr als bloß ein kleines Online-Tagebuch sein könnte.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Dass ich auch nach vier Jahren im Business immer noch unabhängig und frei meine eigenen Ansichten vertrete.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Logisches Denken. Und Physik verstehen. Ich glaube immer noch, da zaubert einer, wenn das Flugzeug tatsächlich abhebt.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Ich halte nichts von Wiedergeburt, aber wenn es nun unbedingt sein müsste: Leandra Medine, natürlich. Ist sie es nicht, die der Modewelt Humor beigebracht hat?

Ihre größte Extravaganz?

Egal, wohin und wie lange ich verreise: Ich nehme jedes Mal fast meine gesamte Garderobe mit. Woher soll man beim Packen wissen, in welcher modischen Stimmung man sich am Reiseort befinden wird?

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Rastlos.

Ihr Motto?

Herz über Kopf.

(c) C’est Clairette

 

Proust-Fragebogen für Blogger (94)

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Ziemlich cool: Jenny Williams ist Künstlerin, sie lebt im New Yorker Stadtteil Brooklyn und hat drei Kinder im Alter von 11, 13 und 21. Weil sie mit ihren „kreativen, interessanten und individualistischen“ Kindern die Inspiration ständig in greifbarer Nähe hat, zeichnet und malt sie Bilder von ihrer jüngsten Tochter und deren Freundinnen. Die kleinen Kunstwerke, die sich stets um Mode und Kleidungsstil der Mädchen drehen, präsentiert Jenny auf ihrem Blog „What My Daughter Wore“. „Jede Mutter und jeder Vater kann dir bestätigen, dass Kindheit wie im Flug vergeht“, sagt sie: „Mir geht es darum, einen bestimmten flüchtigen Moment im Leben meiner Modelle einzufangen, deswegen porträtiere ich ihre Klamotten.“ Jede ihrer Zeichnungen ist einzigartig. Dasselbe gilt für ihren Blog.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Ein einzigartiges und intelligentes.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Ich identifiziere mich mit den Streetstyle-Bloggern und ihrem dokumentarischen Impuls.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Blogs lesen, meistens über Politik oder Stil.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Zeit mit meiner Familie verbringen; künstlerisch tätig sein.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Bei manchen.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Andrew Sullivan.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Zur Zeit: der Aktivist Malala Yousaf Zai.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Kreativität.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Geistreichen Witz.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Mangelhafte Aufbereitung.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Zynische ideologische Manipulation; Selbstgefälligkeit.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Meine pathologische Ambitionslosigkeit.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Als mich das Time Magazine unter den 25 besten Blogs des Jahres 2013 aufgeführt hat.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Während der ersten Monate des Blogs am Ball geblieben zu sein, als ihn buchstäblich nur zwei oder drei Leute regelmäßig besuchten.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Über ein musikalisches.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Als zahlungskräftige Weltreisende, die ihre Abenteuer aufschreibt.

Ihre größte Extravaganz?

Die Restaurants in New York City.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Optimistisch.

Ihr Motto?

„Wenn Du Gott zum Lachen bringen möchtest, erzähl ihm deine Pläne.“

(c) James Cathcart

 

Proust-Fragebogen für Blogger (93)

C91P9178

Ein Journalist sollte dahin gehen, wo es weh tut. Wenige beherzigen dieses Motto so sehr wie Stefan Aigner, 40, der auf seinem Blog „regensburg-digital“ jene kritische Berichterstattung betreibt, die den regionalen Medien in der ostbayerischen Stadt zu heikel ist. Aufgrund seiner investigativen Arbeit musste sich Aigner in den vergangenen fünf Jahren dreimal vor Gericht verantworten: gegen das Möbelhaus XXXLutz, den Rüstungskonzern Diehl und gegen die katholische Kirche – jedesmal mit Erfolg. Um der chronischen Unterfinanzierung beizukommen, hat er einen Förderverein für „regensburg-digital“ gegründet, trotzdem liegt Aigners Einkommen nach wie vor weit unter dem seiner Berufskollegen. Ehrliche journalistische Arbeit ist ihm wichtiger als Geld – das danken ihm jeden Monat rund 80.000 Besucher auf seinem Blog.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Gibt es nicht. Vollkommenheit bedeutet Stillstand.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Surfen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Labern. Tanzen. Rauchen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Nie!

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Viele, in ständig wechselnder Besetzung. Derzeit unter anderem Jakob Appelbaum. Er erklärt das Netz, den Kampf um dessen Freiheit und was das alles mit dem ganz realen Leben, Demokratie, Menschenrechten etc., zu tun hat, so, dass ich es verstehe. Er macht das (bei allem gebotenem Ernst) mit einer Begeisterung, die unterhält und motiviert. Und mit einem Mut, der ansteckt.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Horst Czerny, Journalist, Chefredakteur der Straubinger Woche in den 50ern, Überzeugungstäter, „Kommissar aus der Hölle“ (Zuruf von der Kirchenkanzel).

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Ausdrucksfähigkeit, Textverständnis und, wenn das alles gegeben ist, Diskussionsbereitschaft.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Authentizität, Menschlichkeit, Lebensfreude.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Trolle, den losgelassenen Kommentar-Lynchmob („Schwanz ab“, „Kopf ab“, „abschieben“) und aufdringliche Werbe-Popups.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Mit dem Begriff „Blogger“ als spezielle Klasse von Internet-Schreibern kann ich nicht viel anfangen, außer man bezeichnet damit alle und jede(n), der im Netz veröffentlicht. Von denen mag ich nicht: Lügner, Klickhuren und Hetzer.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Selbstzweifel, Egozentrik, Unorganisiertheit (nicht ganz so schlimm).

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Beruflich: Das Urteil des Landgerichts Regensburg im Rechtsstreit Stefan Aigner ./. XXXLutz mit dem schönen Satz: „Das Verbreiten wahrer Tatsachen ist grundsätzlich nicht rechtswidrig.“

Persönlich: Als ein Opfer sexuellen Missbrauchs bei den Regensburger Domspatzen mich angerufen und gesagt hat, dass es ihm durch meine Berichterstattung besser geht.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Ganz konkret: Nach mehreren Unterlassungsklagen gegen mich hat die Gewerkschaft ver.di klargestellt, dass freie, bloggende Journalisten (oder freie journalistische Blogger) von ihren Richtlinien erfasst sind und Rechtsschutz bekommen können. Das war vorher – zumindest in Bayern – so nicht geklärt. Darauf kann sich seitdem jede(r) berufen.

Ganz allgemein: Immer noch (und das zunehmend nicht allein) zu schreiben, immer noch neugierig zu sein, mich immer noch über etwas aufregen (oder freuen) zu können und immer noch dem Glauben anzuhängen, dass Geld garantiert nicht alles ist.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Ein Musikinstrument spielen zu können

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Stefan Aigner, alternativ als Spatz

Ihre größte Extravaganz?

Ein Hut, komische Schuhe, Prosecco Grapefruit.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

zurechnungsfähig.

Ihr Motto?

Das Wichtigste im Getriebe ist der Sand.

(c) Hubert Lankes